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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 8): Das alte Europa: Mit 6 Tafeln Abbildungen — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1850

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.63452#0065
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Griechenland.

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ten punischen Kriege in Rom den Mittelpunkt der europäischen Kul-
tur erhielt, uns zusörderst nach
Griechenland
zu wenden, das durch seine Lage in der Nähe von Asien wie von
Aegypten dasjenige Land Europas ist, welchem die Segnungen der
dort uraltheimischen Cnltur zuerst zuflossen.
Griechenland ist vorzugsweise ein Gebürgsland, dessen nörd-
licher Anlehnungspunkt das im Süden der Donau von West nach
Osten streichende Hämusgebürge ist"; von hier aus ziehen sich nach
Süden hin diejenigen Gebürge, die dem Lande als Grundfeste die-
nen. In einer vorhistorischen, ja vormythischen Zeit bildete vielleicht
das schwarze Meer sowie das ägäische Meer einen Binnensee,
der gegen Süden von einem Damme geschlossen war, als dessen haupt-
sächlichster Ueberrest 'die Insel Kreta sowie die Inseln Kythera
im Westen und Rhodus im Osten zu betrachten sind. Nach-
dem die Wassermasse des schwarzen Meeres durch den Hellespont
einen Ausweg gefunden,, drängte sie in das ägäische Meer und bil-
dete jenen tief in das Land hineingewühlten Meerbusen an der Küste
von Thracien, Makedonien und Thessalien, dann durchbrach sie den
Damm, von welchem die cykladischen Inseln ein Ueberrest sind.
Endlich drang sie tief in dis Küsten von Mittelgriechenland, des
Peloponnes und der nördlichen Küste von Kreta ein, bis sie im
Westen und Osten derselben einen Abfluß in das Mittelmeer fand.
So entstand der große Reichthum an Buchten, die bis an den Fuß
der Gebürge weithin reichen. An bedeutenden Flüssen hat Griechen-
land Mangel, die meisten, wie der Strymon, Peneus, Kephissos,
Eurotas, Alpheus, haben nur einen kurzen Lauf; unter den Seen
ist der kopaische in Böotien der bedeutendste, dem man schon in
sehr alter Zeit Abzugskanäle in die See bereitete. Die fruchtbarsten
Landstriche Griechenlands waren Thessalien, Böotien und einige
Gegenden im Peloponnes. Der größte T heil, ja neun Zehntel des ganzen
Landes sind ein gewaltiges Kalkgebürge, aus dessen wilden und man-
nigfachen Formen einzelne gewaltige Gebürge emporsteigen und das viele
romantische Thäler und Schluchten darbietet*). Diese Schluchten
und Gebürgsgegenden waren der Sitz wilder Thiere, und luden zur
Jagd ein, während die Gebürgshänge für die Ernährung von Heer-
den sich eignen. Die gebürgische Lage bot aber auch den Einwoh-
nern natürliche Festungen dar. Das eigentliche Lebenselement der

*) Ich verweise hier namentlich auf die 8elect viaws in Oreece nütlr
classicgl iliust-lutwns l>^ H. W. 1ViIIiuiU8. I^onä. 1829. 2 Bande 4.
und auf die lebensvollen Schilderungen in Hailbronuers Morgenland und
Abendland. Stuttg. 1841.
 
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