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Vereine und
Gesellschaften.
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müssen wegen Platzmangels ganz ausgeschlossen werden,
dagegen ist die Ausstellung von Werken aus dem Gebiete
der Kabinettskulptur erwünscht.
Aus Paris wird berichtet, dass dort kürzlich die Preis-
verteilung an die Architekten und Künstler, welche Ent-
würfe für die Pariser Weltausstellung im Jahre 1000 ein-
gereicht hatten, im Industriepalaste stattfand. Die in Paris
erscheinende „Illustration" brachte in der vorletzten De-
zembernuminer 1894 eine Reihe dieser Entwürfe in Vogel-
perspektive. Die drei ersten Preise im Betrage von je 6000
Francs wurden den Herren Girait.lt, Renard und Paulin,
die zweiten von je 4000 Francs den Herren Cassien-Bernard
und Coussin, Oauthier, Lärche und Nachon und Raulin
zuerkannt. Ferner wurden fünf andere Entwürfe mit Preisen
von je 2000 Francs und sechs mit Preisen von je 1000 Francs
bedacht. Nach den Bestimmungen des Wettbewerbes werden
alle diese prämiirten Arbeiten Eigentum der Staatsverwal-
tung, die das Recht hat, sie nach ihrem Belieben zu ver-
werten und aus ihnen die Einzelheiten zu entnehmen, die
ihr für die künftige Ausstellung geeignet erscheinen. Ein
Zwang, einen der preisgekrönten Entwürfe völlig oder auch
nur teilweise zur Ausführung bringen zu müssen, besteht
somit nicht. — Der Entwurf des Herrn Girault behält die
hauptsächlichsten Gebäude der Ausstellung von 1889 bei
und schlägt für den Eiffelturm, den Industriepalast und die
Maschinenhalle verschiedene retrospektive Ausstellungen vor.
Die Seineufer würden ihm zufolge mit reizenden Anlagen
ausgestattet und durch große elektrische Werke bei der Dunkel-
heit zu glänzenden Lichtherden umgestaltet werden. — Im
Entwürfe Henard's sehen wir ein mächtiges Gebäude mit
drei großen Kuppeln von je sechzig Meter Höhe, deren mitt-
lere gerade in die Achse der Esplanade des Invalides fallen
wird. Die beiden Seineufer werden durch eine hundert Meter
breite Brücke mit drei Bogen verbunden, während die Ge-
bäude auf dem Marsfelde ungefähr in ihrer bisherigen Ge-
stalt beibehalten werden. Nur an Stelle der prächtigen Ein-
gangsgalerie und des Centraidomes wird ein riesiger Neubau,
ein Dom mit hundert Meter innerer Durchschnittsweite und
von zweihundert Meter Höhe geplant. Durch diesen Dom
würde der Eiffelturm sehr in den Schatten gestellt werden.
— Auch der Plan der Herren Cassien-Bernard und Coussin
projektirt einen Riesendom auf dem Marsfelde. Er soll
einen Elektrizitäts- und Diamantenpalast enthalten. An den
Uferstraßen sollen mittelalterliche Fest- und Turnierplätze
sowie Anziehungspunkte im Genre der Rue du Caire ent-
stehen. — Wie man sieht, ist in den mit ersten Preisen ge-
krönten Entwürfen das Ausstellungspanorama von 1889
wenigstens teilweise beibehalten worden. Dagegen ist unter
den mit zweiten Preisen ausgezeichneten Entwürfen der
der Herren Lärche und Nachon daraufhin entworfen, eine
völlig neue Ausstellung zu schaffen. Auf ihm sind der
Eiffelturm, die Maschinenhalle, der Industriepalast u. s. w.
vom Boden wegrasirt und die dadurch gewonnene Fläche
ist mit graziösen Bauten, Kiosken u. dgl. ausgefüllt. —:—
Düsseldorf, im Mai. Die „Glasgow Boys" bei Ed. Schulte.
Nicht ohne innere Berechtigung hat Muther ein Kapitel
seiner Kunstgeschichte ,,Whistler und die Schotten" genannt.
Unverkennbare Verwandtschaft ist zwischen dem geistreichen
Amerikaner und diesen nordischen Stimmungsmalern vor-
handen. Die Jungschotten stellen sich im Vergleich zu ihren
englischen Kollegen der Gegenwart ungefähr wie ein schwer-
mütig klagendes Lied von Lenau zu einem griechischen
Epos. Hin und wieder tönen auch wohl vereinzelte Ossianische
Klänge, ernst und schwer, hindurch. Es sind nicht die
Engländer, welche, wie neulich irrtümlich behauptet wurde,
das gemeinsame Erkennungszeichen haben: ihre persönliche
Farbenempfindung in die Natur hineinlegen zu wollen,
sondern dies ist eben das Bestreben, wodurch sich die
heutigen Schotten von ihnen unterscheiden. Die Engländer
sind entweder noch Präraphaeliten, strenge Klassicisten und
Akademiker oder einfache gesunde Realisten, während sich
die Glasgower mehr dem continentalen Empfinden nähern.
Ich fand Anklänge an gewisse Belgier, beispielsweise bei
Guthrie, Paterson, Stevenson u. a. Aus der Landschaft
arbeiten sie sich alle heraus; sie bildet immer den gemein-
samen Grundton. Wenn sie Figuren machen, so können sie
das auch, aber es wird stets ein pikantes, koloristisches
Problem zur Lösung ausgesucht, und von dem ausgehend
wird Landschaft, Figur, Staffage und — Rahmen auf den einen
Akkord abgetönt. Es sind eben Gourme-Gerichte, die sie
serviren! Auf Details lassen sie sich nur ein, wo es unbe-
dingt zum Reize beiträgt, wie beispielsweise in einem
wundervollen Stillleben (Lilien). In ganz breiten Massen
wird die Landschaft gepackt; so scheinbar „ungezeichnet"
das dem ungeübten Blick erscheint, so gut sind doch diese
Skizzen gezeichnet. Die Zeichnung sitzt dahinter verborgen.
John Lavery hat zwei kleine Meisterstücke, darunter das
Wettrennen („Springmeeting") geschickt. In die Landschaft
teilen sich Guthrie, Paterson, Stevenson und Dou. Meistens
herrscht das feine Grau vor, aber auch eine sehr grüne,
sonnige Studie ist darunter. Wenn man diese Farbenpoeten
hat auf sich wirken lassen, erscheint Heinr. Allers, so ge-
schickt er auch mit dem Bleistift manipulirt, recht trocken.
Ich habe mich früher eingehender mit ihm beschäftigt.
Er bringt diesmal nichts wesentlich Neues. — Da sind noch
zwei Marinen von der Hand des in London lebenden
Chevalier Eduardo de Martino. Die eine „Im Kieler Hafen"
wirkt recht trocken und illustrationsmäßig. Die zweite, eine
Fregatte auf hoher See, ist kein koloristisches Werk, aber die
Zeichnung ist vortrefflich. Besonders in der Beobachtung
der Wellenbewegung zeigt der Maler, dass er wirklich auf
der hohen See gewesen ist. Ich habe nur von dem alten
Melbye solche richtige Wellenzeichnung gesehen.
W. SCHÜLERMANN.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
Die März-Sitzung der Archäologischen Gesellschaft in
Berlin eröffnete in Vertretung des durch Krankheit am Er-
scheinen verhinderten ersten Herrn Vorsitzenden Herr
Schöne und erteilte zunächst das Wort Herrn Trendelenburg,
der im Auftrage des Herrn Prof. Rossbach in Kiel der Ge-
sellschafteinigekleine Antiken der Kieler Sammlung in Photo-
graphie und eine neue Deutung der Neapeler Gruppe bei
Overbeck, Heroengalerie XV, 7 vorzulegen hatte. An die
Vorlage der eingegangenen Schriften, insbesondere an einen
neuen Aufsatz Roberts über das sog. Plato-Relief des Ber-
liner Museums, knüpfte Herr Kekule die Bemerkung, dasa
der frühere Besitzer des Reliefs, Herr Graf Prokesch, nach
einer von dessen Sohn eingesandten Notiz das Relief selbst
im Ölwalde bei Athen gefunden hat, somit sich schon hier-
durch alle Zweifel an der Echtheit des Reliefs erledigen.
Den ersten Vortrag hielt Herr Adler über den großen Zeus-
altar in Olympia im Anschluss an die von Herrn Puchstein
in der vorigen Sitzung darüber aufgestellte neue Ansicht.
Nach einigen die Auffassung des Redners von Puchsteins
Ansicht in einzelnen Punkten richtig stellenden Bemerkungen
des Herrn Schöne las Herr von Fritze eine Mitteilung des
Herrn Ourtius über zwei delphische Inschriften vor. Herr
Belger sprach über eine Stelle des Iiissosbettes im Süden der
Vereine und
Gesellschaften.
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müssen wegen Platzmangels ganz ausgeschlossen werden,
dagegen ist die Ausstellung von Werken aus dem Gebiete
der Kabinettskulptur erwünscht.
Aus Paris wird berichtet, dass dort kürzlich die Preis-
verteilung an die Architekten und Künstler, welche Ent-
würfe für die Pariser Weltausstellung im Jahre 1000 ein-
gereicht hatten, im Industriepalaste stattfand. Die in Paris
erscheinende „Illustration" brachte in der vorletzten De-
zembernuminer 1894 eine Reihe dieser Entwürfe in Vogel-
perspektive. Die drei ersten Preise im Betrage von je 6000
Francs wurden den Herren Girait.lt, Renard und Paulin,
die zweiten von je 4000 Francs den Herren Cassien-Bernard
und Coussin, Oauthier, Lärche und Nachon und Raulin
zuerkannt. Ferner wurden fünf andere Entwürfe mit Preisen
von je 2000 Francs und sechs mit Preisen von je 1000 Francs
bedacht. Nach den Bestimmungen des Wettbewerbes werden
alle diese prämiirten Arbeiten Eigentum der Staatsverwal-
tung, die das Recht hat, sie nach ihrem Belieben zu ver-
werten und aus ihnen die Einzelheiten zu entnehmen, die
ihr für die künftige Ausstellung geeignet erscheinen. Ein
Zwang, einen der preisgekrönten Entwürfe völlig oder auch
nur teilweise zur Ausführung bringen zu müssen, besteht
somit nicht. — Der Entwurf des Herrn Girault behält die
hauptsächlichsten Gebäude der Ausstellung von 1889 bei
und schlägt für den Eiffelturm, den Industriepalast und die
Maschinenhalle verschiedene retrospektive Ausstellungen vor.
Die Seineufer würden ihm zufolge mit reizenden Anlagen
ausgestattet und durch große elektrische Werke bei der Dunkel-
heit zu glänzenden Lichtherden umgestaltet werden. — Im
Entwürfe Henard's sehen wir ein mächtiges Gebäude mit
drei großen Kuppeln von je sechzig Meter Höhe, deren mitt-
lere gerade in die Achse der Esplanade des Invalides fallen
wird. Die beiden Seineufer werden durch eine hundert Meter
breite Brücke mit drei Bogen verbunden, während die Ge-
bäude auf dem Marsfelde ungefähr in ihrer bisherigen Ge-
stalt beibehalten werden. Nur an Stelle der prächtigen Ein-
gangsgalerie und des Centraidomes wird ein riesiger Neubau,
ein Dom mit hundert Meter innerer Durchschnittsweite und
von zweihundert Meter Höhe geplant. Durch diesen Dom
würde der Eiffelturm sehr in den Schatten gestellt werden.
— Auch der Plan der Herren Cassien-Bernard und Coussin
projektirt einen Riesendom auf dem Marsfelde. Er soll
einen Elektrizitäts- und Diamantenpalast enthalten. An den
Uferstraßen sollen mittelalterliche Fest- und Turnierplätze
sowie Anziehungspunkte im Genre der Rue du Caire ent-
stehen. — Wie man sieht, ist in den mit ersten Preisen ge-
krönten Entwürfen das Ausstellungspanorama von 1889
wenigstens teilweise beibehalten worden. Dagegen ist unter
den mit zweiten Preisen ausgezeichneten Entwürfen der
der Herren Lärche und Nachon daraufhin entworfen, eine
völlig neue Ausstellung zu schaffen. Auf ihm sind der
Eiffelturm, die Maschinenhalle, der Industriepalast u. s. w.
vom Boden wegrasirt und die dadurch gewonnene Fläche
ist mit graziösen Bauten, Kiosken u. dgl. ausgefüllt. —:—
Düsseldorf, im Mai. Die „Glasgow Boys" bei Ed. Schulte.
Nicht ohne innere Berechtigung hat Muther ein Kapitel
seiner Kunstgeschichte ,,Whistler und die Schotten" genannt.
Unverkennbare Verwandtschaft ist zwischen dem geistreichen
Amerikaner und diesen nordischen Stimmungsmalern vor-
handen. Die Jungschotten stellen sich im Vergleich zu ihren
englischen Kollegen der Gegenwart ungefähr wie ein schwer-
mütig klagendes Lied von Lenau zu einem griechischen
Epos. Hin und wieder tönen auch wohl vereinzelte Ossianische
Klänge, ernst und schwer, hindurch. Es sind nicht die
Engländer, welche, wie neulich irrtümlich behauptet wurde,
das gemeinsame Erkennungszeichen haben: ihre persönliche
Farbenempfindung in die Natur hineinlegen zu wollen,
sondern dies ist eben das Bestreben, wodurch sich die
heutigen Schotten von ihnen unterscheiden. Die Engländer
sind entweder noch Präraphaeliten, strenge Klassicisten und
Akademiker oder einfache gesunde Realisten, während sich
die Glasgower mehr dem continentalen Empfinden nähern.
Ich fand Anklänge an gewisse Belgier, beispielsweise bei
Guthrie, Paterson, Stevenson u. a. Aus der Landschaft
arbeiten sie sich alle heraus; sie bildet immer den gemein-
samen Grundton. Wenn sie Figuren machen, so können sie
das auch, aber es wird stets ein pikantes, koloristisches
Problem zur Lösung ausgesucht, und von dem ausgehend
wird Landschaft, Figur, Staffage und — Rahmen auf den einen
Akkord abgetönt. Es sind eben Gourme-Gerichte, die sie
serviren! Auf Details lassen sie sich nur ein, wo es unbe-
dingt zum Reize beiträgt, wie beispielsweise in einem
wundervollen Stillleben (Lilien). In ganz breiten Massen
wird die Landschaft gepackt; so scheinbar „ungezeichnet"
das dem ungeübten Blick erscheint, so gut sind doch diese
Skizzen gezeichnet. Die Zeichnung sitzt dahinter verborgen.
John Lavery hat zwei kleine Meisterstücke, darunter das
Wettrennen („Springmeeting") geschickt. In die Landschaft
teilen sich Guthrie, Paterson, Stevenson und Dou. Meistens
herrscht das feine Grau vor, aber auch eine sehr grüne,
sonnige Studie ist darunter. Wenn man diese Farbenpoeten
hat auf sich wirken lassen, erscheint Heinr. Allers, so ge-
schickt er auch mit dem Bleistift manipulirt, recht trocken.
Ich habe mich früher eingehender mit ihm beschäftigt.
Er bringt diesmal nichts wesentlich Neues. — Da sind noch
zwei Marinen von der Hand des in London lebenden
Chevalier Eduardo de Martino. Die eine „Im Kieler Hafen"
wirkt recht trocken und illustrationsmäßig. Die zweite, eine
Fregatte auf hoher See, ist kein koloristisches Werk, aber die
Zeichnung ist vortrefflich. Besonders in der Beobachtung
der Wellenbewegung zeigt der Maler, dass er wirklich auf
der hohen See gewesen ist. Ich habe nur von dem alten
Melbye solche richtige Wellenzeichnung gesehen.
W. SCHÜLERMANN.
VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.
Die März-Sitzung der Archäologischen Gesellschaft in
Berlin eröffnete in Vertretung des durch Krankheit am Er-
scheinen verhinderten ersten Herrn Vorsitzenden Herr
Schöne und erteilte zunächst das Wort Herrn Trendelenburg,
der im Auftrage des Herrn Prof. Rossbach in Kiel der Ge-
sellschafteinigekleine Antiken der Kieler Sammlung in Photo-
graphie und eine neue Deutung der Neapeler Gruppe bei
Overbeck, Heroengalerie XV, 7 vorzulegen hatte. An die
Vorlage der eingegangenen Schriften, insbesondere an einen
neuen Aufsatz Roberts über das sog. Plato-Relief des Ber-
liner Museums, knüpfte Herr Kekule die Bemerkung, dasa
der frühere Besitzer des Reliefs, Herr Graf Prokesch, nach
einer von dessen Sohn eingesandten Notiz das Relief selbst
im Ölwalde bei Athen gefunden hat, somit sich schon hier-
durch alle Zweifel an der Echtheit des Reliefs erledigen.
Den ersten Vortrag hielt Herr Adler über den großen Zeus-
altar in Olympia im Anschluss an die von Herrn Puchstein
in der vorigen Sitzung darüber aufgestellte neue Ansicht.
Nach einigen die Auffassung des Redners von Puchsteins
Ansicht in einzelnen Punkten richtig stellenden Bemerkungen
des Herrn Schöne las Herr von Fritze eine Mitteilung des
Herrn Ourtius über zwei delphische Inschriften vor. Herr
Belger sprach über eine Stelle des Iiissosbettes im Süden der