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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 8): Das alte Europa: Mit 6 Tafeln Abbildungen — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1850

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.63452#0368
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358

Das alte Europa,

Die Beleuchtung der Zimmer bewerkstelligte man wie bei
den Griechen durch Lampen, die man auf mehr oder minder
prachtvolle Kandelaber aus Thon oder Erz stellte*).
Gar mannichfaltig war das Küchengeschirr**), das sich ge-
waltig mehren mußte, je mehr sich in der Herstellung von leckeren
Gerichten eine Mannichfaltigkeit und ein Lurus entwickelte, der unsere
moderne Küche vielleicht noch übertroffen hat. Ich erinnere nur
an den antiken Küchenzettel, den Völliger in seinen kleinen Schriften
(III. 217.) erläutert.
Die Fahrzeuge
waren in Rom bei Weitem ausgebildeter als in Griechenland, da
Italien schon durch seine örtliche Beschaffenheit und das treffliche
Material die Herstellung bequemer Straßen begünstigte.
Aus dem Orient und zwar seit dem Kriege mit Antiochus
aus Syrien, stammten die Tragbetten, in denen der Reisende nicht
wie bei uns saß, sondern mit ausgestreckten Beinen lag. Diese
Sänften waren mit einem Verdeck von Leder oder anderem Stoffe
versehen, das man an den Seiten aufrollen und so den Luftzug
Herstellen konnte. In späterer Zeit hatte man auch Sänften mit
Fenstern aus Frauenglas. Die Sänfte ward an Stangen getragen
und war reich verziert. In dieser Sänfte (Lectica) machte man
öfters kleine Reisen. Seit Claudius kam eine andere Art, der
Tragstuhl (Sella gestatoria), auf, auf dem man mit herabhängenden
Füßen wie im Lehnstuhl saß und der zuweilen auch ein Verdeck haben
mochte. Man hatte zu dem Tragsessel kaum mehr als zwei Träger,
zur Sänfte oder dem Tragbette vier bis acht, welche Letztere die
Last auf die Schulter nahmen. Innerhalb der Stadt bedienten sich
derselben nur Frauen oder Kranke und Personen, denen das Gehen
beschwerlich fiel, wieMinius der Aeltere wegen seiner Korpulenz***).
Der Gebrauch der Wagen geht auch in Italien ins früheste
Zeitalter hinauf. In Rom durften innerhalb der Stadt nur bei
feierlichen Gelegenheiten Triumphatoren, höhere Magistrate und
Priester zu Wagen erscheinen. In den späteren Tagesstunden durf-
ten nicht einmal Lastwagen die Straßen der Stadt passiren.
Von Wagen sind nur wenig Ueberrefte auf uns gelangt und
in den Wandgemälden erscheinen sie, den Weinwagen (Nus. Lord.
V. 48.) ausgenommen, gar nicht. Dennoch hatte man gar mancherlei
Arten.

*) S. o. S. 72.
**) Das Nähere bei Becker, Gallus II. 263. Dazu ^ntick. 6'Lrc.
II. Tas. 56. III. Tas. 54.
***) Beckers Gallus III. I. Man hatte Sausten, die von Maul-
thieren getragen wurden (Basterna).
 
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