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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 8): Das alte Europa: Mit 6 Tafeln Abbildungen — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.63452#0345
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Die körperliche Beschaffenheit der Römer.

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hundert ausgelesen und aus diesen den Senat gebildet, wie er darauf
die Nachbarn zu feierlichen Spielen eingeladen und ihnen ihre
Frauen und Mädchen geraubt, wie daraus ein Krieg erwachsen, in
welchem er die Cäninenfer, Antemnaten, Crustuminer, Sabiner,
Fidenaten und Vejenter besiegte, und endlich, nachdem er 37 Jahre
als König geherrscht, während eines Gewitters zu den Göttern
ausgenommen worden, worauf die Senatoren ein Jahr lang jeder
fünf Tage lang regierten. Darauf wurde Numa Pömpilius zum
Könige gewählt.
Dieß berichtet die Sage über den Ursprung von Nom und
ich habe schon früher darauf aufmerksam gemacht, wie sehr diese
Sage mit der ganzen Beschaffenheit der Gegend und der hier hei-
mischen Menschen im Wesentlichen übereinstimmt*).
Die körperliche Beschaffenheit
der Römer ist sich in merkwürdiger Weise seit Jahrhunderten gleich
geblieben, wie eine Vergleichung der Physiognomien der jetzt lebenden
Bewohner der ewigen Stadt mit den Florentinern, Neapolitanern
und Lombarden und den alten Denkmälern gar bald ergiebt.
Die Römer sind in der Regel von mittler Größe und im
schönsten Ebenmaaße gebaut, sie haben eine kräftige Muskulatur,
die durch nationale Spiele, z. B. das Ballspiel, zur Entwickelung
gebracht wird und in plastischer Fülle sich darstellt. „Die Römerin-
nen", sagt ein deutscher Augenzeuge, „haben die antiken Verhältnisse
am treuesten bewahrt, sie sollen besonders den antikischen Deutschen so
gefährlich seyn, weil sie den schönsten Büsten der capitolinischen
und vatikanischen Damen so auffallend ähnlich sehen. Auch ihre
Haltung ist in dieser Hinsicht bemerkenswerth und nicht selten ist
mir auf dem Heiniwege vom Capitol und Vatikan das vollständigste
Original einer dort bewunderten Matronenstatue begegnet. Die
Männer werfen ihren langen Mantel von hinten über die Schulter,
schlagen einen Arm hinein und lassen den andern bis gegen den
Ellbogen hinausgucken. Wenn sie so auf dem Markte stehen und
reden, sollte man da nicht glauben, sie hätten es einem marmornen
Consul abgesehen?"—„Die Charakterlosigkeit der Fremdengesichter",
bemerkt derselbe Berichterstatter**), „ist selbst schon in Rom auf-
fallend, wo man doch Leute von Charakter darunter suchen möchte.
Die römische Gesichtsbildung ist fast durchaus bestimmt, ganz,
ungestört, das Laster wie die Tugend, Fähigkeiten und Mängel des
Geistes drücken sich sicher und unverschämt in der Physiognomie
aus." Das römische Männergesicht bildet, wie das griechische, ein

*) S. meine It-llica I. 212 ff.
**) Wilh. Müller, Rom, Römer und Römerinnen II. 16 ff. u. 231.
 
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