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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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Tettau, Wilhelm von: Innen-Architektur des modernen Mieths-Hauses
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Wirth, Albert: Die Technik der Wandmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.7397#0031

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Seite 14.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Januar-Heft.

Abbildung Nr. 992. architekt baili.ie scott—Douglas. Lehnstuhl.
Ausgeführt von J. Glückert—Darmstadt.

— worunter natürlich auch die Schlafzimmer zu rechnen
sind — der Wahl des Miethers zu überlassen. Korridor,
Küche, Badestube und sonstiges Zubehör vertragen wieder
am besten helle Tapeten bezw. weisse Kacheln oder hellen
Oel-Anstrich. Ihre innere Einrichtung hat der Architekt ihrem
Zweck als Nutzraum entsprechend, schlicht und praktisch
selbständig herzustellen. Gleichermassen aber, wie die Tape-
zierung, sollte auch der Anstrich der Holztheile nach Mög-
lichkeit dem Miether überlassen werden, die er ja dann, die
Thürfüllungen z. B., mit eigenen Mitteln modern, seinen
Möbeln oder Stoffen entsprechend, ornamentiren lassen kann.
Die Zimmerdecke dagegen kann, weil unauffällig, die schon
oben erörterte Tapezierung erhalten. Deckengemälde sind unter
allen Umständen zu verwerfen. Im Allgemeinen kann der Satz
gelten, dass, je höher gebildet der Geschmack ist, um so fühl-
barer werden sich die gegebenen Faktoren einer Miethswohnung
der eigenen Einrichtung gegenüber in Widerspruch stellen. Zu
einer wahrhaft befriedigenden Lösung wird allerdings der Ge-
bildete leichter die Mittel finden, er wird Ausgleiche und
Korrekturen bewerkstelligen müssen und wird auch darum nicht
in Verlegenheit sein, deren Erfordern dem weniger kunstsin-
nigen Laien kaum zum Bewusstsein kommt. Der Durchschnitts-
mensch lebt sich schliesslich überall ein, er ist vertraut mit den
Unzulänglichkeiten des Innern gleissender Miethspaläste, sein
Mobiliar ist das der Möbelmagazine landläufiger Waare und
auf die Miethswohnung zugeschnitten. Freiherr v. tettau.

Pie Technik per Wanpmalerei.

Fresco-Malerei ist Wand-Malerei, aber nicht jede Wand-
Malerei ist wirklich al fresco gemalt, und werden manche
Wand-Gemälde als Fresken bezeichnet, die in anderer Art
ausgeführt sind. Es dürfte daher nützlich sein, auf das Wesen
der verschiedenen Arten von Wand-Malerei etwas näher
einzugehen.

Wand-Gemälde werden, wie der Name sagt, direkt auf
die Wand gemalt, und zwar auf die letzte Putzschicht. Es
kann aber auf den nassen Putz oder auf den schon getrock-
neten Putz gemalt werden und dieser Umstand theilt die
Wand-Malerei in zwei Haupt-Arten: in die Malerei al fresco
(auf's Frische) und in die Malerei al secco (auf's Trockene,
resp. auf den getrockneten Putz).

AI secco zu malen, gibt es verschiedene Arten. Bei den
al secco - Wand - Malereien wird der Farbe das Bindemittel
beigefügt und danach auch die Farbe benannt. Zur Aus-
schmückung von Innen-Räumen, von Flächen mit ornamen-
talen Verzierungen findet hauptsächlich Leimfarbe Verwendung.
Dieselbe hat aber gegen Nässe keine Widerstandsfähigkeit
und wird höchstens bei Decken-Gemälden an sicheren Orten
und für grosse Flächen benützt. Dieser, anschliessend aber
widerstandsfähiger ist die Tempera-Farbe, Emulsion von Ei,
Essig etc. — Die Tempera-Farbe ist von fernster Zeit her
bekannt, nur ist zu bemerken, dass dieselbe zur Herstellung
von Tafelbildern, gefirnisst verwendet wurde, während sie bei
der Anwendung für Wand-Gemälde ungefirnisst bleibt.

Eine weitere Art ist die Casei'n - Malerei — das Binde-
mittel ist Case'in = Käsestoff. Diese hat sich in neuerer Zeit,
besonders für grosse historische Darstellungen, in öffentlichen
Gebäuden, das Feld erobert. So sind z. B. die Wand-Gemälde
in der Ruhmeshalle (von Prof. Geselschap) in Case'in gemalt,
auch im Rathhause u. s. w.

Auch in Wachsfarbe wurden schon Wand-Gemälde aus-
geführt, diese zählt aber zu den Oelfarben und hat am we-
nigsten für Wand-Malereien Anwendung gefunden.

Eine fernere von Professor Schlothauer und Bergrath
Fuchs in München erfundene Art für Wand-Malerei ist die
sogenannte Stereochromie. Es ist dies ein Malverfahren auf
trockenen Putz mit Wasserglasfixirung. Die Wand-Gemälde
im Treppenhause des Berliner Museums sind seinerzeit von
W. v. Kaulbach stereochromatisch ausgeführt. Diese Stereo-
chromie zeigte manche Mängel. Eine Vervollkommnung
dieser Art von Malerei mit günstigerem Erfolge ist die
Keim'sche Mineral - Malerei, deren Erfinder der Chemiker
Adolf Keim in München ist.

Diese Keim'sche Mineral-Malerei ist die einzige al secco-
Malerei, welche auch besonders im Freien dem Witterungs-
wechsel Widerstand zu bieten im Stande ist; sie findet daher
bei Fassaden-Malerei die meiste Verwendung.

Für Flächen wäre noch Sylicat-Malerei zu nennen, welche
zu Wasserglas-Malereien gezählt wird.

Aus Allem bisher Angeführten ist zu ersehen, dass es
für al secco mancherlei Arten gibt; das eigentliche al fresco
aber kennt nur eine Art der Arbeitsweise al fresco auf nassen
Putz. Es ist hier nicht Raum, auf die geschichtliche Ent-
wickelung der eigentlichen Fresco-Malerei einzugehen, doch
dürfte es am Platze sein, dieser alten Technik, welche in
unserer Zeit wieder das Interesse auf sich gezogen hat, näher
zu treten und sie besonders aus den anderen Arten von
Wand-Malereien herauszuschälen und sich über ihr eigent-
liches Wesen Klarheit zu verschaffen.

Das wirkliche Fresco-Malen geschieht mit Farben, welche
 
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