Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

DOI Artikel:
Levin, Th.: Die Ausstellung alter Bilder in Utrecht, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0049

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
85

Die Ausstellung alter Bilder in Utrecht.

86

420, Burgh, Haag) ist trotz Flüchtigkeit und freier
Behandlung ein meisterhaftes Werk. Der Katalog
erinnert an Nie. Maes. Mir scheint es mit Nr. 339
Alte lesende Frau, hol). Schule um 1650, verwandt
(Hethuizen, Haarlem). — Sehr eigenartig ist eine
«F.Saat — 167." gezeichnete musizirende Gesellschaft
(Nr. 425, A. Bredius, Haag). Deutet der Name auf
F. Sant, Acker? Ich kenne diesen Künstler nur als
sehr seltenen Stilllebenmaler (Berlin, V. de Stuers).
— Ein prächtiges Selbstbildnis des vielseitigen Hen-
drick Maertensz Sorgh erinnert mich daran, dass
man in Köln ein gutes kleines Bild dieses Meisters
auf den Namen des weit unbedeutenderen Q. Breke-
lenkam gehen lässt. — Die Jünger zu Emmaus von
Jan Steen (Nr. 431, G. de Clercq, Amsterdam) sind
so recht ein Werk, nach dem die Galerieen ihre
Hände ausstrecken müssten. Wer die meist wider-
strebenden Darstellungen des Meisters aus der bi-
blischen Geschichte verfolgt hat, traut hier kaum
seinen Augen. Groß im Stil, wundervoll tief und
innig im Ausdruck, phantasievoll originell in der
Komposition mit der visionären Gestalt des Heilandes.

Herrlicher Teniers aus dem Besitz von A. Bre-
dius (Nr. 437). — Treffliches Selbstporträt in Pastell
von Cornelis Troost (Nr. 441, Kneppelhout van Ster-
kenburg, Driebergen). — Zwei interessante, aber
schlecht gehängte biblischeDarstellungen vonAdriaen
van de Velde (1664, J. v. Eert, Amsterdam), die zu
einer Folge von fünf Passionsstücken gehören, welche
der Künstler für die katholische Kirche beim Spin-
huis malte. — Gegen die Benennung Cornelis de
Vos spricht schon die künstlerische Auffassung in
dem schönen Frauenbildnis Nr. 460 (Blom Coster,
Haag), aber ein treffliches Werk der Antwerpener
Schule haben wir vor uns.

Von den mehr oder weniger gut vertretenen
Meistern, die durch ihre Stärke oder Seltenheit in-
teressiren, mache ich in der zweiten Abteilung noch
folgende namhaft: Averkamp; G. Berkheyde-Huch-
tenburgh; A. v. Beyeren; Hans Bollongier (übrigens
nur H. B. gezeichnet); Hendrik Carre (interessantes
Bild zwischen Dou und Wyck); P. Claesz (braune
Art); J. Coelenbier; H. J. van Coninxloo; A. Coorte
(Stillleben mit vollem Namen); H. Coster (ein hoch-
interessantes Frauenbildnis von virtuoser Technik,
Spitzen mit dem Pinselstock ausgehoben, Nr. 282,
A. Bredius); A. Cuyp (Pferdestall); W. C. Duyster
(Tänzer, Nr. 293, Stüve, Osnabrück); Frans Eloutsz
(Stillleben, übrigens nur F. E. gezeichnet, 1628, Nr.
295, Drießen, Leiden); Hendrik de Fromantiou; Jan
v. Goijen (schön, aber nicht frisch); W. C. Heda;

Samuel van Hoogstraten (Münzmeisterstück mit ar-
chaisirender Anordnung, drei Reihen Bildnisse über
einander, im einzelnen meisterhaft, Nr. 366, H. Gilde-
meester, Amsterdam); Frans de Hülst; Jan v. Huysum
(erste Qualität, J. H. Schober, Putten, Nr. 369); K.
du Jardin (lebensgroßes Bild des Admirals M. A.
de Ruyter, Nr. 370, Großherzogin von Sachsen-Wei-
mar); Paulus Lesire, Dordrecht 1611 bis nach 1656.
Das interessante Bild, die Abfahrt der Königin Maria
(Henriette) von England im Jahre 1643 von Scheve-
ningen darstellend und angeblich mit vollem Namen
bezeichnet, entzieht sich an seinem Platze der siche-
ren Beurteilung (Fremery, s'Gravezande, Nr. 375);
Lucas Lucae 1576 — 1661, Amsterdam (zwei tüchtige
Bildnisse, die der Künstler im Alter von 81 Jahren
schuf); B. Matton; Caspar Netscher; Adriaen van
Nieulandt (badende Nymphen, Semenoff, Petersburg,
Nr. 407); J. A. v. Ravesteyn (Nr. 414); Jan Steen
(Nr. 430); A. Storck; J. van Streek; Adriaen v. de
Venne (sollte Nr. 449, die Prinzen von Nassau, Dum-
bar, Haag, nicht wirklich Original sein? Verhängt!);
S. Vereist; W. van der Vliet (köstliches Bildnis mit
grauem Hintergrund, nicht 1633, sondern 1638, wie
übrigens in den Zusätzen berichtigt wird, J. Fa-
bius, Utrecht, Nr. 457); Ph. Wouwerman (nicht
bedeutend, aber gut). Ein merkwürdiges Bild ver-
zeichnet das Supplement des Katalogs unter Schule
von Jan Both (Nr. 471, Thieme, Leipzig). Aus
der merkwürdigen Signatur, die nicht verdächtig
erscheint, bringe ich auch nicht mehr heraus als
die Herren in Utrecht, und doch ist H. N. Huits
sicher falsch gelesen (Witt?). Das Bild steht übri-
gens in seinem ziemlich unsympathischen Charakter
dem Berchem näher als dem Both. — Der Raucher
aus dem Mainzer Museum ■— „wahrscheinlich von
der Hand des J. M. Molenaer", sagt das Supplement
und ich accedire — ist falsch „Le Duc" gezeichnet,
was nicht erwähnt wird (Nr. 475). — An dem schönen
Dirk Hals (Gemäldegalerie Mainz, Nr. 492) durften
wir uns schon 1886 in Düsseldorf erfreuen.

Nun noch ein paar Worte an Herrn ten Breul.
Ich habe mir seine Broschüre nachschicken lassen
und bemühe mich vergebens, damit zu Ende zu
kommen. Aber mag die Form auch schwach sein,
wenn nur die Sache stärker wäre! Zunächst rufe
ich das Nationalgefühl des Herrn ten Breul an.
Seinem großen Landsmann Rembrandt eine solche
Croute — ich finde keinen anderen Ausdruck — auf-
halsen zu wollen, ist zum mindesten nicht patriotisch.
Aber was soll denn Bredius nun eigentlich gesündigt
haben? — Dass er dieses Machwerk jemals für einen
 
Annotationen