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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 9.1898

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Faulwasser, Julius: Moderne Restaurations-Räume, [2]: neuere Restaurations-Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7396#0168

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September-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 139.

Die Abbildungen Nr. 909 und 910 endlich geben uns
den Einblick in das von dem Architekten Hermann Wurzbach
in Hamburg mittelst Umbaues eines ehemaligen Kaufladens
gewonnene Wein-Restaurant. Auch hier gründet sich der
wesentlichste Theil der ganzen Wirkung auf den malerischen
Schmuck, der von der Firma Jens & Schmarje mit grossem
Geschick, aber mit völlig entgegengesetzten Mitteln wie bei
den vorher beschriebenen Restaurants bewirkt ist. War dort
die Pflanzen- oder Thierform auch in ihrer freiesten Behand-
lung überall noch ornamental verwerthet, so haben die Künstler
hier versucht, das eigentlich ornamentale völlig beiseite zu
lassen und uns sozusagen in eine künstliche von ihnen
geschaffene Natur selbst zu versetzen. Das erste Bild stellt

prächtig grüne, tausendfältige Blätter sich so kunstvoll nach
allen Seiten zusammenästeln, dass auch nicht die kleinste
Fläche unbedeckt geblieben ist, und dass zumal bei künst-
licher Beleuchtung und nach einer guten Flasche beim Empor-
blicken eine merkwürdige Illusion erweckt wird. Gar mancher
soll hier schon hinübergeträumt sein in die lichten Höhen
des Aethers und von Blatt zu Blatt blickend und von Schluck
zu Schluck nippend Raum, Zeit und Ewigkeit vergessen
haben. Die Sitzplätze sind durch hohe aus Föhrenholz gear-
beitete, aber auch eigenartig grün gebeizte Paneele in Boxes
abgetheilt, wobei die obere Füllung dieser Wände von Karl
Engelbrecht mit herrlichen Kunstverglasungen aus Opalescent-
glas geschmückt ist. Besonders die Reihe kleiner Land-

Abbildung Nr. 905. Restaurant im Hotel Schlossgarten zu Kiel. Architekt Carl Voss, Kiel. Ausmalung G. Burmester u. O. Vehrs, Kiel.

den vorderen schmalen Theil des Lokals dar. Hier lassen
die Wände beiderseits Waldboden mit Moos und Kräutern
erkennen, aus denen sich viele Hunderte von Baumstämmen,
scheinbar in wirklicher Grösse gemalt, erheben und durch
den unvermittelt in völliger Vergoldung glänzend hell durch-
schimmernden Hintergrund einen höchst eigenartigen Effekt
ergeben. Das zweite Bild führt uns in den hinteren Theil
des Lokals, wo dasselbe durch eine Säulenstellung getheilt
und mit Gewölben zwischen mächtigen Gurtbögen überdacht
ist. Losgelöst von jeder konventionellen Auffassung, sind
diese Säulen aber nicht mit Basis und Kapital geschmückt,
sondern als Baumstämme aufgefasst, aus denen sich oben
die Bögen und Gewölbe als Blätterdach entwickeln und den
Raum so zu einer wunderbaren Lindenlaube gestalten, deren

Schäften auf unserer Abbildung Nr. 910 bilden jede ein kleines
Meisterwerk der Komposition und Ausführung und dieses

' Glas bringt durch seine intensiven Farben ein neues überaus
belebendes Element zu dem übrigen Schmuck hinzu und
bildet einen trefflichen Gegensatz zu den glanzlosen Farben
der malerischen Dekoration.

Betrachten wir noch die bereits in dem Aufsatz von

| Carl Meissner gewürdigte Abbildung Nr. 908 vom Restaura-
tionssaale des Ilgenhauses in Dresden, so finden wir, dass
jedes der beschriebenen Lokale eine grosse Summe eigen-
artiger, theils überaus reizvoller Schmuckmomente besitzt.
Es sind in dem vorliegenden Hefte eine Folge von Restaura-
tionsräumen vereinigt, wie sie verschiedener in der Auffassung

I und Ausgestaltung schwerlich gedacht werden können. —
 
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