DOI Artikel:
Christoffel, Ulrich: Franz Doll
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.16484#0114
B Kunstbibliothek
Staatliche Museen
zu Berlin
Radierungen gesammelt wurden, zu einer Kompo- heitinderDarstellungmitunderleichterndasHeraus-
sition verarbeitet. Erst in diesem Jahr hat Doli eine wachsen der einheitlichen Form. Das radierte Dop-
Reihe von Jahreszeitenbildern für das Haus der pelbildnis der Eltern von 1925 und das neue Selbst-
Partei in Berlin gemalt und schon die zyklische Zu- bildnis von 1956 unterscheiden sich darin, daß in
sammenfassung mehrerer Bilder zu einem Ganzen dem frühen Blatt das Persönliche in vielen Einzel-
zeigt den vollen Gegensatz einer Auffassung etwa zügen in die Platte eingegraben wurde, während
zum Impressionismus, denn die Landschaften Win- sich im letzten Selbstbildnis die Gesamtheit des
ter, Frühling, Sommer, Herbst wollen in Komposi- Bildnismäßigen mehr herauswölbt und die Radie-
tion und Farbe auf einen Ton abgestimmt sein. rung der Malerei angenähert erscheint, wie dieMa-
Eine schöne Ruhe geht von diesen in feine Einzel- lerei die gebundene Form nicht durch die Schärfe
heiten verästelten heitern Landschaften aus, sie be- der Charakterisierung, sondern durch das Gleich-
deuten eine Abrundung, wenn auch kein letztes maß und die Dichte der weichen Pinselzüge her-
Ziel, denn Doli steht erst in der Mitte seines Weges, ausbildet. Dieses Gebundene, zugleich Räumlich-
und er wird wie um sein Ideal so auch gegen die Farbige und Plastische der Form im Bilde und
Wiederholung des Erreichten kämpfen. In den Ge- Bildnisse zu erreichen, fesselt Doli als künstlerische
birgs- und Seenlandschaften, Winter- und Herbst- Aufgabe ganz besonders, und in dem jüngsten
Stimmungen, Felsen, Bäumen und Bergkuppen wird Selbstbildnis mit seinem Jungen wie in den frühern
eine Naturauffassung, wie sie in München beson- Selbstbildnissen mit der Frau hat er das Zusani-
ders durch Hans Gött in den Vordergrund gerückt menwachsen der Figuren zu einer Bildform und das
wurde, aus dem Malerischen ins Zeichnerische. Einswerden der gegensätzlichen Stimmungswerte
Überlegte übertragen, aber der „innige Zusammen- des Weiblichen und Männlichen, Jugendlichen und
hang mit dem Universum" bleibt bei aller Durch- Gereiften zum Hauptziel der künstlerischen Arbeit
bildung des Gegenständlichen und Erzählenden ge- gemacht. Was sich dann in diesen Familienbildnis-
wahrt, denn das Räumliche faßt Himmel und sen als Ergebnis der langsamen Arbeit an sich sel-
Erde zu einer Empfindung zusammen. Wie aus den ber ergeben hat, kann der Künstler nun in den
Landschaften von Ludwig Richter strömt eine Bildnissen, die ihm von Außenstehenden aufgetra-
kindliche Heiterkeit dem Beschauer entgegen, und gen werden, zu freier Anwendung bringen,
durch das Zurückdrängen des Persönlichen beim Jede Einzelbetrachtung eines Künstlers rechtfertigt
Künstler, das Sich-Bescheiden um der Kunst wil- sich durch den Anteil, den der Künstler an der Ge-
len werden die Bilder zu Wohltaten für Auge und samtheit der künstlerischen Grundfragen und Ver-
Sinn, pflichtungen nimmt, und die Aufmerksamkeit, die
Das Gesammelte ist auch die Eigenschaft, die Franz er durch sein Wirken erweckt, hängt wieder davon
Doli in seinen Bildnissen vor allem zu erreichen ab, wie weit er in jedem seiner Bilder über den
sucht. Sein Bildnis ist zuerst Familienbild, indem Einzelfall hinaus eine grundsätzliche Aufgabe des
er an sich selber, an den künstlerischen Gestaltens
Eltern, der Frau und dem ..... - in Angriff genommen hat.
Söhnchen den Menschen, Franz Doli ist über die
das Zusammengehören von gesunde handwerkliche
Statur und Kopfbildung, Kunstübung und eine aus
von Haltung und Aus- iP^-.'.'^lK der besten deutschen Über-
druck beobachtet und die sdke&£ZflSbl^^ Lieferung erwachseneSach-
Einzelheiten der Züge in ^j^f^SfcfcSi^^» lichkeit der Betrachtung
der Geschlossenheit eines hinaus immer bemüht, wie
Gesichte? unterscheide!: schon sein Nachdenken
lernt. Ungewollt schwin- "* - über sein Tun bezeugt,
gen in diesen Bildnissen der der Kunst an sich in be-
Familie alle Töne der , HÜXk. scheidener. aber zäher
menschlichen \ erblinden- MT^*sf^Bm Treue zu dienen
Franz Doli. Der Sohn des Künstlers. Radierung
104
Staatliche Museen
zu Berlin
Radierungen gesammelt wurden, zu einer Kompo- heitinderDarstellungmitunderleichterndasHeraus-
sition verarbeitet. Erst in diesem Jahr hat Doli eine wachsen der einheitlichen Form. Das radierte Dop-
Reihe von Jahreszeitenbildern für das Haus der pelbildnis der Eltern von 1925 und das neue Selbst-
Partei in Berlin gemalt und schon die zyklische Zu- bildnis von 1956 unterscheiden sich darin, daß in
sammenfassung mehrerer Bilder zu einem Ganzen dem frühen Blatt das Persönliche in vielen Einzel-
zeigt den vollen Gegensatz einer Auffassung etwa zügen in die Platte eingegraben wurde, während
zum Impressionismus, denn die Landschaften Win- sich im letzten Selbstbildnis die Gesamtheit des
ter, Frühling, Sommer, Herbst wollen in Komposi- Bildnismäßigen mehr herauswölbt und die Radie-
tion und Farbe auf einen Ton abgestimmt sein. rung der Malerei angenähert erscheint, wie dieMa-
Eine schöne Ruhe geht von diesen in feine Einzel- lerei die gebundene Form nicht durch die Schärfe
heiten verästelten heitern Landschaften aus, sie be- der Charakterisierung, sondern durch das Gleich-
deuten eine Abrundung, wenn auch kein letztes maß und die Dichte der weichen Pinselzüge her-
Ziel, denn Doli steht erst in der Mitte seines Weges, ausbildet. Dieses Gebundene, zugleich Räumlich-
und er wird wie um sein Ideal so auch gegen die Farbige und Plastische der Form im Bilde und
Wiederholung des Erreichten kämpfen. In den Ge- Bildnisse zu erreichen, fesselt Doli als künstlerische
birgs- und Seenlandschaften, Winter- und Herbst- Aufgabe ganz besonders, und in dem jüngsten
Stimmungen, Felsen, Bäumen und Bergkuppen wird Selbstbildnis mit seinem Jungen wie in den frühern
eine Naturauffassung, wie sie in München beson- Selbstbildnissen mit der Frau hat er das Zusani-
ders durch Hans Gött in den Vordergrund gerückt menwachsen der Figuren zu einer Bildform und das
wurde, aus dem Malerischen ins Zeichnerische. Einswerden der gegensätzlichen Stimmungswerte
Überlegte übertragen, aber der „innige Zusammen- des Weiblichen und Männlichen, Jugendlichen und
hang mit dem Universum" bleibt bei aller Durch- Gereiften zum Hauptziel der künstlerischen Arbeit
bildung des Gegenständlichen und Erzählenden ge- gemacht. Was sich dann in diesen Familienbildnis-
wahrt, denn das Räumliche faßt Himmel und sen als Ergebnis der langsamen Arbeit an sich sel-
Erde zu einer Empfindung zusammen. Wie aus den ber ergeben hat, kann der Künstler nun in den
Landschaften von Ludwig Richter strömt eine Bildnissen, die ihm von Außenstehenden aufgetra-
kindliche Heiterkeit dem Beschauer entgegen, und gen werden, zu freier Anwendung bringen,
durch das Zurückdrängen des Persönlichen beim Jede Einzelbetrachtung eines Künstlers rechtfertigt
Künstler, das Sich-Bescheiden um der Kunst wil- sich durch den Anteil, den der Künstler an der Ge-
len werden die Bilder zu Wohltaten für Auge und samtheit der künstlerischen Grundfragen und Ver-
Sinn, pflichtungen nimmt, und die Aufmerksamkeit, die
Das Gesammelte ist auch die Eigenschaft, die Franz er durch sein Wirken erweckt, hängt wieder davon
Doli in seinen Bildnissen vor allem zu erreichen ab, wie weit er in jedem seiner Bilder über den
sucht. Sein Bildnis ist zuerst Familienbild, indem Einzelfall hinaus eine grundsätzliche Aufgabe des
er an sich selber, an den künstlerischen Gestaltens
Eltern, der Frau und dem ..... - in Angriff genommen hat.
Söhnchen den Menschen, Franz Doli ist über die
das Zusammengehören von gesunde handwerkliche
Statur und Kopfbildung, Kunstübung und eine aus
von Haltung und Aus- iP^-.'.'^lK der besten deutschen Über-
druck beobachtet und die sdke&£ZflSbl^^ Lieferung erwachseneSach-
Einzelheiten der Züge in ^j^f^SfcfcSi^^» lichkeit der Betrachtung
der Geschlossenheit eines hinaus immer bemüht, wie
Gesichte? unterscheide!: schon sein Nachdenken
lernt. Ungewollt schwin- "* - über sein Tun bezeugt,
gen in diesen Bildnissen der der Kunst an sich in be-
Familie alle Töne der , HÜXk. scheidener. aber zäher
menschlichen \ erblinden- MT^*sf^Bm Treue zu dienen
Franz Doli. Der Sohn des Künstlers. Radierung
104