Tod und Bestattung der Römer.
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Reisen war das Gefolge noch ansehnlicher. Andere Sclaven dienten
als Bothen und Briefträger.
Zu den vornehmsten Sclaven gehörten natürlich die Vorleser,
Sekretarien und Lehrer, die zu dem Herrn in einem vertrauteren
Verhältnisse standen. Auch die Sorge für die Gesundheit mar
Sclaven anvertraut. Die Römer betrieben die Heilkunde lange Zeit
in alter Weise, sammelten sich Hausmittel, namentlich aber suchten
sie unmittelbare Hilfe bei den Göttern. Im Jahre d. St. 535 kam
der erste griechische Arzt, Archagathos, nach Rom und erregte Auf-
merksamkeit und Bewunderung, die jedoch keine Dauer hatte. Dennoch
waren fortan immer mehr griechische als römische Aerzte in Rom.
Plinius bemerkt dabei, daß die Leute das eher glaubten, was sie
nicht verstehen, das kein Gesetz vorhanden, welches die Unwissenheit
bestrafe, und daß die Aerzte, die aus unseren Gefahren lernen und
Versuche durch den Tod machen, ungestraft bleiben. Indessen be-
diente man sich zuverlässiger Sclaven und Freigelassener als Haus-
ärzte. Die Chirurgie mußte durch die vielfachen Kriege Fortschritte
machen, und wurde von den Aerzten mit versehen; zu Tibers Zeit
kommen Chirurgen vor, spater besondere Augen- und Zahnärzte.
Aerzte und Chirurgen hatten ihre besonderen Tabernen *).
Tod und Bestattung
waren in Rom nicht minder der Aufmerksamkeit der Nachlebenden
empfohlen wie in Aegypten und Griechenland. Es war eine heilige
Pflicht der Lebenden den Leichnam auch des Unbekannten nicht un-
beerdigt liegen zu lassen und der Reisende, der unterwegs einen
Todten fand, warf, wenn er nicht Zeit hatte denselben zu begraben,
wenigstens drei Hände voll Erde auf denselben. Eine Familie, von
welcher ein Mitglied unbeerdigt geblieben war, mußte sich jährlich
durch Opferung eines weiblichen Schweines reinigen. Wo man
den Leichnam nicht erhalten konnte, errichtete man wenigstens ein
Cenotaphium.
Nachvem der Tode den letzten Scheidekuß empfangen, drückte
man ihm die Augen zu, rief ihn bei seinem Namen und erhob ein
lautes Geschrei und Wehklagen. Darauf wusch man die Leiche mit
warmem Wasser und bestellte die Bestattung bei dem Libitinarius,
der alle zum Leichenbegängnisse nothwendigen Personen und Bedürf-
nisse vorräthig und im Heiligthum der Venus Libitina seine Nie-
derlage hatte. Hier mußte jeder Todesfall gemeldet und eine Abgabe
davon entrichtet werden. Der Libitinarius sandte nun den Polinctor,
der den Leichnam salbte und mit der ihm zukommende Tracht, z. B.
den freien Römer mit der Toga bekleidete, auch ihn, wenn dieß ihm
*) Beckers Gallus II. 100 ff.
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Reisen war das Gefolge noch ansehnlicher. Andere Sclaven dienten
als Bothen und Briefträger.
Zu den vornehmsten Sclaven gehörten natürlich die Vorleser,
Sekretarien und Lehrer, die zu dem Herrn in einem vertrauteren
Verhältnisse standen. Auch die Sorge für die Gesundheit mar
Sclaven anvertraut. Die Römer betrieben die Heilkunde lange Zeit
in alter Weise, sammelten sich Hausmittel, namentlich aber suchten
sie unmittelbare Hilfe bei den Göttern. Im Jahre d. St. 535 kam
der erste griechische Arzt, Archagathos, nach Rom und erregte Auf-
merksamkeit und Bewunderung, die jedoch keine Dauer hatte. Dennoch
waren fortan immer mehr griechische als römische Aerzte in Rom.
Plinius bemerkt dabei, daß die Leute das eher glaubten, was sie
nicht verstehen, das kein Gesetz vorhanden, welches die Unwissenheit
bestrafe, und daß die Aerzte, die aus unseren Gefahren lernen und
Versuche durch den Tod machen, ungestraft bleiben. Indessen be-
diente man sich zuverlässiger Sclaven und Freigelassener als Haus-
ärzte. Die Chirurgie mußte durch die vielfachen Kriege Fortschritte
machen, und wurde von den Aerzten mit versehen; zu Tibers Zeit
kommen Chirurgen vor, spater besondere Augen- und Zahnärzte.
Aerzte und Chirurgen hatten ihre besonderen Tabernen *).
Tod und Bestattung
waren in Rom nicht minder der Aufmerksamkeit der Nachlebenden
empfohlen wie in Aegypten und Griechenland. Es war eine heilige
Pflicht der Lebenden den Leichnam auch des Unbekannten nicht un-
beerdigt liegen zu lassen und der Reisende, der unterwegs einen
Todten fand, warf, wenn er nicht Zeit hatte denselben zu begraben,
wenigstens drei Hände voll Erde auf denselben. Eine Familie, von
welcher ein Mitglied unbeerdigt geblieben war, mußte sich jährlich
durch Opferung eines weiblichen Schweines reinigen. Wo man
den Leichnam nicht erhalten konnte, errichtete man wenigstens ein
Cenotaphium.
Nachvem der Tode den letzten Scheidekuß empfangen, drückte
man ihm die Augen zu, rief ihn bei seinem Namen und erhob ein
lautes Geschrei und Wehklagen. Darauf wusch man die Leiche mit
warmem Wasser und bestellte die Bestattung bei dem Libitinarius,
der alle zum Leichenbegängnisse nothwendigen Personen und Bedürf-
nisse vorräthig und im Heiligthum der Venus Libitina seine Nie-
derlage hatte. Hier mußte jeder Todesfall gemeldet und eine Abgabe
davon entrichtet werden. Der Libitinarius sandte nun den Polinctor,
der den Leichnam salbte und mit der ihm zukommende Tracht, z. B.
den freien Römer mit der Toga bekleidete, auch ihn, wenn dieß ihm
*) Beckers Gallus II. 100 ff.
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