Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0180

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
347

Nekrologe. — Sammlungen und Ausstellungen.

Hoffentlich sidcI die Schwierigkeiten nun überwunden, die
sich der Fertigeteilung des Werkes in den Einrichtungen
verschiedener Archive entgegenstellten. P. B. R.

*Der eben erschienene 13. Band von Brodehaus' Kon-
vcrsations-Lex,ikon enthält als Prachtstück der Illustration
eine farbige Nachbildung der Hauptpartie von Raffael's
Sixtinischer Madonna, wie sie nur die allermodernste Technik
zu liefern, im stände ist. Das Original wurde eigens hierfür
copirt und zwar, um die üblichen Verkürzungen zu ver-
meiden, in der Gesichtshöhe der Madonna. Ein kostspieliges,
überaus complicirtes Verfahren ermöglichte der bekannten
Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft in München die
vorliegende tadellose Wiedergabe. Der meisterhaften Dar-
stellung der RafFaerschen Madonna reihen sieh die dreizehn
andern farbigen Blätter des Bandes würdig an, von denen
vier ebenfalls der Kunst gewidmet sind. Auch die zur
Naturwissenschaft gehörigen Chromotafeln sind unübertreff-
lich naturwahr und künstlerisch ausgeführt, z. B. die viel-
farbigen Raupen, Quallen und Ringelwürmer. Die „Rosen"
werden jeden entzücken und die „Postwertzeichen'' jeden
Briefmarkensammler, aber auch jeden Freund der modernen
Culturgeschichte lebhaft anziehen. Der übrige reiche Schmuck
an Bildern auf 50 Holzschnitttafeln und 22 Karten, ebenso
der Text, entsprechen den höchsten Anforderungen. Immer
klarer und befriedigender tritt das in dem Lexikon durch-
geführte System zu Tage, nach dem 400 hervorragende Fach-
gelehrte, ein Stab von akademisch gebildeten Redakteuren
und ein Personal von gegen 600 Arbeitern, also insgesamt
eintausend Personen, jahraus jahrein Hand in Hand arbeiten,
um dem lernbegierigen Publikum das Vollendetste zu bieten,
was deutsche Wissenschaft, Kunst und Technik zu leisten
vermögen.

NEKROLOGE.

*„* Der Kupferstecher Paul Barfus, ein Schüler Julius
Thäters, der besonders nach J. Schnorr, Fr. Schwörer, Linden-
schmit, Defregger und ausserdem zahlreiche Bildnisse ge-
stochen hat, ist am 24. März in München im 72. Lebens-
jahre gestorben.

*** Der legi, bayerische Obcrhofbaudirektor Georg von
Dollmann, der Erbauer der Schlösser König Ludwigs IL,
ist am 31. März in München im Alter von 65. Jahren ge-
storben.

0 Der Kunstschriftsteller Eugene Plön, Chef der großen
Pariser Verlagsfirma Henri Plön, ist am 30. März im Alter
von 58 Jahren gestorben. Als Kunstschriftsteller hat er
sich besonders durch seine Biographien von Thorwaldsen,
B. Cellini, Leone und Pompeo Leoni bekannt gemacht.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

*Im Friedrichs-Museum xu Cassel sind jetzt die Proben
der Ausbeute an Vasen und Terrakotten aus einer samischen
Nekropole des sechsten Jahrhunderts ausgestellt. Die Regierung
des Fürstentums Samos hat diese Herrn Edward Ilabich
geschenkt, in dessen Auftrag und auf dessen Kosten Herr
Dr. Boehlau, Direktorialassistent am Casseler Museum, im
vorigen Jahre Ausgrabungen auf Samos vorgenommen
hatte. Der Zweck dieser Ausgrabungen war, die Möglichkeit
und Wichtigkeit systematischer Durchforschungen ionischer
und aeolischer Nekropolen nach Resten des archaischen Kunst-
handwerks darzuthun. Über die Ausgrabung wird im Laufe
des Jahres ein besonderer Bericht erscheinen. Wie wir
hören, waren die Funde äußerst mannigfaltig und lehrreich,
und sind wohl geeignet, zu weiteren Grabungen anzuregen,

an die man, nachdem die Erfahrungen des ersten Versuchs
vorliegen, zuversichtlich herangehen kann. Es ist ein blei-
bendes Verdienst E. Habichs, dass er sich zu diesem ersten,
vielfach als aussichtslos bezeichneten Versuche in hoch-
herzigem und selbstlosem Interesse für die Kunstforschung
entschließen konnte. Übrigens hat den genannten Herrn
das Glück, das ihm bei der Anlage seiner bekannten Ge-
mäldesammlung einst begünstigte, auch bei seiner im 75.
Lebensjahre begonnenen Beschäftigung mit der Antike
unterstützt. Erst kürzlich wurde eine Bronzestatuette seiner
Sammlung im Jahrbuche des Archaeologischen Instituts
veröffentlicht, die der Herausgeber W. Klein in Prag als
erste Copie der Pseliumene der Praxiteles erkannt hat.

Dem Kupferstichkabinett der königlichen Museen in
Berlin, ist, wie der „Staatsanzeiger" meldet, im verflossenen
Vierteljahr eine überaus wertvolle Schenkung zugefallen.
Der am 30. September 1894 in Berlin verstorbene a. o.
Universitäts-Professor Dr. Karl Bernstein, ein eifriger Bücher-
liebhaber von durchgebildetem Geschmack und eindringender
Sachkenntnis, hinterließ eine umfangreiche Bibliothek, deren
wertvollsten Bestandteil, Sammlung franxüsischer Illustra-
tionswerke des XVIII. Jahrhunderts, die Witwe des Ver-
storbenen dem königlichen Kupferstichkabinet zum Geschenk
machte. Es sind etwa hundert Bände der wertvollsten, mit
Kupfern geschmückten Werke, welche das französische Buch-
gewerbe des vorigen Jahrhunderts hervorgebracht: durchweg
Exemplare von tadelloser Erhaltung, meist in kostbaren
Maroquinbänden aus den ersten Buchbinderwerkstätten von
Paris. Die Hauptmeister der französischen Buchillustration,
die bisher in der Sammlung nur unzulänglich vertreten war,
wie Boucher, Choffärd, Cochin, Duplessi-Berthaux, Eisen,
Gessner, Gravelot, Lebarbier, Mariliier, Monnet, Moreau,
Ouvry, finden sich hier vereinigt. Die zierlichen Vignetten.
Kopfleisten und Culs de lampe, die den Liebhaber ebenso
durch die graziöse Erfindung wie durch ihre subtil durch-
geführte Technick entzücken, aber auch die eigentlichen
Illustrationskupfer und die typographische Ausstattung dieser
Werke geben Zeugnis von der hohen Entwicklung fran-
zösischen Rokokogeschmacks und passen sich aufs glück-
lichste der geistsprühenden, eleganten Stilistik des gleich-
zeitigen Schrifttums an. An die Überweisung der Bücher-
sammlung, die in erfreulichster Weise eine Lücke in den
Bücherbeständen des königlichen Kupferstichkabinetts aus-
füllt, knüpfte die Geschenkgeberin die Bedingung, dass die
Sammlung daselbst dauernd als Ganzes bewahrt bleibe.

G. v. T. Die Kunstsammlung des vor kurzem verstor-
benen Fräidcins Prxibram in Wien, die unter anderem auch
das herrliche Sebastians-Altarwerk Hans Baldings gen. Grien
enthält, ist, wie wir hören, in den Besitz der Schwester der
Verstorbenen übergegangen und bleibt in ihrem Gesamtbe-
stande erhalten. Sie wird nunmehr in Brüssel ihre Auf-
stellung finden.

0 Atis den Berliner Kunstausstellungen. Obwohl die
Eröffnung der „Großen Berliner Kunstausstellung" im Moa-
biter Glaspalast nahe bevorsteht, geht es in den privaten
Kunstsalons der Reichshauptstadt noch immer sehr lebhaft
zu. Der „ Verein Berliner Künstler" hat den noch immer
ausgestellten Arbeiten von L. Turnen eine ganze Reihe neuer
Werke hiesiger Künstler hinzugefügt und gedenkt in den
nächsten Tagen eine Ausstellung von Porträts hervorragen-
der Berliner Meister zu veranstalten, in der Kunsthandlung
von Amsler & liuthardt (Gebr. Meder) erweckt ein von der
verstorbenen Gattin Hermann Grimm's, geb. Giesela von Ar-
nim, dem Goethe-Nationalmuseum in Weimar vermachtes
Gemälde der Familie Ooet/te in einer Schäferscene des 1768
 
Annotationen