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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0013

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Bücherschau.

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Forscher auf dem Gebiete der alten Bücherillustra-
tion Anerkennung gefunden hat, will nun mit der-
selben eine Lücke ausfüllen, die er in seinem vor
kurzer Zeit erschienenen Werke über die alten vene-
zianischen Drucke mit Holzschnitten offen gelassen
hatte, weil ihm die Fülle und die Eigenart des
Stoffes eine gesonderte Betrachtung zu erfordern
schien. Und in der That bilden die venezianischen
Missalien, deren ikonographischer und künstlerischer
Bedeutung der Verfasser in seinem neuen Werke gerecht
zu werden sucht, eine Gruppe für sich, an der sich
besser als irgendwie sonst die Entwickelung der
künstlerischen und technischen Formen des venezi-
anischen Holzschnittes an einer Reihe von gleich-
artigen Darstellungen übersehen lässt. Wurde doch

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gerade auf den Druck und die Ausstattung der
Missalien, die ja stets auf ein großes und kauf-
kräftiges Publikum rechnen konnten, von den tüch-
tigen und bedeutenden Druckern, die dies Arbeits-
feld mit Vorliebe aufsuchten, der größte Wert ge-
legt, zumal in Venedig, das im XVI. Jahrh. der bei
weitem bedeutendste Druckort für Missalien nicht
aar der italienischen, sondern auch ausländischer
Kirchen gewesen ist. So zeigen die Missalien nicht
allein den reichsten Schmuck, sondern sie enthalten
auch einen guten Teil des Besten, das der venezi-
anische Holzschnitt überhaupt hervorgebracht hat.

Das erste Heft des Bivoli'schen Werkes, das uns
vorliegt, bietet die Einleitung und einen Teil der
„Ikonographie«, eines alphabetischen Verzeichnisses
d« ^ den Missalien behandelten Darstellungen,
denen dann ein vollständiges bibliographisches Ver-
zeichnis aller bis 1600 mit Holzschnitten in Venedig
gedruckten Missalien folgen soll. In der Einleitung
bespricht der Verfasser, auf Grund seiner früheren For-
schungen, die einzelnen Holzschneider oder Werkstat-
ten, die ihre Arbeiten durch Monogramme u.dgl. kennt-
lich gemacht haben, und weist einem jeden seinen
Platz in der Entwickelung des Holzschnittes in
Venedig an, erörtert ihr Verhältnis zu einander und
ihr künstlerisches Verdienst. Man hätte diesem Teile
allerdings eine größere Ausdehnung wünschen kön-
nen. Es lässt sich nicht recht einsehen, warum sich
der Verfasser hier auf die Monogrammisten beschränkt
und die unbezeichneten Holzschnitte unberücksichtigt
läßt. Für die kunsthistorische Behandlung eines
Stoffes, der seinem Charakter und seinem Umfange
nach notwendigerweise eine katalogmäßige Bear-
beitung verlangt, scheint mir eine Zweiteilung un-
umgänglich. Die allgemeinen Betrachtungen, die
Ergehnisse der Zusammenstellung sollten nicht in

dem nach äußerlichen Gesichtspunkten geordneten
Verzeichnisse, das ja nicht gelesen, sondern nur be-
nutzt werden soll, bei den einzelnen Gegenständen,
die den Anlass dazu bieten, Platz finden, sondern in
einer Einleitung, die zum Lesen bestimmt sein und
einen vollständigen Uberblick über die Materie geben
soll. So hätten auch hier viele Bemerkungen, zu
denen schon die beigefügten Illustrationen Anlass
geben, und die gewiss im Verzeichnisse der einzelnen
Darstellungen und Ausgaben untergebracht sein
werden, meines Erachtens in die Einleitung ver-
arbeitet werden sollen.

Die ikonographische Zusammenstellung, die der
Einleitung folgt, wird sicher manchem von großem
Nutzen sein und die Kenntnis einer Reihe sonst
schwer erreichbar ikonographischer Daten vermitteln;
sie ist augenscheinlich mit größtem Fleiße und vielem

Interesse für den Gegenstand angefertigt. Der un-
ermüdliche Eifer des Verfassers ist dem Fachge-
nossen ja schon seit langer Zeit so gut bekannt,
dass man wol voraussetzen darf, dass auch das bi-
bliographische Verzeichnis nach jeder Richtung hin
den höchsten Ansprüchen genügen werde. Wer
weiß, welche unendliche Mühe und Sorgfalt die Lö-
sung einer solchen an sich wenig dankbaren Aufgabe
erfordert, wird dem Verfasser seine Anerkennung und
Dankbarkeit für eine solche Arbeitsleistung nicht
vorenthalten können. Wie die Idee einer Zusammen-
stellung der venezianischen Missalien vom kunstge-
schichtlich en Gesichtspunkte aus eine höchst glück-
liche genannt werden kann, so muss auch die äußere
Form, in der sich die Publikation darstellt, als eine
vornehme, dem Gegenstande durchaus angemessene
bezeichnet werden. Die Arbeit ist ein novum in
ihrer ganzen Anlage und in ihrer Durchführung;
aber auch in ihrer Ausstattung hat sie auf diesem
Gebiete noch keine Vorgänger. Die Abbildungen
sind mit Sachkenntnis und Geschmack ausgewählt,
von vorzüglicher Ausführung und mit großem Ge-
schick dem Texte eingefügt. Die Publikation wird
so in jeder Hinsicht eine wichtige und schöne Be-
reicherung unserer kunstwissenschaftlichen Litteratur

bilden.

P. K.

Sandro Bottieelli von Sermann Ulmann. München,
Verlaasanstalt für Kunst und Wissenschaft, vor-
mals Friedrich Bruckmaun. 158 Textseiten, 12
Vollbilder u. 21 Illustrationen, Quartformat. M. 16 —
Eine tüchtige Leistung kunstgeschichtlicher
Spezialforschung wird uns in diesem Buche geboten.
Auf räumlich und zeitlich ausgedehnten Studienreisen
 
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