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Das alle Europa.
Die Beschäftigungen und Gewerbe
der Römer waren namentlich auf der Viehzucht und dem Ackerbaue
gegründet, wie denn schon Nomulus jedem freien Manne sein Stück
Land zur Erbauung des Getraides, dann aber auch seinen Antheil
am Gemeindelande zur Weide für das Vieh sicherte.
Die Jagd kommt als eigentliche Beschäftigung bei den Römern
nicht mehr vor, obschon sie als heilsame Leibesübung von den
Vornehmen wahrend ihres Aufenthaltes auf dem Lande oder in den
wildreicheren Provinzen gern betrieben wurde, wie wir z. V. aus
Plinius Briefen (V. 6. III. 19 u. s. w.) ersehen. Man jagte
Hirsche, Eber, Hasen und die Vögel mit dem Jagdspieß, Bögen,
Pfeil und der Schleuder. Auch kam wohl der Apeninnenwolf
wie noch heutiges Tages herab und drohte den Heerden Gefahr.
Deßhalb zog man gute Hunde, Spartaner und Molosser, ähnlich den
jetzigen Maremmenhunden mit weitgefpaltenem Rachen und langem
Haar. In den Wäldern aber gab es außer dem genannten Wilde
auch noch den wilden oder Waldesel (Dnager), dem der Jäger zu-
weilen nachstellte (Virgil Georg. III. 409.). Die kleineren Thiere fing
man in Fallen, größeren und selbst den Hirschen stellte man Netze.
Von größerer Bedeutung war der Fischfang, namentlich an
der Seeküste, und wir sehen in den Darstellungen kulinarischer
Scenen in den Wandgemälden von Pompeji auch mancherlei Fische
und Schaalthiere abgebildet. Ich erinnere an die anmuthige Schil-
derung des Fischfangs in Ausonius Mofella *).
Und wo die Ufer dann den leichten Zutritt gestatten
zu dem Flusse, da spürt der Fischer gierige Schaar stets
nach den Fischen, die selbst in der Tiefe Schoos nicht geschützt sind.
Fern aus der Mitte des Strom's zieht der das triefende Zuggarn,
schleppt die betrogene Schaar heraus in knotigem Netze.
Doch wo im stillen Lauf des Flusses Welle hinabströmt,
lenkt das schwimmende Netz mit korkenen Zeichen ein Andrer.
Dieser vom Felsen gebückt auf das unten fließende Wasser
senkt die gebogene Spitze hinab der geschmeidigen Ruthe,
werfend, mit tödtlichem Köder versehn, die spitzige Angel.
Wenn, nicht kennend den Trug, der Fische schwärmende Schaar sie
gierig verschlingt und zu spät des verborgenen Eisens Verwundung
fühlt in der Tiefe des weit geöffneten Schlundes, so zeigt sich
durch das Zappeln der Fang dann an, dem kräuselnden Zittern
der bewegten Schnur entspricht das schwankende Rohr auch.
Schnell mit Gewandtheit reißt die erschütterte Beute der Knabe
mit der schwirrenden Ruth' ans Land; es tönet sein Athem,
wie wenn von dem Knall der schallenden Ruthe die Weite
*) D. M. Ausonius Mosella von Ludw. Troß. Hannov. 1821. S. 62 ff.
Das alle Europa.
Die Beschäftigungen und Gewerbe
der Römer waren namentlich auf der Viehzucht und dem Ackerbaue
gegründet, wie denn schon Nomulus jedem freien Manne sein Stück
Land zur Erbauung des Getraides, dann aber auch seinen Antheil
am Gemeindelande zur Weide für das Vieh sicherte.
Die Jagd kommt als eigentliche Beschäftigung bei den Römern
nicht mehr vor, obschon sie als heilsame Leibesübung von den
Vornehmen wahrend ihres Aufenthaltes auf dem Lande oder in den
wildreicheren Provinzen gern betrieben wurde, wie wir z. V. aus
Plinius Briefen (V. 6. III. 19 u. s. w.) ersehen. Man jagte
Hirsche, Eber, Hasen und die Vögel mit dem Jagdspieß, Bögen,
Pfeil und der Schleuder. Auch kam wohl der Apeninnenwolf
wie noch heutiges Tages herab und drohte den Heerden Gefahr.
Deßhalb zog man gute Hunde, Spartaner und Molosser, ähnlich den
jetzigen Maremmenhunden mit weitgefpaltenem Rachen und langem
Haar. In den Wäldern aber gab es außer dem genannten Wilde
auch noch den wilden oder Waldesel (Dnager), dem der Jäger zu-
weilen nachstellte (Virgil Georg. III. 409.). Die kleineren Thiere fing
man in Fallen, größeren und selbst den Hirschen stellte man Netze.
Von größerer Bedeutung war der Fischfang, namentlich an
der Seeküste, und wir sehen in den Darstellungen kulinarischer
Scenen in den Wandgemälden von Pompeji auch mancherlei Fische
und Schaalthiere abgebildet. Ich erinnere an die anmuthige Schil-
derung des Fischfangs in Ausonius Mofella *).
Und wo die Ufer dann den leichten Zutritt gestatten
zu dem Flusse, da spürt der Fischer gierige Schaar stets
nach den Fischen, die selbst in der Tiefe Schoos nicht geschützt sind.
Fern aus der Mitte des Strom's zieht der das triefende Zuggarn,
schleppt die betrogene Schaar heraus in knotigem Netze.
Doch wo im stillen Lauf des Flusses Welle hinabströmt,
lenkt das schwimmende Netz mit korkenen Zeichen ein Andrer.
Dieser vom Felsen gebückt auf das unten fließende Wasser
senkt die gebogene Spitze hinab der geschmeidigen Ruthe,
werfend, mit tödtlichem Köder versehn, die spitzige Angel.
Wenn, nicht kennend den Trug, der Fische schwärmende Schaar sie
gierig verschlingt und zu spät des verborgenen Eisens Verwundung
fühlt in der Tiefe des weit geöffneten Schlundes, so zeigt sich
durch das Zappeln der Fang dann an, dem kräuselnden Zittern
der bewegten Schnur entspricht das schwankende Rohr auch.
Schnell mit Gewandtheit reißt die erschütterte Beute der Knabe
mit der schwirrenden Ruth' ans Land; es tönet sein Athem,
wie wenn von dem Knall der schallenden Ruthe die Weite
*) D. M. Ausonius Mosella von Ludw. Troß. Hannov. 1821. S. 62 ff.