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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 8): Das alte Europa: Mit 6 Tafeln Abbildungen — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.63452#0068
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Das alte Europa.

wurden, welche sich in vier Hauptstamme schieden, in Ionier, Do-
rier, Aeolier und Achäer. In Attika und Arkadien blieben pelas-
gische Familien zurück, verschmolzen aber bald mit den Hellenen.
Unmittelbar nach den Pelasgern war der achäische Stamm der
mächtigste und fast alleiniger Besitzer des Peloponnes. Allein die
Dorier überwanden denselben unter Führung der Herakliden und
beschränkten ihn theils auf das kleine, nachmals Achaia genannte
Gebiet, sofern er auswanderte, theils brachten sie die Bleibenden in
harte Dienstschaft. Die Hellenen aber schmolzen allgemach in zwei
große Hauptstämme zusammen, den dorischen, der den Peloponnes
und den größten Theil von dem Festlande inne hatte, und den ioni-
schen, der Attika, Euböa und die kleinasiatische Küste zu seiner Hel-
mach gemacht hatte. Diese beiden Stämme behaupteten ein jeder
den ihm eigenthümlichen Charakter und wenn eine Vergleichung mit
anderen Nationalitäten statthaft ist, so sind die ernsteren Dorier den
Gothen, die Ionier den Franken ähnlich.
Treten wir nun den Erscheinungen des hellenischen Volkes
näher, so müssen wir zuvörderst
die Körperbeschaffenheit
desselben ins Auge fassen, die uns durchgehends die edlen Formen
der kaukasischen Rasse darbietet. Wer denkt nicht hierbei an die
herrlichen Heroen- und lieblichen Frauengeftalten, an die erhabnen
Götterbilder der griechischen Meister. Es sind dieß Ideale, welche
die Künstler nach den Vorbildern schufen, die ihnen das Volk in
den Gymnasien und Kampfspielplätzen darbot. Diese Künstler stellten
den menschlichen Körper in allen Lebensaltern, doch vorzugsweise
idealisirt dar. Die Liebesgötter, die knochenwürfelnden Mädchen,
die Genien, die halbwüchsigen Amoren, Ganymed, die Nymphen,
der knabenhafte Apoll, wie Apoll, der kraftvoll erhabene Jüngling
und der fröhlichem Lebensgenüsse sich widmende Bacchus mit seinem
übermüthigen fröhlichen Gefolge von Faunen und Satyrisken, dann
die liebliche Aphrodite mit dem schmachtenden Augenpaar, sowie
die kuhaugige erhabene Here, die strenge, fast jünglinghafte Diana,
die denkende Pallas Athene, deren Sinn auf Erfindung und For-
schung gerichtet ist, endlich der unbezwingliche Herakles, der schlan-
kere Ares mit einer Muskulatur, welche die Härte und die elegante
Biegsamkeit des Stahles in sich vereinigt, dann der Vater der
Götter und Menschen Zeus, dessen Haupt in die Wolken ragt, alle
diese Gestalten, so wie die der Heroen, dann der Sieger in den
Kampfspielen, zeigen uns Formen, deren Urtypus der kaukasischen
Rasse angehört. Sie zeigen uns Formen, wie die Natur sie nur
selten an einem Individuum vereinigen mag und die namentlich
durch ihre Harmonie entzücken. Das Klima, vorzugsweise aber die
 
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