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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 52.1936-1937

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Schneider, Arthur von: Hans Thoma und die Kunstkritik
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https://doi.org/10.11588/diglit.16484#0161

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hohen Warte zu stehen, so wird sie sicher mit einer
hohen Kunst Hand in Hand gehen.
Nun fällt freilich noch am ehesten ein Künstler
vom Himmel, ich glaube es zwar auch nicht, aber
ein Gelehrter nicht und ein Kritiker gar nicht —,
wenn ich auch nicht etwa denke, daß letzterer aus
der Hölle schlüpft, wie erbitterte Maler wohl glau-
ben machen möchten. Aber ich meine so, daß ge-
rade ein Kritiker in seinem Berufe sich entwickeln
muß, sogar wenn er — wir Menschen müssen es
alle — durch Inkonsequenzen hindurch muß. Die
Feinfühligkeit, die er für die vielfachen, vielfälti-
gen Erscheinungen der Kunst hat, muß wachsen,
sie muß weit über alle auch noch so guten Dogmen
hinauswachsen zu einer Freiheit, die dann freilich
wieder — wir sind halt schwache Menschen — von
vielen Charakterlosigkeit gescholten werden könnte.

Das Mißtrauen, das Künstler und Kritiker gegen-
einander haben, streift freilich oft an das Komische.
Der Prozentsatz der guten Kritiker ist jedenfalls
auch nicht höher als der der großen Künstler. Zu
beiden gehört der volle Ernst und der Wille, zu ler-
nen und ja nicht in einer Meinung zu verknöchern.
Denn alles, was Leben hat, ist in fließender Be-
wegung.

Indem ich Ihnen noch sage, wie gerne ich Ihrem
schönen Schlüsse des Artikels beistimme . . .
bin ich mit freundlichen Grüßen

Ihr ergebener

Hans Thoma.

Es dürfte schwer sein, diesen schlichten Worten
noch etwas Wesentliches hinzuzufügen!

Hans Purrmann. Stiileben mit Muscheln
 
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