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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Staatliche Kunstpflege in Österreich im Zeitraume von 1891-1895
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261

Staatliche Kunstpflege in Österreii

eh im Zeiträume von 1891 —1895.

262

Bildhauer Ludwig Wurzel wurde durch den Ankauf
des Entwurfes zu seiner »Märtyrer"-Statue Förde-
rung zu teil. Für die Arkaden der Wiener Univer-
sität wurden zwei weitere Denkmale in Ausführung
gegeben: eine Büste des Philologen Professor Franz
v. Miklosich, deren Herstellung dem Bildhauer Johann
Scherpe übertragen wurde, und ein Porträtrelief des
Rechtsgelehrten Professor Demelius, mit dessen Aus-
führung Bildhauer Wilhelm Seib betraut wurde.
Vom Bildhauer Arthur Strasser wurde eine bemalte
Terracottastatue „Indischer Priester" angekauft und
dem österreichischen Museum für Kunst und Industrie
in Wien zur Aufstellung überwiesen. Professor Tau-
tenhayn in Wien hatte im Auftrage des Ministeriums
die Medaille auf die 200jährige Jubiläumsfeier der
Wiener Akademie der bildenden Künste anzufertigen.

Für Ankäufe auf Ausstellungen ist, wie schon
bei den Wiener internationalen Kunstausstellungen
des Jahres 1882 und 1888, so auch bei der letzt-
jährigen internationalen Kunstausstellung in Wien
durch einen besonderen Kredit gesorgt worden. Die
bezügliche Budgetpost „für Ankäufe und Staats-
preise bei der internationalen Kunstausstellung in
Wien 1894" betrug 30 000 fi. Auf Rechnung dieser
Summe wurden folgende Werke einheimischer Künst-
ler erworben: die Gemälde „Naschmarkt in Wien"
von Karl Moll, „Bei der Predigt" von Eduard Le-
biedzki, „Mondaufgang" von Hugo Darnaut, „Bir-
ken-Allee" von Hugo Charlemont, „Blühende Wiese"
von Olga WTisinger-Florian, „Verfolgte Sirene" von
Benes Knüpfer, „Anlaufthal bei Gastein" von Rudolf
Alt und ein Cyklus von grau in grau gemalten Bil-
dern aus der „Marien-Legende" von Peter Stadiewicz
in Krakau, sowie ein Tierstück von Franz von Pau-
singer; ferner die Holzstatuette „Giovine modello"
von Emanuel Pendl und die Marmorstatue „In Ge-
danken" von Ludwig Dürnbauer. Diese Kunstwerke
sind zur Verteilung an verschiedene öffentliche Samm-
lungen und Galerien des Reiches oder zur Aus-
schmückung öffentlicher Gebäude bestimmt. Bei der
vorjährigen Landesausstellung in Lemberg wurde
eines der bemerkenswertesten Werke aus der Ab-
teilung der modernen polnischen Kunst, das große
Gemälde von Josef von Brandt „Kosaken in der
Ukraine auf der Wanderschaft", angekauft. Der
Akademie der bildenden Künste in Wien ist zum
Behuf'e einiger Erwerbungen aus dem Nachlasse
Leopold Karl Müller's eine Subvention aus Staats-
mitteln gewährt worden, wodurch die akademische
Galerie in den Stand gesetzt wurde, die Gemälde
„Ägyptische Sängerin" und „Ein Sphinxgesicht von

heute" zu erwerben. Ebenso wurde der Akademie
durch die Bewilligung eines besonderen Kredites
der Ankauf von 76 Handzeichnungen Joseph v. Füh-
rich's aus dem Nachlasse des Meisters ermöglicht.

Das Kunstausstellungsivesen erfuhr während des
Zeitraumes von 1891 bis 1894 seitens der Unter-
richtsverwaltung materielle Förderung durch die
Gewährung von Subventionen zur Beschickung der
internationalen Kunstausstellungen in Berlin (1891)
und München (1892) sowie der Weltausstellung der
schönen Künste in Antwerpen (1894). Zur Organi-
sirung der österreichischen Kunstabteilung auf der
Weltausstellung in Chicago im Jahre 1893 erhielt
die Genossenschaft der bildenden Künstler Wien's
einen Staatsbeitrag von 30 000 fl. Seit dem Jahre
1891 widmete das Unterrichtsministerium jährlich eine
Anzahl von Preismedaillen für die Hauptausstellungen
der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens.
Für die vorjährige internationale Kunstausstel-
lung in Wien wurden solche Auszeichnungen in der
Anzahl von 20 großen und 40 kleinen goldenen
Medaillen verliehen. Den Prägestempel für die
kleinen goldenen Medaillen, welche an die Stelle der
bisher verliehenen silbernen traten, hatte Professor
Tautenhayn auf Kosten des Unterrichtsministeriums
zu schneiden. Anlässlich der Gedenkfeier auf Ra-
fael Donner im Jahre 1893 wurde der Wiener Künst-
lergenossenschaft zur Veranstaltung der mit der
Feier verbundenen Ausstellung eine Subvention zu teil.

Wäre hiermit im großen der Kreis der eigent-
lich künstlerischen Aufgaben der Kultus- und Un-
terrichtsverwaltung gekennzeichnet — wozu noch
die alljährlich erfolgende Verleihung von Künstler-
stipendien und Unterstützungen an verdiente Künst-
ler tritt —, so bietet sich der staatlichen Fürsorge
ein weiteres großes Feld der Bethätigung in künst-
lerischer Richtung auf dem Gebiete der Erhaltung
der Kunstdenkmale.

In erster Linie kommt hierbei das Institut der
k. k. Centraikommission für Kirnst- und historische
Denkmale in Betracht, für welche das Erfordernis
sich vom Jahre 1891 bis 1895 von 14 855 fl. auf
21 875 fl. erhöht hat.

Mit namhaften Subventionen für Restaurirungs'
zwecke wurden die Dombauvereine in Wien und Prag
bedacht. Ganz oder teilweise wurden auf Rechnung
staatlicher Mittel durchgeführt die Restaurirung der
romanischen Abteikirche zu Seckau, der gotischen
Kirchen zu Neuberg und Maria Neustift bei Pettau
in Steiermark, sowie der ehrwürdigen Marienkirche
in Krakau. Die aus der romanischen Epoche stam-
 
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