gen Künstler die bluthafte und erdhafte Lebendig-
keit der Körper aus der elastischen Beweglichkeit
des Rumpfes und der Glieder und das Kräftespiel
der Formen, entwickelt aus dem fließenden Drän-
gen und Quellen der Muskeln. Es mag kein Zufall
sein, daß die Tierplastik, die Darstellung wilder
Tiere, die das naturhafte spontane Zusammenwir-
ken von Muskelbewegung und Lebenswillen am an-
schaulichsten zeigen, unter den ausgestellten Wer-
ken einen besonders breiten Raum einnehmen. Das
reine Weiß des Marmors oder des Gipses, das von
Thorwaldsen bis Rodin den Eindruck der plasti-
schen Ausstellungen bestimmte, ist heute beinahe
ganz verschwunden und die Künstler suchen schon
durch die Wahl des Materials Bronze, Terrakotta,
Klinker, Holz, bräunlichen oder grauen Kalk einen
lebensnahen farbigen Ausdruck ihrer Gestaltung
hervorzubringen. Unsere Plastik sucht nicht mehr
das ,.Problem der Form", das Adolf Hildebrand
vollendet gelöst hat und das im abstrakten Marmor
darzustellen war. sondern sie will den vitalen,
wesenhaften Zusammenklang des Körperlichen und
Lebendigen in der bewegten muskulösen Forment-
wicklung, weswegen die plastischen Bildwerke heute
wieder aus den Museen in die Gärten und Parks
gestellt und dem Einfluß der Luft und des Lichtes
ausgesetzt werden. Das plastische Gewächs entsteht
aus der Materialkraft des Gesteins oder des Metalles
und die Klarheit der begrenzten Form erfüllt sich
in der farbigen Tönung der Figuren mit dem Aus-
druck des Lebens und der Triebhaftigkeit der
Natur.
Über den Begriff der Klarheit, wie er durch die
heutige Bauweise und besonders auch durch die
Linien und Kuben des Hauses der Deutschen Kunst
verwirklicht wird, wirkt die Plastik, die dieses
Klare in ihrer Körperhaftigkeit vollendet darstellt,
darin hinaus, daß sie in ihrer Bewegung undRhvth-
mik, in ihrem farbigen Ton und in ihrer Material-
sinnlichkeit einen Begriff der Lebenskraft, einer
die einzelne Figur mit Raum und Umwelt verschmel-
zenden elementaren Lebenseinheit sucht, u. Christoffei
Die Würdigimg der Abteilung; Malerei und Graphik bringen wir
im nächsten Heft.
Rudolf S. Eisenmenger. Sinkende Nacht
Aus der Eröffnungsausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München
293
keit der Körper aus der elastischen Beweglichkeit
des Rumpfes und der Glieder und das Kräftespiel
der Formen, entwickelt aus dem fließenden Drän-
gen und Quellen der Muskeln. Es mag kein Zufall
sein, daß die Tierplastik, die Darstellung wilder
Tiere, die das naturhafte spontane Zusammenwir-
ken von Muskelbewegung und Lebenswillen am an-
schaulichsten zeigen, unter den ausgestellten Wer-
ken einen besonders breiten Raum einnehmen. Das
reine Weiß des Marmors oder des Gipses, das von
Thorwaldsen bis Rodin den Eindruck der plasti-
schen Ausstellungen bestimmte, ist heute beinahe
ganz verschwunden und die Künstler suchen schon
durch die Wahl des Materials Bronze, Terrakotta,
Klinker, Holz, bräunlichen oder grauen Kalk einen
lebensnahen farbigen Ausdruck ihrer Gestaltung
hervorzubringen. Unsere Plastik sucht nicht mehr
das ,.Problem der Form", das Adolf Hildebrand
vollendet gelöst hat und das im abstrakten Marmor
darzustellen war. sondern sie will den vitalen,
wesenhaften Zusammenklang des Körperlichen und
Lebendigen in der bewegten muskulösen Forment-
wicklung, weswegen die plastischen Bildwerke heute
wieder aus den Museen in die Gärten und Parks
gestellt und dem Einfluß der Luft und des Lichtes
ausgesetzt werden. Das plastische Gewächs entsteht
aus der Materialkraft des Gesteins oder des Metalles
und die Klarheit der begrenzten Form erfüllt sich
in der farbigen Tönung der Figuren mit dem Aus-
druck des Lebens und der Triebhaftigkeit der
Natur.
Über den Begriff der Klarheit, wie er durch die
heutige Bauweise und besonders auch durch die
Linien und Kuben des Hauses der Deutschen Kunst
verwirklicht wird, wirkt die Plastik, die dieses
Klare in ihrer Körperhaftigkeit vollendet darstellt,
darin hinaus, daß sie in ihrer Bewegung undRhvth-
mik, in ihrem farbigen Ton und in ihrer Material-
sinnlichkeit einen Begriff der Lebenskraft, einer
die einzelne Figur mit Raum und Umwelt verschmel-
zenden elementaren Lebenseinheit sucht, u. Christoffei
Die Würdigimg der Abteilung; Malerei und Graphik bringen wir
im nächsten Heft.
Rudolf S. Eisenmenger. Sinkende Nacht
Aus der Eröffnungsausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München
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