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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Staatliche Kunstpflege in Österreich im Zeitraume von 1891-1895
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Staatliche Kunstpflege in Österreich im Zeiträume von 1891 —1895.

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menden Mosaiken im Dome zu Parenzo, welche
ihresgleichen nur in wenigen italienischen Kirchen
finden, werden unter der Leitung des römischen
Meisters der Mosaikkunst, Peter Bornia, mit nam-
haftem Aufwände aus Staatsmitteln renovirt. Unter
Gewährung bedeutenderer Staatszuschüsse werden
ferner restaurirt der Glockenturm in Spalato, die
Kirche Maria Stiegen in Wien, die als hervorragen-
des Denkmal gotischer Baukunst bekannte Barbara-
kirche in Kuttenberg, die römisch-katholische Pfarr-
kirche in Biecz — eines der bemerkenswertesten
gotischen Baudenkmale Galiziens —, der Glocken-
turm von San Marco auf der Insel Lesina, die alt-
ehrwürdige Nikolauskirche in Eger, die Pfarrkirche
zu den neun Chören der Engel am Hof in Wien
und die Türme der Stadtpfarrkirche zu Wiener-
Neustadt.

Im Kreuzgange beim Brixener Dome werden
die kunsthistorisch hochwichtigen Fresken mit Unter-
stützung aus Staatsmitteln restaurirt, eine Arbeit, an
welcher sich unter Leitung des Professors Trenkwald
die Maler Jobst, Melicher und Sieber beteiligen, und
die voraussichtlich im nächsten Jahre zum Abschlüsse
gelangen dürfte. Der Set. Josephsbrunnen auf dem
Hohen Markte — ein Werk des jüngeren Fischers
von Erlach — sowie die Mariensäule auf dem Hof
in Wien wurden auf Staatskosten einer gründlichen
Renovirung unterzogen. An der Restaurirung des
Gebäudes der Akademie der Wissenschaften in Wien,
eines der schönsten Barockbauten der Hauptstadt,
wird noch gearbeitet. Für die nächste Zeit ist
der Beginn der Restaurirungsarbeiten an der Pfarr-
kirche zu Deutsch-Altenburg, einem Juwel früh-
gotischer Baukunst, in Aussicht genommen und im
Budget sind ferner Subventionen eingestellt für die
Restaurirung der Fassade der Franziskanerkirche in
Wien, des durch seine Renaissance-Grabmale beson-
ders bemerkenswerten gotischen Kreuzganges im
Dominikanerkloster zu Krakau, der gotischen Kir-
chen zu Set. Oswald in Eisenerz und zu Sanct Lau-
renz in Lorch, für welch' letztere übrigens schon
in den früheren Jahren Subventionen bewilligt wor-
den waren, endlich für die Restaurirung des inter-
essanten Schlossgebäudes zu Rzeszöw in Galizien.

Kleinere Subventionen wurden bewilligt für die
Instandhaltung beziehungsweise Instandsetzung des
Augustustempels und der römischen Arena in Pola,
dann des sogenannten Heidentempels in Znaim, einer
romanischen Kapelle mit wertvollen Fresken, welche
von Th. Melicher restaurirt wurden; ferner für die
Restaurirung einiger interessanter Kirchen in Tirol,

so der durch ihren Freskenschmuck bemerkenswerten
Maria-Schneekirche in Obermauern, der Sanct-He-
lenakirche in Deutschenoven, des Vigilienkirchleins
in Moster, der Sanct-Christinakirche in Lichtenberg
und der Marienkirche in Vill. Zur Rekonstruktion
des Turmes der Kirche in Terlan wird seit mehre-
ren Jahren eine fortlaufende Subvention bewilligt,
Die romanischen Karner zu Hartberg und Köflach
in Steiermark wurden mit Hilfe staatlicher Subven-
tionen restaurirt, ebenso die Ruinen auf dem Peters-
berge und dem Virgiliusberge bei Friesach in Kärn-
ten und der Frangipaniturm bei Castelmuschio auf
der Insel Veglia. Zur Restaurirung der durch ihren
Sgraffittoschmuck bemerkenswerten Kirche zu Nie-
deröls in Böhmen wurde eine Subvention gewährt.
Am sogenannten San-Donatotempel in Zara wurden
die baulichen Instandhaltungsarbeiten auf Staatskos-
ten bewirkt und für eine umfassendere Restaurirung
dieses interessanten frühmittelalterlichen Bauwerkes
durch eine besondere Subvention für das nächste
Jahr vorgesorgt. Die Konservirungsarbeiten an der
schönen Loggia zu Trau in Dalmatien wurden gleich-
falls unter staatlicher Beihilfe ausgeführt. Für die
Restaurirung der evangelischen Kirche in Stockerau,
eines hübschen Barockbaues, sowie für die Instand-
setzung des Thores des Bistumsgebäudes in St.
Pölten wurden Subventionen gewährt. Aus staat-
lichen Mitteln ist auch die Freilegung und Restau-
rirung der romanischen Wandmalereien in der Fried-
hofskapelle zu Pürgg in Steiermark durch den Maler
Melicher, sowie die Restaurirung der Deckenge-
mälde in der Pfarrkirche zu Sternberg in Mähren
ermöglicht worden. Die Arbeiten an den von der
Hand Sebastiani's herrührenden Fresken in Sternberg
sind dem Kustos der Akademie der bildenden
Künste, Eduard Gerisch, übertragen. Subventionen
wurden endlich noch bewilligt für die von der
Fachschule in Hallstatt zu besorgende Restaurirung
des gotischen Flügelaltars in der dortigen katholi-
schen Pfarrkirche, eines Werkes, das nahe Verwandt-
schaft mit dem Michael Pacher'schen Altar in Set,
Wolfgang aufweist, dann für die Restaurirung eines
Altarbildes von Pordenone in einer Kirche zu Veglia,
zweier Altargemälde im Dominikanerkloster zu Ra-
gusa und in der Kirche zu Dance bei Ragusa, welche
durch Kustos Gerisch in stand gesetzt wurden, eines
Altars in der Kirche zu St. Chiara in Cattaro, end-
lich einer interessanten Ikonostase in der griechisch-
katholischen Kirche zu Mosty wielkie in Galizien.

Im ganzen wurden in den Jahren 1891 bis in-
klusive 1894 465 900 fl. für Restaurirungszwecke
 
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