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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0116

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Vereine und Gesellschaften. — Vermischtes.

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Maler veranstaltet, die unter Fährurig des Altmeisters Jos.
Israels die hervorragendsten lebenden holländischen Künstler
umfasst.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

0 In der außerordentlichen Generalversammlung des
Vereins Berliner Künstler vom 22. Januar wurde der frü-
here Vorsitzende A. v. Werner einstimmig zum Ehrenmit-
glied ernannt. Zugleich beschloss der Verein auf Grund
eines Schreibens des Senats der Akademie der Künste, die
im Jahre 1896 das Fest ihres zweihundertjährigen Bestehens
feiert, gemeinsam mit der Akademie 1890 eine internationale
Kunstausstellung zu veranstalten.

VERMISCHTES.

Uber die pseudo-antike Schale, von der wir in Nr. 8 d. Bl.
berichteten, schreibt Herr Carl Jacobson in Kopenhagen freund-
licherweise folgendes: „Die Schale existirt seit langem in
Galvanoplastik vervielfältigt im Museum in Kopenhagen.
Ich habe im Jahre 1874 zwei Exemplare bekommen; die
hiesige Ausgabe ist unverletzt. Im Fall, dass vielleicht ein
antikes Original vorliegt, ist es jedenfalls kein neu gefun-
denes Stück. Persönlich habe ich immer geglaubt, dass die
Schale von dem verstorbenen Gründer des hiesigen galvano-
plastischen Etablissements aus heterogenen antiken Elemen-
ten zusammengestückt worden sei: ein Verfahren, welches
er gewöhnlich mit einem gewissen Geschick anwendete."

0. H. Aus Rom 16. Januar schreibt uns unser dortiger
Korrespondent: Ein mit viel Spannung betrachtetes Werk
hat seinen Abschluss gefunden; der Umbau der Engelsbrücke
ist beendet, und der Verkehr darüber wieder eröffnet wor-
den. Der Umbau war dadurch erforderlich geworden, dass
es sich bei der ßegulirung des Tiberbettes und der Errich-
tung des großen Quais als notwendig erwies, dem Fluss an
dieser Stelle einen breiteren Durchgang als bisher zu geben
und demgemäß die Brücke zu verlängern. Als dieser Be-
schluss gefasst war, erhob sich zuerst eine heftige Opposition
in Rom wie im Auslande, die aber wirkungslos blieb. Heute
muss man gestehen, dass die Arbeit gut gelungen ist und
die Pietät vor dem ehrwürdigen Werke nicht verletzt hat.
Die äußersten Bogen auf beiden Seiten mussten völlig um-
gebaut werden, und lange Zeit stand die Hauptmasse der
Brücke von beiden Seiten gänzlich abgelöst, verlassen da;
die Bernini'schen Statuen waren mit Holzverkleidung um-
hüllt. Allmählich wuchsen die neuen Bogen, und jetzt fügen
sie sich vollkommen ungezwungen und passend in das Ganze
des Bauwerkes ein. Nur ihr schimmerndes Weiß bildet
einen störenden Kontrast zu dem charakteristischen Braun-
gelb der übrigen Bogen und der vorliegenden Engelsburg;
doch diesen Fehler tilgt schnell die Zeit. Hoffentlich wird
die provisorische Eisenbrücke jetzt bald verschwinden, die
man zum Ersatz daneben errichtet hatte, und die eine der
schlimmsten Verunstaltungen des modernen Rom ist. — Dem-
nächst soll ein Denkmal des verdienstvollen Staatsmanns
Marco Minghetti am Corso Vittorio Emanuele aufgestellt
werden. Auch ein Denkmal für den König Karl Albert von
Sardinien ist in Aussicht genommen; doch schreiten bei der
unerfreulichen Lage und Stimmung die freiwilligen Samm-
lungen dafür nur langsam vor. Das riesige Denkmal für
Victor Emanuel am Abhang des Kapitols wächst zusehends
und hat im vorigen Jahre große Fortschritte gemacht. —
Der deutsche Künstlerverein veranstaltet in diesem Winter
keine allgemeine Ausstellung, da er eine solche für den
kommenden November zu seinem fünfzigsten Stiftungsfeste

plant. Doch werden einzelne Künstler abwechselnd in den
Vereinsräumen ihre neuesten Schöpfungen zur Ausstellung
bringen. — Eines der interessantesten Ateliers ist gegenwärtig
das des ungarischen Malers Patxka und seiner deutschen
Gattin, geborenen Wagner. Beide sind damit beschäftigt,
einen umfassenden Cyklus von Kompositionen, die Frau
Wagner-Patzka entworfen hat, in lebensgroßem Maßstabe
in Ol auszuführen. Die phantastischen Dichtungen, die hier
auf die Leinwand übertragen werden, sollen unter dem ge-
meinsamen Namen „Eine Frauenseele" vereinigt werden.
Sie erinnern in der Kühnheit und Freiheit der Einbildungs-
kraft an Klinger, den sie aber in der Tiefe und Wärme der
Empfindung übertreffen. Außerdem hat Franz Patzka ein
Bild größten Maßstabes, welches das erste Menschenpaar nach
der Vertreibung aus dem Paradiese darstellt, fast vollendet.
Die Scene ist in die öden, steinigen Abhänge der Pränestiner
Berge verlegt: die italienische Sonne flutet mit voller Macht
in den Hintergrund hinein, während auf den umschatteten
Felsen des Vordergrundes Adam in völliger Teilnahmlosig-
keit zusammengebrochen ist, das Weib dagegen mit einem
mehr anklagenden als klagenden Ausdruck aufgerichtet steht.

*i* Uber den Fortgang der Wiederherstellungsarbeiten
am Heidelberger Schlosse hat Oberbaudirektor Dr. Dürrn
im „Centraiblatt der Bauverwaltung" einen Bericht erstattet,
dem wir folgendes entnehmen: .Am 26. und 27. Oktober
v. J. tagte in Karlsruhe und Heidelberg unter dem Vorsitze
Durm's ein vom Großh. Ministerium der Finanzen einberu-
fener Ausschuss zum Zwecke der Begutachtung der Figuren
des Heidelberger Schlosses. Den ersten Aufschluss über den
Zustand der Figuren am Otto-Heinrichs- und Friedrichsbau
und über deren mögliche weitere Verwendung am Baue
selbst gab im Frühjahr 1886 Bildhauer Professor Heer in
Form eines Gutachtens. Von den sechzehn Figuren des Otto-
Heinrichsbaues wurden damals sechs als so schadhaft be-
funden, dass die Möglichkeit ihres längeren Verbleibens am
Baue in Zweifel gezogen werden musste. Schlimmer als
hier stellte sich aber der Befund der Figuren am Friedrichs-
bau. Von den sechzehn Nischenfiguren sind nach den Unter-
suchungen nur vier, nämlich die Standbilder des „Ludovicus
pius", des „Rudolfus I.", des „Christoph: Rex Daniae" und
des „Ludovicus VI." zur weiteren Belassung an Ort und
Stelle geeignet, während alle übrigen nicht länger am' Orte
ihrer ursprünglichen Aufstellung belassen werden können.
Noch mehr gefährdet in ihrem Bestände sind aber die zwei
Putten auf den Giebelspitzen der Zwerehhäuser und das
zwischen letzteren, unmittelbar über dem Hauptgesimse
stehende Standbild der „Justitia". Bei dieser Sachlage und
auf Grund der Vorstellungen und flehentlichsten Bitten des
um das Schloss so hochverdienten Stadtrats Mays in Heidel-
berg, man möge die plastischen Werke des Schlosses nicht
vollends zu Grunde gehen lassen, entschied sich der im Sep-
tember 1891 in Heidelberg tagende große Ausschuss für das
Abformen des plastischen Schmuckes. In der Folge verließ
man den Umweg des Abformens und schritt zur unmittel-
baren Nachbildung der Originalfiguren in Stein. Von den
sechzehn Nebenfiguren wurden zunächst acht abgenommen
und nach Karlsruhe zum Nachbilden gegeben. Die Auf-
gabe des eingangs erwähnten Ausschusses war nun, die
fertiggewordenen Nachbildungen zu prüfen und sich über
die Möglichkeit der Wiederaufstellung der alten Figuren zu
äußern. Der Ausschuss gab zu Protokoll, „dass die genann-
ten Kopieen ihren Zweck erfüllten und dass sie bei der Art
ihrer künftigen Aufstellung als fleißige, sorgfältige Arbeiten
zu erachten seien". Der Schmelz, den die Jahre, Wind und
Wetter über die Steinfiguren ausgegossen haben, der gol-
 
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