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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0060

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107 Kunstlitteratur und Kunstblätter. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen. 108

Freilich werden nur die Kreise der Künstler und Kunstfreunde
in allem ihre eigenen Erlebnisse wiedererkennen. Was der
Verfasser als bereits vorhanden darstellt, haben die Tonan-
gebenden eben erst wieder erreicht, aber seine Ausführungen,
die als eine kurzgefasste Geschichte des modernen Ge-
schmacks bezeichnet werden können, sind geeignet, die Er-
kenntnis, dass die ästhetische Freude an der Blume eine
der Grundlagen der künstlerischen Erziehung bilden, in
weite Kreise zu tragen. Die Form ist darauf berechnet,
auch die Aufmerksamkeit der heranwachsenden Jugend zu
erregen, und die anmutige Ausstattung macht das inhalt-
reiche kleine Buch zu Geschenken besonders geeignet. —
In der zweiten Studie, „Wege und Ziele des Dilettantismus"
schildert der Verfasser, wie in der heranwachsenden Genera-
tion eine starke Neigung zum Dilettantismus in den bilden-
den Künsten in stetigem Wachsen begriffen ist. An der
Hand der Ergebnisse einer großen Ausstellung versucht er,
in jedem einzelnen Fach künstlerischer und kunstgewerb-
licher Bethätigung die dem ernsten Dilettanten möglichen
Ziele darzulegen und bietet dadurch eine Fülle praktischer
Vorschläge und Anregungen. Beide Schriften sind aus der
Praxis hervorgegangen. Dass sie überall von den Bedin-
gungen in Hamburg ausgehen, dürfte die Anwendung ihrer
Ratschläge an anderen Orten erleichtern.

KUNSTLITTER ATUR und KUNSTBLÄTTER.

* Auf den vor zwei Jahren erschienenen ersten Band
des „Oeuvre Böeldin" ist soeben (im Verlage der Photogra-
phischen Union in München) ein zweiter gefolgt, welcher
ebenfalls vierzig Photogravüren (im Papierformat von 38 : 49
cm) nach Gemälden des Meisters enthält und in künstle-
rischer Beziehung der ersten Folge gleich steht. Ausführ-
licher Text ist nicht beigegeben, sondern bei jedem Bilde
außer dem Titel nur der Name des Besitzers bezeichnet.
Den Schluss bildet ein Verzeichnis von Böcklin's Werken.
Die Ausgabe vor der Schrift kostet gebunden 200, die mit
der Schrift 100 Mark.

DENKMALER.

Bildhauer Johann Fadru$s in Budapest hat die Model-
lirung der Hauptfigur des für Pressburg bestimmten Maria-
Theresia-Denkmals bereits vollendet. Die Statue der großen
Kaiserin wird nächstes Jahr in Erz gegossen und bis zu
dieser Zeit wird Fadruss, der auch das Mathias-Denkmal für
Klausenburg arbeitet, die vier Nebenfiguren modelliren, so
dass das ganze Denkmal 1896 zur Millenniumsfeier enthüllt
werden kann, und der dritte kunsthistorische Kongress in
Budapest es schon fertig sehen wird. r. Bk.

* Stuttgart. Am 23. Oktober wurde auf dem Grab-
denkmal des am 25. Aug. 1892 verstorbenen Baudirektors
Prof. Dr. v. Leins die von Prof. Donndorf modellirte und
in karrarischem Marmor ausgeführte Büste feierlich enthüllt.
Zu der würdigen Feier hatten sich die Witwe mit den
Familienangehörigen, sowie viele Freunde, Verehrer, Kolle-
gen und Schüler des Verstorbenen um das mit Lorbeer und
grünen Pflanzen geschmückte Grab versammelt. Nach einem
vom Liederkranz vorgetragenen Trauergesang hielt der Di-
rektor der technischen Hochschule, Prof. Dr. O. Lemcke,
eine die Verdienste des Verewigten in weihevollen Worten
schildernde Ansprache. Die Schmückung des Grabes mit
Lorbeerkränzen und ein Chorgesang beschlossen die Feier-
lichkeit.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

%* Bruno Piglhein's Bild „Die Blinde" ist vom Prinz-
regenten von Bayern für die neue Pinakothek in München
angekauft worden.

Dresden, November 1894. — Eine ungewöhnlich vor-
nehme Ausstellung von modernen Radirungen, wie sie sonst
nur in Museen zu finden ist, ist im kleineren Kunstsalon
der Firma E. Arnold auf der Schlossstraße eröffnet worden.
Bei Gelegenheit des Erscheinens von Klinger's „Brahms-
phantasie" sind Proben aus diesem Werk sowie eine Reihe
von anderen kostbaren Blättern des Meisters in prachtvollen
Probedrucken versammelt. Daneben befinden sich die Stein-
drucke von Thoma, und zwar meist in solchen Exemplaren,
die der Künstler selbst ganz oder teilweise übermalt hat,
die er demnach als Handzeichnungen betrachtet und be-
rechnet. Ferner treffen wir eine schöne Auswahl von Stuck's
besten Sachen, von Greiner u. s. w. Noch interessanter aber,
weil man sie hier seltener sieht, sind die ausländischen
Blätter, voran eine Reihe von Kaltnadelarbeiten des plötz-
lich so berühmt gewordenen Helleu; weiter Steindrucke von
Lunois, Odilon-Redon u. s. w. Das Beste hat aber Herr
Gutbier von einer Reise aus London mitgebracht. Un-
gefähr ein Dutzend Blätter von Whistler, darunter einige der
Venetianischen Folge, diese wahren Zaubereien der Radirnadel,
die seinerzeit missachtet wurden, weil sie nicht den konven-
tionellen Lagunenmondschein, sondern das wahre Venedig
widerspiegelten. Whistler's Schwager, Seymour-Haden, ist
mit einigen seiner besten, leuchtenden Landschaften ver-
treten; von D. G. Cameron sind prachtvolle Leistungen da,
von Herkomer eine Menge Blätter, deren einige ihn auch
von einer minder weichlichen Seite zeigen, — ja das Neueste
der Neuen ist hier zu sehen, die Publikationen der kleinen
Künstlerschaft, die in „The Vale, Chelsea" eine Anstalt ge-
gründet hat, aus der nur ideal künstlerische Leistungen
hervorgehen. Ihr Organ „The Dial" ist exklusiv, wie die
französische „Estampe originale", oder wie der deutsche „Pan"
es werden soll, nur für Leute, die Freude am lauteren
Kunstwerk haben und auch nicht einen Augenblick sich
nach dem breiten Volksgeschmack richten. Ausgelegt sind
hier Steindrucke von Shannon, und Holzschnitte, meist in
Farben, von den beiden Pissarro. Auch von Legros sind

mehrere Blätter ausgestellt.--Das ist eine Ausstellung,

wie man sie sich wünscht: nicht ein Blatt ist Marktware,
selbst nicht von der besten. Es sind lauter Kunstwerke,
die uns nicht alle gleich vollkommen erscheinen, aber bei
denen wir die Gewissheit haben, dass auch nicht ein Strich
mit Rücksicht auf Gefälligkeit, auf Lob des großen Publi-
kums gezeichnet worden ist. Die Kunsthandlung, die ja
auch in ihrer „Secession"-Ausstellung ein über das Geschäft-
liche hinausragendes Interesse bekundet hat, hat sich von
neuem ein Verdienst um Dresden erworben. Wie wenigen Kunst-
handlungen ist an der Hebung des Geschmacks so viel ge-
legen, dass sie eine Ausstellung wie diese veranstalten, wo
ja schon die Preise der einzelnen Blätter es von vornherein
ausschließen, dass ein großer Umsatz erzielt wird.

Dr. H. W. S.

A. R. Neue Kunstausstellungen in Berlin, Noch nie zu-
vor hat Berlin so viele Kunstausstellungen zugleich erlebt,
wie in diesen Wochen vor Weihnachten, Kunstausstellungen,
an denen man nicht gleichgültig vorübergehen darf, wie an
denen, die der Geschäftstrieb eines Kunsthändlers oder die
Ruhmsucht eines eitlen Künstlers in Scene gesetzt haben.
In vier Tagen sind allein drei solcher Ausstellungen eröffnet
worden: zuerst in der Nationalgalerie die Ausstellung des
künstlerischen Nachlasses von Otto Baiseh und Chr. L. Bokel-
 
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