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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 9.1898

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Faulwasser, Julius: Moderne Restaurations-Räume, [2]: neuere Restaurations-Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7396#0167

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Seite 138.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

September-Heft.

der Gesammtwirkung verhelfen, die unsere Bilder schon
mangels der Farben nur unvollkommen wiedergibt. Als
Zeichen aber für den Fleiss, mit dem die betheiligten Künstler
ihrer Aufgabe gerecht geworden sind, fügen wir in den
Abbildungen Nr. 902 und 903 noch eine verkleinerte Wieder-
gabe der Speisekarten bei, die gleichfalls der Feder des
Malers G. Burmester entstammen und erkennen lassen, mit
welcher Gewandtheit derselbe das Ornament zu behandeln
und jeder gewünschten Flächenform anzuschmiegen versteht.

Unsere Abbildung Nr. 906 und die zweite Bildbeilage
führen uns nach Hamburg in das von dem Architekten
Rzekonski erbaute Restaurant Leimers. Dasselbe zeigt einen
sehr geräumigen durch Stuckmarmorsäulen zweischiffig

in immer neuen Variationen, die den Vorbildern der Natur
aus der Thier- und Pflanzenwelt entnommen sind. Die Ent-
würfe waren im Massstab 1 : 10 gezeichnet und danach ist
der ganze Schmuck direkt in wirklicher Grösse auf die
Gewölbe übertragen und in Kaseinfarben unverwüstlich aus-
geführt. Die Pflanzenformen erscheinen in naturalistischer
Durchbildung und lassen in der ornamentalen Formgebung
romanische Anklänge erkennen. Ueberall ist indess der
Flächenkarakter des Ornaments bewundernswerth gewahrt
und der wesentlichste Theil des Effekts nur durch Neben-
einanderstellung der Farben erreicht. Als Grundtöne wechseln
bei den einzelnen Gewölbekappen Roth, Grün, Violett, Blau
und andere Farben auf das lebensvollste ab. Gerade hierdurch

Abbildung Nr. 904. Restaurant im Hotel Schlossgarten zu Kiel. Architekt Carl Voss, Kiel. Ausmalung G. Burmester u. O. Vehrs, Kiel.

getheilten Saal und ist mit zahlreichen Neben-Einrichtungen,
Vereinssälen, Kegelbahnen etc. gleichfalls für den Verkehr
des besten grossstädtischen Publikums eingerichtet. Die
Bildhauer-Arbeiten sind von F. Westphal modellirt und lassen
eine grosse Mannigfaltigkeit erkennen, indem z. B. an den
Säulenkapitälen Schwäne, Schafe, Adler, Pfauen und andere
Gestaltungen wechseln. Auch die farbigen Fenster sind von
vortrefflicher Wirkung und entstammen der Werkstatt von
G. van Treeck in München. Der Hauptreiz liegt aber auch
bei diesem Lokal in der malerischen Ausstattung, die nach
den Entwürfen von Gustaf Dören von der Firma Dören &
Harbordt in Hamburg ausgeführt ist. Als Sujet hat Dören
für seine Darstellungen die vier Elemente zugrunde gelegt
und so zeigen die Gewölbe Feuer, Wasser, Luft und Erde

ergibt sich, zumal bei künstlicher Beleuchtung, ein ganz über-
wältigender Effekt. Unterstützt wird der letztere aber noch
durch den Schmuck der den Fenstern gegenüberliegenden
Stirnwände, deren Fond oberhalb einer gefälligen Eichholz-
täfelung gleichfalls mit Arrangements des Malers Gustaf Dören
geschmückt ist. Hier wechseln symbolisch angebrachte Schädel
von Widdern, Pferden und Büffeln mit mächtigen Adlern
und anderen Thieren ab, die in Blumengewinden gefasst, von
neuem wieder Hindeutungen auf den Grundgedanken der
vier Elemente enthalten. Auch hier hat der Maler seinen
Fleiss bis auf die geringsten Einzelheiten der Ausstattung
erstreckt und ebenfalls in Einklang mit dem Gesammtschmuck
mehrere Speisekarten gezeichnet, von denen wir eine in ver-
kleinertem Abdruck als Initial dieses Aufsatzes wiedergeben.
 
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