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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0093

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Kunsthistorisches. — Vermischtes. — Vom Kunstmarkt. — Zeitschriften.

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argivischer Besitz wurde. Um 423 fiel der größtenteils aus
Holz bestehende alte Bau durch Unvorsichtigkeit einem
Brande zum Opfer, und statt seiner erhob sich der oben be-
schriebene Prachtbau, dessen bildnerische Ausstattung Poly-
klet erhielt. — Was heuer ausgegraben wurde, befand sich
in der Nähe der kyklopischen Stützmauern des alten Tempels,
und sehr alte Baureste unterhalb dieser Mauern dürften
Wohnungen für die Priesterinnen des ersten Heraions ge-
wesen sein. Hier fanden sich auch merkwürdige Wasser-
werke. Eine lange, nach den Postamenten reich mit Statuen
geschmückte Säulenhalle führte zu einem östlich vom neuen
Tempel gelegenen großen rechteckigen Bau, dessen Dach auf
drei Reihen von je fünf Säulen ruhte. Ein noch größerer
säulengetragener Bau stand westlich unterhalb, und eine
breite Säulenhalle zog außerhalb des Temenos her. Ein
34 Meter weit verfolgter Felsentunnel war offenbar eine
Wasserleitung. — Bei den Grabungen fand man reiche
Opfergaben aller Art: Idole und Tierbilder in Terracotta,
lironzestatuetten und -Ringe, Perlen, Skarabäen und Siegel
von Bernstein, Glas und Topfwaren, thönerne kleine Figuren
vorwiegend weiblichen Charakters von Frauen gewidmet, in
großer Menge. — Anziehender aber sind Marmorbildwerke,
aus der besten Zeit, besonders ein schöner Herakopf und
einige Teile, wahrscheinlich von den Metopendarstellungen
aus dem trojanischen Sagenkreise: dreiTorsen nackter Krieger,
ausgezeichnet gearbeitet, ein Kopf mit phrygischer Mütze,
einer mit Helm, zwei Löwenköpfe und der Torso eines augen-
scheinlich in einen Kampf verwickelten bekleideten Weibes
(vielleicht aus der Einnahme Troja's; Kassandra?). Der hier
auch gefundene herrliche Kopf eines Jünglings zeigt die
für die Kunst des Polyklet typischen Merkmale. Endlich
fand man auch noch eine mit Chiton und Mantel von
Schaffell bekleidete Figur, die in der linken eine Taube
hält. It. Bk.

KUNSTHISTORISCHES.

= tt. Ulm a. d. Donau. 1494, also vor 400 Jahren, hat
Meister Matthäus Böblinger den unteren Viereckbau des
Hauptturmes des Münsters zum Abschlüsse gebracht und nun
sind es jetzt gerade 50 Jahre, dass die Bauhütte zur Re-
stauration und zum Ausbaue errichtet worden ist. Die Bau-
leitung wurde 1844 dem damaligen Stadtbaumeister Thrän
übertragen, auf ihn folgte Sebold, dann Scheu und endlich
Professor Dr. August von Beyer, welcher den 151 Meter
hohen Turm vollendete und in diesem Jahre das eine seit-
her fehlende Seitenportal der Westfront zur Ausführung
bringt. In den nun abgelaufenen 50 Jahren wurden im
Ganzen über 5 Millionen Mark für den Münster aufgewendet.

VERMISCHTES.

Der Kunsthistoriker Professor Dr. Carl Frey (der Her-
ausgeber der Vite des Vasari) hält in diesem Halbjahre an
der Berliner Universität Übungen in der phoiographischen
Technik ab, natürlich für die Zwecke seines Faches. Wir
begrüßen dieses nachahmenswerte Vorgehen auf das bei-
fälligste. R- Bk.

%* Zur Stützung des Parthenon in Athen, der durch
die Erdbeben des vergangenen Sommers in besorgniserre-
gender Weise erschüttert wurde, haben sich durchgreifende
Arbeiten als nötig erwiesen, über deren Art und Umfang
ein dafür berufener Ausschuss noch nicht schlüssig wer-
den konnte. Das griechische Ministerium hat sich nun-

mehr, wie das „Centraiblatt der Bauverwaltung" mitteilt,
an den Oberbaudirektor Prof. Dr. Dürrn in Karlsruhe ge-
wandt, um seinen maßgebenden Rat in der Angelegenheit
einzuholen und ihn um Übernahme der Leitung der auszu-
führenden Arbeiten zu bitten. Der dazu nötige Urlaub ist
ihm von der badischen Regierung bereitwilligst genehmigt
worden.

%* Eine königliche Kommission x/ur Erhaltung der
Kunstdenkmäler in Sachsen ist, wie der „Vossischen Zeitung''
geschrieben wird, am 1. Oktober ins Leben getreten. Einen
staatlichen Konservator im eigentlichen Sinne gab es bisher
in Sachsen nicht, obschon durch die historischen Vereine
vieles für die Pflege der Denkmäler geschah. Über Wieder-
herstellung älterer Bauwerke wurde im Ministerium bisher
von Fall zu Fall entschieden, was zu mancherlei Weitläufig-
keiten führte. Die Kommission besteht außer dem vorsitz-
führenden Ministerialrat aus zwei Mitgliedern des Landes-
konsistoriums, dem Herausgeber der Denkmäler des König-
reichs Sachsen und einem Vertreter des sächsischen Alter-
tumsvereins in Dresden. Die Kommission ist nach ihrem
Statut im wesentlichen nur eine beratende Stelle, der An-
fragen des Ministeriums und des Konsistoriums zur Begut-
achtung zugehen; außerdem befindet sie gutachtlich über
etwaige Staatsbeihilfen, übt die Aufsicht über alle Denk-
mäler im Lande und giebt Anweisung für den Fortgang der
Inventarisation. Die Fachblätter haben die Einsetzung der
Kommission benutzt, ihr eine Beachtung des schlechten Zu-
standes der Dome zu Würzen und zu Meißen anzuempfehlen.

VOM KUNSTMARKT.

Basel. Das Antiquariat der Firma Georg & Co. hat
seinen 80. Lagerkatalog versandt, enthaltend Drucke, Holz-
schnitte und Kupferwerke des 17. Jahrhunderts, sowie
eine größere Reihe von Elzevir-Ausgaben. Der mit großer
Sorgfalt bearbeitete und mit wertvollen bibliographischen
Notizen versehene Katalog ist nach Sprachen eingeteilt und
umfasst viele Seltenheiten; er wird auf Wunsch von ge-
nannter Firma gratis versandt.

ZEITSCHRIFTEN.
Anzeigerfür SchweizerischeAltertumskunde. 1894.Heft4.

Reste des vorrömischen Vindonissa. Von J. Heierli. — TJrsa-
riis — Urseren — Orsieres. Von Dr. A. Jahn. — Keramischer
Fund im Areal des neuen Postgebäudes in Zürich. Von R. Ul-
rich. — Das Kloster St. Johannes Baptista in Münster. Von
R. Durrer. — Gutachten über die Erhaltung der Glasgemälde
im Chore der Klosterkirche zu Königsfelden. — Zur Geschichte
des Ringes des hl. Mauritius. — Notizen zur Kunst- und Bau-
geschichte aus dem Bernischen Staatsarchiv. Von G. Tobler.
— Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. Von J. R.
Rahn: Kanton Solothurn. (Forts.)

Mitteilungen der k. k. Centrälkommission zur Erfor-
schung und Erkaltung der Kunst- und historischen
Denkmale. 1894. Heft 4.

Eine Geschichte von Thoren. Von Frh. v. Helfert. — Ausgra-
bungen in Pola. Von R. Weisshäupl. — Hans Konrad Asper,
Bildhauer und Baumeister. Von F. Pirckm eyer. — Das Grab-
mal des heiligen Johannes von Nepomuk in Prag. Von K. B.
Madl. — Das Admonter Hüttenbuch und die Regensburger Stein-
metzordnung vom Jahre 1459. Von Dr. A. Luschin v. Eben-
greuth. — Der venetianische Palast zu Malborghet. Von M.
v. Platzer. — Die Kirchen S. Lorenzo und S. Domenico in Zara.
Von A. Hauser.

L'Art. 1894. 1. Dezember. Nr. 733.

Souvenirs d'Athcnes. Von P. Paris. — Peintres anglais con-
temporains: W. Holman Hunt. Von E. Chesneau. — Charles
Mferyon et Philippe Burty. Von M. Tourneux.
 
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