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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 9.1898

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Bredt, Ernst Wilhelm: Mehr Wahrheit und Persönlichkeit in Jedermanns Heim, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7396#0069

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April-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 51.

mit bestem Beispiel voran. Mag auch anfangs nur von einem
moralischen Zwang die Rede sein können, so geht doch
schliesslich eine wärmere Empfindung für das Schöne diesen
Herren in Fleisch und Blut über. Wenn doch durch solches
Beispiel immer mehr künstlerische Bildung in unsere aristo-
kratischen Kreise getragen würde!

Von dem grössten und wichtigsten aller Stände, nämlich
dem Nährstand, die einzelnen »Fächer« zu erwähnen, welche
jedes nach seiner Art fördernd auf gediegene Verschönerung
der alltäglichen Gegenstände wirken könnten, würde hier zu

so sollte auch der Fleischer sich immer mehr bemühen, Nase
und Auge des Kunden dadurch weniger zu beleidigen, dass
er in seinem Laden durch reiches Aufstellen von Blumen
und Blattpflanzen Geruch und Anblick des rohen Fleisches
möglichst dämpft und unterdrückt. Die Restaurateure be-
ziehentlich Bierbrauereibesitzer haben ja, geleitet von der
richtigen Erkenntniss, dass der die meisten Gäste haben wird,
dessen Räume am behaglichsten und zweckmässigsten (kom-
fortabel) eingerichtet sind, in den letzten Dezennien merklich
indirekt zur Belebung unserer Innen-Architektur beigetragen
— vielleicht sogar auf Kosten des Familien-
heims —; erstaunlich ist es aber doch, warum
sie nur beispielsweise mit wenig Ausnahmen
Salz- und Senfnapf so wenig Aufmerksamkeit

Abbildung Nummer "97. Garderobc-Ablage-Raum.

Entwurf zu einem Vorzimmer. Hartmann & Ebert, Chemnitz i. S.

weit führen. Nur einige spezielle Wünsche Isollen hier an-
deuten, dass jeder Theil des Nährstandes mehr für das Wohl
des Auges thun könnte als bisher geschehen ist. So wäre
zu wünschen, dass der Fabrikant, dem es auf einige »Hun-
derter« mehr oder weniger nicht anzukommen braucht, endlich
einmal einen Fabrikschornstein von schönerem Aussehen
errichten Hesse, als solche, die zwar gut genug sind, den
Rauch in die Höhe zu führen, aber auf grosse Entfernungen
hin das Auge umsomehr beleidigen, je näher sie monumen-
talen Gebäuden oder anmuthigen Parks stehen. Und wie
selbst der »Dütchenkrämer« künftig bei Anbringung der
immer schöner werdenden Plakate sich mehr vom schönen
Sinn für Ordnung in Farbe und Linie leiten lassen könnte,

bisher schenkten, dass für möglichste Reinlichkeit dieser
Gewürze nicht im entferntesten gesorgt ist. Hier und da
nur sieht man derartige Gefässe, die für eine Massenverwen-
dung höchst zweckmässig sind und zugleich eine neue schöne
und dem Gebrauche voll entsprechende Form zeigen.

Doch wozu noch weitere Wünsche hier aufstellen ? Lassen
sie sich nicht alle in den einen Wunsch zusammenfassen,
dass Gediegenheit der Arbeit, Zweckmässigkeit sowohl des
Materials wie der Form und eine stets sinngemässe Ver-
schönerung als oberstes Schaffensgesetz für Tischler und
Schlosser, Schmiede und Goldarbeiter, kurzum für jeden
Handwerker und Industriellen gelten möge? Denn sie alle
sind berufen, im Sinne unseres Themas zu wirken! —
 
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