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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 9.1898

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Darmstädter Kunst- und Kunstgewerbe-Ausstellung, [2]: Zimmer-Ausstattung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7396#0209

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Xovember-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeits

chrift für Innen-Dekoration.

Seite 175.

Abbildung Nummer 947. Notenständer.

Nach Angaben des Besitzers ausgcf. von Alb. Koblinsky, Breslau

derselben, welche
dem Laien, der von
ihrer Bestimmung
nichts ahnt, zunächst
vielleicht etwas steif
erscheint, wird nun
verständlich. Hier
ist Knappheit in den
Dekors geboten.hier
sind Verzierungen,
die leicht abbrechen
können, vermieden,
hier muss jede Seite
des Möbels ge-
wissermassen eine
»Fassade« sein. Die
Einrichtung wird
von Zeit zu Zeit
umgestellt, um den
Besuchern zu zei-
gen, wie mannig-
faltige Interieurs
sich durch die ver-
stellbaren Konstel-
lationen erzeugen
lassen, und dass die
Möbel in jeder »Ver-
wandlung« ihren
Gebrauchswerth be-
halten , was durch
eine höchst sinn-
reiche Anlage der Thür-Oeffnungen, Schubladen usw. erreicht
wird. Die Einrichtung ist ferner darauf berechnet, dass das
Zimmer als Empfangs-, Speise- und Gesellschafts-(Rauch-)
Zimmer gebraucht werden kann, also für den Hauptraum
einer 5-Zimmerwohnung, wie sie den meisten mässig bemit-
telten Gebildeten in Grossstädten bei 1000 bis 1500 Mk. zu
Gebote steht. Auch das hier befindliche anmuthige Schränkchen
in Mahagoniholz ist von Michael; die Tapete, »Flamingo«-
Muster von Professor Otto Eckmann in Berlin, ausgeführt von
H. Engelhard-Mannheim. Vom gleichen Künstler und Aus-
führenden sind auch die Tapeten im »violetten«, grünen und
rothen Zimmer. Es sind handgedruckte Ingrain -Tapeten,
deren Muster, ausschliesslich Pflanzenmotive, zum allerbesten
gehören, was dieser führende Künstler geschaffen hat, die
jedenfalls seine theilweise etwas »ungehobelten« elektrischen
Beleuchtungskörper, deren wir hier eine Menge sehen, an
Schönheit weit übertreffen. Von Eckmann ist auch der
prachtvolle Teppich im blauen Zimmer, vielleicht seine reifste
Arbeit, geknüpft von der Krcfeider Teppichfabrik A.-G., vorm.
/oh. Kneusels & Co. Der »Katz und Maus«-Ofen von
Hausleiter & Eisenbeis in Frankfurt a. M. wirkt in der hier
gewählten olivengrünen Tönung besser wie in der gelben,
die er in München zeigte. Ausserordentlich fein und ge-
schmackvoll ist der Farbenakkord dieses Gemaches zum Aus-
drucke gebracht; das Ganze hat seine eigene Poesie, etwas
Anheimelndes, Freundliches und doch auch Würdiges und
Vornehmes: ganz den angedeuteten Bestimmungen des
Raumes entsprechend.

Das überaus vornehm wirkende »Grüne Zimmer« ist
seiner schmalen Anlage gemäss als Vorraum behandelt, etwa
als Wartezimmer. Daher hat auch hier der grosse von der
Glückert'schen Hof-Möbelfabrik dahier herrührende Bücher-
tisch Aufstellung gefunden, wie er in den Vorzimmern zu
Privat - Komptoirs, Redaktionen, Sprech - Zimmern, Bureaus

höherer Beamter usw. nöthig ist. Hier dient er zur Auslage
der vom Koch'schen Kunstverlage edirten Werke, zum
grössten Theil in kunstvollen Lederbänden von Georg Hulbe
in Hamburg. Namentlich die wundervoll gezeichneten Vorlage-
Werke Hermann Werle's, »Das vornehme deutsche Haus«
und »Ein malerisches Bürgerheim«, ergänzen die von den
ausgestellten Objekten ausgehende Belehrung in sehr an-
regender Weise. Auch das von Gradl und Schlotke entwor-
fene Werk »Kleinkunst« verdient die Aufmerksamkeit des
Publikums, weil hier in einer Folge köstlicher Blätter zur
praktischen Verwendung der modernen Errungenschaften in
den häuslichen »Liebhaberkünsten« als Brandmalerei, Stickerei,
Schnitzerei usw. Anleitung gegeben wird.

Die grüne Uni-Ingrain-Tapete erhielt einen Fries, Horten-
sien in verschiedenem Roth, nach Eckmann, der auch die
kernigen Stühle mit niedriger, geschweifter Lehne und braunem
Ledersitze angegeben hat. Die zierlicheren Stühle mit
geschnittenem und farbig behandeltem Sitz- und Lehnleder
sind von Hulbe. Das Sonnenblumen-Muster der Linkrusta-
Lambris, ausgeführt von den Rheinischen Linoleum-Werken
Bedburg bei Düren, wurde bei einem Wettbewerbe der
»Deutschen Kunst und Dekoration« mit dem I. Preise gekrönt.
Zum Schmucke der Wände sind die köstlichen Pastelle von
Hans Christiansen in Paris (Seestücke) und Originale aus
den Verlagswerken von Koch verwendet. Ein sehr solides,
tüchtiges Möbel ist der zu den verschiedensten Zwecken
taugliche und äusserst preiswerthe Eichenschrank von Georg
Müller jun. in Baden-Baden.

Das anschliessende »Rothe Zimmer« trägt den beson-
deren Bedürfnissen eines eleganten »Junggesellen - Heims«
Rechnung. Die Möbel, mit Ausnahme des Eckschränkchens
mit Wasch-Vorrichtung und Intarsien in Zinn von L. Lichtinger,

Abbildung Nr. 948. Altes holländisches Fenster mit Innen-Läden.
 
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