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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 8): Das alte Europa: Mit 6 Tafeln Abbildungen — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.63452#0080
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Das alte Europa.

Unter den übrtgen Toilettengegenständen ist namentlich der
Spiegel der Damen zu nennen, der meist in einer in einen
Rahmen gefaßten silbernen oder ehernen Scheibe bestand, die auf
einem mehr oder minder reich verzierten Griffe aufsaß *).
Auch der Sonnenschirm gehört zum Frauengeräth und er
erscheint öfter auf Vasen und Wandgemälden. Er glich ganz dem
unsrigen, er konnte aufgespannt und zusammen gelegt werden, wurde
aber nicht von den Damen selbst, sondern von den Selavinnen
getragen**). Die Damen selbst trugen Fächer, die den indischen
und chinesischen gleichen, welche aus einem Pflanzenblatt bestehen,
das in einen Rahmen gefaßt und an einem Stiele befestigt ist
(s. Museo korbonieo XII. 20.).
Wir kommen nun zu den
Wohnstätten
der Griechen, die, wie überhaupt im Süden, wo die Arbeit im
Freien verrichtet wird, wo die Straße gewissermaßen die Fortsetzung
des Hauses iss, bei weitem nicht so ansehnlich und so wichtig sind
wie im rauhen nördlichen Klima. Die Wohnhäuser zur Zeit des
Homer ***) waren eben so verschieden von denen der späteren Zeit,
als die Edelhöfe des deutschen Mittelalters von den städtischen Bau-
ten der Gegenwart. Die städtischen Wohnungen, namentlich der
Athener, waren durchaus nicht ansehnlich und prächtig, die schön-
sten Häuser hatten sie auf dem Lande. Die Stadthäuser bestanden
vornehmlich in einem Erdgeschosse, das unmittelbar an die Straße
stieß, zuweilen aber auch eine besondere Einfriedigung hatte. Vor
dem athenischen Hause stand gemeiniglich ein Altar des Apollo
Aghieus und ein den Gott selbst repräsentirender roher Spitzpfeiler
oder auch ein Lorbeerbaum. Vor der Hausthüre waren zuweilen
ein Paar Stufen.
Das Haus ch) selbst bildete nur ein Viereck, das noch einmal
so lang als br^st war und sich in zwei Hälften theilte, von denen
die vordere, der Aufenthalt der Männer, unmittelbar an die Straße
sich anschloß, wahrend die Hintere Abtheilung den Frauen Vorbehal-
ten war. In der vordem Abtheilung fand sich zunächst dem Ein-
gänge der Thürhüter und der Haushund. Aus dem, dem Thürhü-
ter angewiesenen Raume trat man in die Halle, das Peristhl des
Männerraums; dieß war ein offener Hof, der aus allen vier Sei-

*) Abb. solcher Spiegel im Nus. Lorb. VII. 23. IX. 14. und einer Dame,
die sich desselben bedient, das. IX. 18.
**) Becker's Charikles II. 73. und InKbirawi vssi Mr. II. 179.
***) S- Boß.
-s) Ich folge hier namentlich den Untersuchungen Becker's, die der-
selbe in seinem Charikles I. 166 ff. umständlich darlegt.
 
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