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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 8): Das alte Europa: Mit 6 Tafeln Abbildungen — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.63452#0114
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Das alte Europa.

gann der Trank des gemischten Weines*). Darstellungen solcher
Scenen bieten die griechischen Vasengemälde in großer Fülle dar.
Außer den Symposien und den Unterhaltungen im Wirths-
hause sand der freie griechische reiche Bürger in dem öffentlichen
Leben genügsame Unterhaltung. Die öffentlichen Gerichtsverhand-
lungen, die öffentlichen Feste und Spiele, die Opfer und Theater
nahmen seine Zeit vollkommen in Anspruch. Der Aermere wurde
von seinem Geschäft oder Gewerbe festgehalten.
Rannte Krankheit den freien Mann an das Zimmer, so über-
nahmen die Frau, die Tochler und die Sclaven unter der Leitung
eines Arztes die Pflege. Der Stand des Arztes, des Erben der
Weisheit des Asklepios, genoß eines hohen Ansehens. Die Arz-
neikunst war von Apollons Sohne auf die Asklepiaden vererbt und
von diesen den später» Aerzten überliefert worden. Jeder Arzt be-
trachtete sich als einen Nachkommen des Asklepios. Auf den nie-
der» Culturstufen sahen wir die Heilkunde ganz in den Händen der
Zauberer und Zauberinnen; im Orient ist sie noch zum Theil in
den Händen Solcher, welche abergläubige Mittel bei ihren gläubigen
Pfleglingen mit Erfolg anwendcn. In Griechenland zog der Staat
die Aerzte an sich heran, wie er deren in den Gymnasien und für
die Armen anstellte. Wir finden den Demokedes bei Polykrates ge-
gen Gehalt angestellt, wie er denn auch in Aegina und Athen Ge-
halt erhielt. In Kroton und Lokri gab es öffentliche Anstalten ge-
gen die Pest. Die Aerzte übten die innere und äußere Heilung,
auch die Geburtshilfe. Einige derselben hatten öffentliche Locale, die
in dem Rufe von Klatschanstalten standen. Daß es neben den wirk-
lich kenntnißreichen und wissenschaftlichen Aerzten auch Quacksalber
und Charlatane gegeben, versteht sich von selbst. Demnächst gab es
Pharmakopolen, die neben Arzneimitteln auch andere Dinge ver-
kauften. Sie trugen ihre Mittel in Kästen umher und hatten auch
abergläubige Mittel oder auch Schlangen, mit denen sie, wie die
Psyllen Aegyptens, geheimnißvolle Gaukeleien vornahmen, die na-
mentlich bei der ärmern Classe Anklang fanden.
Eigentliche Apotheken in unserm Sinne gab es nicht, denn die
Aerzte bearbeiteten ihre Mittel selbst. Der Arzt erwartete seine
Kranken in seinem Studirzimmer (Jatreion), oder aber er besuchte sie
in ihren Wohnungen. Das Jatreion enthielt Büchsen, Schröpsköpfe,
Clystirspritzen, Badewannen und chirurgische Instrumente. Der Arzt
hatte seine Gehilfen, die zum Theil Sclaven waren. Die Alten
schildern sie als gewissenlose und flüchtig umhereilende Krankenbesu-
cher. Der freie Arzt hatte desto besseren Ruf. Man verlangte aber
auch von ihm, daß er auf seine Würde halte, daß er anständig seh
und Alles vermeide, was auf den Kranken einen unangenehmen Ein-

Das Nähere in Becker's Charikles I. 45l ff.
 
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