Griechenland.
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ben bis in die Zeit der späteren Blüthe des Volkes erhalten? Nun
wurde aber Griechenland schon so früh und so oft von Außen her
und zwar von zahlreichen Stammen besucht, daß Reste der passiven
Ureinwohner hier eben so wenig sich erhielten, wie in den orienta-
lischen Reichen Vorder-Asiens. Vs fehlten dem Lande die weiten
Ebenen, wohin sie sich wenden und selbstständig erhalten konnten.
Nun haben allerdings die Faunen und Satyren der griechischen
Kunst eine Bildung, die der passiven Rasse eigenthümlich ist, auch
hat die Göttersage noch Anklange an Zustände, wie sie der passiven
Rasse eigen sind, Götter sind die Lehrer des Ackerbaues, der Hand-
werke und Künste, sa Aeschhlus läßt den Prometheus, der den
Menschen das Feuer gegeben, ferner von sich sagen:
Eine lange Zeit
vermischten sie nach blindem Ungefähr
die Dinge, wußten nicht aus Ziegeln und
aus Zimmerholz im Sonnenlicht zu bauen;
den regewimmelnden Ameisen gleich
vergruben sie in finstre Höhlen sich.
Auch kannten sie kein sichres Zeichen, nicht
des Winters noch des Blüthenlenzes, noch
des fruchtbaren Sommers; ohne Kund und Wahl
hinlebend, bis ich sie des Sternenheers
Aufgang und schwererlernten Untergang
erkennen lehrte; auch der Zahlen Kunst
die nützlichste der Künst' erfand ich ihnen
und lehrte sie der Worte sichtbar Bild.
Der Musen Mutter, die Erinnrung führt'
ich also unter sie, die Alles wirkt.
Zuerst auch spannt ich große Thier' ins Joch,
die dienstbar jetzt zur Saumlast und zum Zug
den Sterblichen der schweren Arbeit Müh
erleichtern. Rosse zähmt ich durchs Gebiß,
am Wagen prangen sie, der Reichen Stolz.
Ja, ich erfand, kein Andrer thats vor mir.
Des Schiffers Wagen, der auf weitem Meer
des Leiues Flügel vor dem Winde wölbt u. s. w-
Man nennt gemeiniglich die Pelasger*) als die Ureinwoh-
ner des Landes; die Pelasger waren in Asien, wie in Griechen-
land heimisch und gingen, durch die nachdrängenden hellenischen
Stämme beengt, von Griechenland nach Italien über, wo sie die
Anfänge der Cultur begründeten. Ich kann daher die Pelasger
durchaus nicht als ein passives Urvolk betrachten, sondern nur die
ältesten in Griechenland eingewanderten und herrschenden activen
Stämme darunter verstehen, die zumeist von den Hellenen verdrängt
*) Die verschiedenen Ansichten über die Pelasger s. in Hcerens
Ideen III. I. S. Kruse's Hellas I. 404. Otfr. Müller's Geschichten
Hellenischer Stämme I. 437. Niebuhr's Vorträge über alte Geschichet
Th. I. 243. v. Raumer'ö Vorlesungen über die alte Geschichte I. 271.
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ben bis in die Zeit der späteren Blüthe des Volkes erhalten? Nun
wurde aber Griechenland schon so früh und so oft von Außen her
und zwar von zahlreichen Stammen besucht, daß Reste der passiven
Ureinwohner hier eben so wenig sich erhielten, wie in den orienta-
lischen Reichen Vorder-Asiens. Vs fehlten dem Lande die weiten
Ebenen, wohin sie sich wenden und selbstständig erhalten konnten.
Nun haben allerdings die Faunen und Satyren der griechischen
Kunst eine Bildung, die der passiven Rasse eigenthümlich ist, auch
hat die Göttersage noch Anklange an Zustände, wie sie der passiven
Rasse eigen sind, Götter sind die Lehrer des Ackerbaues, der Hand-
werke und Künste, sa Aeschhlus läßt den Prometheus, der den
Menschen das Feuer gegeben, ferner von sich sagen:
Eine lange Zeit
vermischten sie nach blindem Ungefähr
die Dinge, wußten nicht aus Ziegeln und
aus Zimmerholz im Sonnenlicht zu bauen;
den regewimmelnden Ameisen gleich
vergruben sie in finstre Höhlen sich.
Auch kannten sie kein sichres Zeichen, nicht
des Winters noch des Blüthenlenzes, noch
des fruchtbaren Sommers; ohne Kund und Wahl
hinlebend, bis ich sie des Sternenheers
Aufgang und schwererlernten Untergang
erkennen lehrte; auch der Zahlen Kunst
die nützlichste der Künst' erfand ich ihnen
und lehrte sie der Worte sichtbar Bild.
Der Musen Mutter, die Erinnrung führt'
ich also unter sie, die Alles wirkt.
Zuerst auch spannt ich große Thier' ins Joch,
die dienstbar jetzt zur Saumlast und zum Zug
den Sterblichen der schweren Arbeit Müh
erleichtern. Rosse zähmt ich durchs Gebiß,
am Wagen prangen sie, der Reichen Stolz.
Ja, ich erfand, kein Andrer thats vor mir.
Des Schiffers Wagen, der auf weitem Meer
des Leiues Flügel vor dem Winde wölbt u. s. w-
Man nennt gemeiniglich die Pelasger*) als die Ureinwoh-
ner des Landes; die Pelasger waren in Asien, wie in Griechen-
land heimisch und gingen, durch die nachdrängenden hellenischen
Stämme beengt, von Griechenland nach Italien über, wo sie die
Anfänge der Cultur begründeten. Ich kann daher die Pelasger
durchaus nicht als ein passives Urvolk betrachten, sondern nur die
ältesten in Griechenland eingewanderten und herrschenden activen
Stämme darunter verstehen, die zumeist von den Hellenen verdrängt
*) Die verschiedenen Ansichten über die Pelasger s. in Hcerens
Ideen III. I. S. Kruse's Hellas I. 404. Otfr. Müller's Geschichten
Hellenischer Stämme I. 437. Niebuhr's Vorträge über alte Geschichet
Th. I. 243. v. Raumer'ö Vorlesungen über die alte Geschichte I. 271.