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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 9.1898

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Bredt, Ernst Wilhelm: Mehr Wahrheit und Persönlichkeit in Jedermanns Heim, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7396#0067

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Zu beziehen nur halbjährlich (Jan.bezw. Juli).
Zahlung- vierteljährlich für Deutschland Mk.5.—,
für Oesterr.-Ung-.u. das gesammte Ausl. Mk. 5.50.

Telegramm-Adresse: Koch Verlag-, Darmstadt.

Nachdruck nur mit spezieller Erlaubniss u. genauer Quellen-Angabe gestattet.
Sämmtliche Original-Illustrationen stehen unseren Lesern zur Verwerthung frei.
p9* Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaten, i^J

Illustrationen u. textl. Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Anfangs jeden Monats^erscheint ein Heft.
Nur Sonder-Hefte sind auch einzelr erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt, Leipzig.
Insertions-Beding-ungen am Schluss derZeitschr.

IX. Jahrg. 1898.

—e Leipzig Darmstadt Wien, -

April-Heft.

Mehr Wahrheit uNp persönlkiIkeit iN jepermaNNs Heim.

Von Ernst W. Bredt.

(Fortsetzung aus dein März-Heft.)

ann nur,r wenn Geschmack zum Besitz kommt,
wird man auch den nicht tadeln dürfen, der
herrliche Werke errichten lässt, die im Grunde
nichts weiter sagen sollen als: »Das ist eine
Glorifikation meines Reichthums.« — Hiermit
jedoch sei genug gesagt vom Stande der Geld-
männer. — Von den Fürsten des Geldsacks führt
meist ein unendlicher weiter Weg zu denen des
Geistes. Diese hier nun zu erwähnen und ihnen
besondere Fingerzeige zu geben zur Förderung
der Künste ist wohl unnütz, denn wer wirklich
reich an Geist ist, wird — selbst wenn er, wie Bismarck
keinen regen Sinn für Kunst hat — doch das Schöne vom
Unschönen zu scheiden wissen oder in kluger Selbsterkenntniss
sich gediegenen künstlerischen Rath holen, sicherlich aber
die Dinge nicht nach ihrem rein materiellen Werth allein
hoch oder gering schätzen. Den deutschen Gelehrten aber
insgesammt sei hier doch gesagt, dass sie die künstlerische
Bildung höher schätzen lernen sollten als bisher, denn ich
glaube withrhaftig, »nur durch das Morgenroth des Schönen
kommst Du in der Erkenntniss Land«. Besonders eindringlich
sei diese Mahnung an die »klassischen« Lehrer unserer
Jugend gerichtet.

Friedrich der Grosse soll einmal gesagt haben: »Die
erhabenen Geister stehen auf der Rangstufe der Fürsten«.
Jedenfalls können jene sehr viel zum Glänze eines Herrscher-
thrones beitragen. Die grösste Macht bleibt aber doch den

Landesfürsten selbst. Sollen auch sie hier, wo es sich mehr
um das Heim des Bürgers handelt, als mögliche Förderer
in dieser Beziehung genannt werden? Ja, denn gerade in
unserer Zeit, da der Völkerfriede für einige Zeit gesichert
zu sein scheint, müssen sie sich mehr als je daran erinnern,
dass mehr als Kriegsruhm, der Ruhm zu allen Zeiten gelten
wird, Künste und Wissenschaften und das soziale Wohl des
Volkes beschützt und gefördert zu haben und den Fürsten
naturgemäss das Stellen monumentaler Aufgaben zufällt. Sind
doch die kriegerischen Thaten eines Perikles, Augustus,
Cosimos von Medici oder des begeistertsten Mäcens unseres
Jahrhunderts eines Ludwig I. von Bayern so gut wie ver-
gessen. Der Ruhm aber, der die von diesen ins Leben
gerufenen herrlichen Monumentalbauten umstrahlt, der ist
allerdings für sie das monumentum aere perennius. Solchen
Ruhm zu erlangen, erfordert gewiss keine geringe Mühe.
Fortwährender Verkehr mit den oft recht eigensinnigen ersten
künstlerischen Geistern des Landes ist eine Nothwendigkeit
hierzu und keine leichte Pflicht. — Aber auch ganz passiv
durch Beispiel könnten die Fürsten auf den ehrlichen Ge-
schmack und den schönen Sinn des Volkes fördernd ein-
wirken. Ich habe hier nur den Besuch der fürstlichen Schlösser
im Auge. Das Volk und auch das demokratischst gesinnte
freut und labt sich am Anblick des Prunkes — intimere
Reize weiss aber nur der künstlerisch Gebildete auch in den
Repräsentationsräumen zu finden. Ein grosser Theil des
Volkes dagegen wird hinterher, ins bescheidene Heim zurück-
 
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