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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0033

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Die Ausstellung alter Bilder in Utrecht.

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Ich erwähne noch das Bildnis der Catharina
von Schoonhoven (W. Gumprecht, Berlin No. 198)
und ein als Richtung Scorels bezeichnetes männ-
liches Bildnis von ausgezeichneter Schönheit (No. 195,
Croiset, Haag).

Scorels großer Schüler Antonio Moro zeigt
auch hier, dass ihm als Porträtmaler die Kraft des
Mannes besser lag als weibliche Zartheit und Sitte.
Das Bildnis des Jacob de Moor (No. 149, Carl
Schöffer in Amsterdam) ist geradezu als wundervoll
zu bezeichnen und von jener tiefen Glut, die den
wertvollsten Arbeiten des Meisters gemeinsam ist.
Das dazu gehörige Bildnis der Elisabeth Ruyschen-
berg steht dahinter zurück.

Der Eigentümer des großen Bildes, welches
den halb im Grabe stehenden Heiland zwischen
Petrus und Paulus darstellt, mit der Inschrift: Ant.
Morus. Phil. Hisp. Regis. Pictor. F. A. M. D. L. VI.
(No. 151) ist nicht damit einverstanden, dass man
die Originalität bestreitet, nachdem es der Katalog
als Original aufgenommen hat. Ich kann Herrn
Moes, der sich für die Zweifel verantwortlich macht,
nur Recht geben. Das Bild ist nicht nur eine
Kopie, sondern auch nahezu 100 Jahre jünger als
das, so viel ich weiß, vorhandene Original, dessen
Aufbewahrungsort ich nicht anzugeben vermag.
"Übrigens rrenüut schon ein Blick auf die Schrift,
um die Entstehungszeit des Bildes dem 16. Jahr-
hunderte zu entrücken.

Als der Begründer einer Utrechter Schule im
eigentlichen Sinne kann doch erst Abraham Bloe-
maert gelten. Der Charakter seiner Leistungen ist
zu gründlich bekannt und gewürdigt, als dass man
die schwache Vertretung hier bedauern könnte.
Ein

Christus in Emmaus mit lebensgroßen Figuren,
mit vollem Namen und der Jahreszahl 1622 be-
zeichnet, würde ohne dieses Signalement überall
dem Gherardo della Notte zugerechnet werden und
zeigt, dass der Schüler aus dem, was er von seinem
Meister gelernt hat, nicht recht was Selbständiges
mehr zu entwickeln vermochte. Die Söhne des
Künstlers, Heinrich und Adriaen, sind vertreten.
Zwei Bildnisse aus dem Besitze von Wtw. Coenen
van's Gravesloot, Utrecht (No. 12 u. 13) haben mir
von Hendrik eine bessere Meinung beigebracht und
halten sich von dem sonst kalt rötlichen Fleischton
frei. — Im Museum Boymans befindet sich seit
1887 ein HP gezeichnetes Bild mit fast lebens-
großen Figuren, „het lokstertje" (die Verführerin),
welches dem Hendrik Gerritsz Pot zugeschrieben
wird. Dieser vermutlich zu Haarlem geborene

Meister harrt noch einer bestimmteren Contourirung.
Die beglaubigte Apotheose Wilhelms von Oranien
im Museum zu Haarlem bietet in ihrer archaisiren-
den Stilweise wenig Anhalt für die Erkennung
weiterer Arbeiten. Das in Utrecht ausgestellte Bild
des Admirals Maerten Harpertsz Tromp vom Jahre
1639, dessen Zugehörigkeit zu den Werken Pots
durch den Stich von J. Suyderhoef gesichert ist
(Dr. J. van der Hoeven, Rotterdam, No. 412), wird
für anderweite Bestimmungen zum Ausgang zu
nehmen sein und spricht gegen die Benennung des
Bildes im Museum Boymans. Für mich ist es nicht
zweifelhaft, dass das Monogramm HP ein ange-
zeigtes HB ist, und dass wir in diesem Werke zu
Rotterdam eine charakteristische Arbeit des Hendrik
Bloemaert aus seiner früheren Zeit — das Bild trägt
die Jahreszahl 1633 — zu erkennen haben.

Ich folge nunmehr der alphabetischen Anord-
nung des Katalogs. Ein früher dem J. D. de Heem
zugeschriebenes Fruchtstück, wie der Katalog sagt,
wird hier dem Balthasar van der Ast zugeteilt.
Das aus dem Besitz von Dr. M. Schubart, München
stammende Bild (No. 3) trägt die zweifelhafte Sig-
natur I de Heem und die Jahreszahl 1624. Meines
Erachtens ist das Bild für Ast viel zu stark. Viel-
leicht hat der braune Ton und die bei Ast oft vor-
kommende Kegelschnecke die Neubestimmung ver-
anlasst. Ich halte das treffliche Werk für eine
Jugendarbeit de Heems, die den Übergang von dem
in Düsseldorf 1886 ausgestellten, noch ganz ängst-
lich behandelten und in dem Graubraun der dama-
ligen Farbenanschauung befangenen Bilde aus dem
Jahre 1621 zu dem blühenden Kolorit der späteren
Zeit erkennen lässt. Das Ringen des erlernten
Könnens mit einer freieren Naturanschauung stellt
sich hier in der greifbarsten Weise dar.

Das Abendmahl von Anthonie van Monfoort,
gen. Blockland, mit fast lebensgroßen Figuren aus
dem Rathause zu Dordrecht (No. 61) ist durch Ba-
len's Beschreibung der Stadt beglaubigt. Dieses
wichtige Werk zeigt den Meister zwar auf italie-
nische Vorbilder gerichtet, aber doch zugleich auch
von großer individueller Kraft, die sich frei von
Manier hält. In der Figur rechts unten haben wir
ganz sicher das Bildnis des Künstlers zu erkennen.

Von dem als Orlando in der Römischen Schil-
derbent vorkommenden Paulus Boz ist das mit dem
Namen und der Jahreszahl 1640 bezeichnete Bild,
die Anbetung der Könige, aus der an Seltenheiten
so reichen Sammlung W. Dahl's in Düsseldorf aus-
gestellt (No. 17). Diese einzige bisher bekannte
 
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