Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 8): Das alte Europa: Mit 6 Tafeln Abbildungen — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1850

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.63452#0121
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Viehzucht der Griechen.

111

Pferde waren im alten Griechenland nicht häufig und es
haben schon mehrere Pferdekenner, wie z. B. der Autor der revo-
latioos ok llussia, darauf aufmerksam gemacht, daß die griechischen
Bildwerke keine eigentlich edle Pferderasse andeuten. Im Ganzen
war das Land auch nicht sehr reich an Pferden. Im heroischen
Zeitalter hatte man gar keine eigentliche Reiterei, da die alten Hel-
den vom Wagen herab kämpften. In der Schlacht von Marathon
hatten die Athener noch keine Reiterei, auch nicht die vereinigten
hellenischen Schaaren bei Platäa. Dagegen waren im persischen
Heere böotische Reiter und später findet sich bei den Athenern eher
eine Reiterei als bei den Spartanern, die in ihrer Infanterie ihre
Stärke hatten. So erscheinen denn auch in den feierlichen Spielen
die Reiter später als Wagenrenncr. Im Homer werden Argos,
Trikka und Pherä in Thessalien als die Orte genannt, welche gute
Pferde liefern.
Indessen liebte und Pflegte man das Pferd mit großer Vor-
liebe, wie denn Apollon die Rosse des Eumelos in der pierischen
Flur nährte und Poseidon als der Schützer und Vorsteher der
Rosse in der Sage erscheint, daher denn auch diesen beiden Gott-
heiten Pferde geopfert wurden; letztere wurden aufgezäumt in einen
See hinabgelassen *). Eine große Bedeutung hat das edle Roß in
der Kunst und es sind uns am Giebelfelde des Parthenon, in den
Metopen des Theseustempels von Athen, namentlich aber in Erz die
venetianischen Rosse, dem Pferdekopfe von Neapel die herrlichsten
Denkmale des liebevollsten Studiums dieses Thieres erhalten**).
Auch die Dichter gefallen sich in dem Lobe des Thieres und Platon
schildert in seinen: Phadros die Tugenden und Fehler desselben.
Das bessere Roß, sagt er in seinem Phädros, ist von geradem
Wuchs, schön gegliedert, hochhalsig, mit gebogener Nase, weiß von
Haar, schwarzäugig, ehrliebend, mit Besonnenheit und Schaam,
wahrhafter Meinung Freund, wird ohne Schlage nur durch Befehl
und Worte gelenkt. Das Andere aber ist senkrückig, plump, schlecht
gebaut, hartmäulig, kurzhalsig, mit aufgeworfener Nase, schwarz
von Haut, glasäugig und roth unterlaufen, aller Wildheit und
Starrsinnigkeit Freund, rauh um die Ohren, taub der Peitsche und
dem Stachel kaum gehorchend. Von Denophon sind zwei eigene
Schriften***) über Pflege und Behandlung der Pferde vorhanden, in

*) Pausanias III. 20 und VIII. 7. Die Pferdezucht in den vkwwo-
vrxcl XVI.
**) S. Böitigers kleine Schriften II. 161. Kopf des Pferdes der
Nacht am Giebelseide des Parthenon. S. Müllers Handbuch der Archäo-
logie S. 698 wegen der Nachweisungen. Häufig sind die Darstellungen
der Pferde auf Vasenbildern und Münzen.
***) Hkpt tTrnurchs und
 
Annotationen