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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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89

Denkmäler.

90

saftvollen und zugleich anmutigen Kunst lernen lasse, was
der Deutsche, auf eigenen Füßen stehend, seihst mit den aus
Rom stammenden Formen zu leisten im stände ist. Die 100
dem Texte des Buches eingefügten Abbildungen sind teils
aus guten Quellenwerken über deutsche Kunst, wie aus den
Denkmälern der kirchlichen Baukunst von Dehio und Bezold,
aus Janitschek's Geschichte der deutschen Malerei und anderen
entlehnt, zum Teil nach Originalphotographieen in Zinko
reproduzirt, und gehen gute Erläuterungen der Worte des
Verfassers. Das Buch kann als eine klare, leicht orientirende,
von patriotischem Geist erfüllte Darstellung des wichtigen
Gegenstandes den Lesern
bestens empfohlen wer-
den. _ *

Jean Baffier, Lea mar-

gcs d'un carnct d'ouv-

rier. Objections ä Gus-
tave Geffroy sur le mu-

see du soir et la force

creatrice. Paris, 1895.

Selbstverlag. Preis

0,50 Frc.

Wem der Zufall dies
kleine Heft in die Hand
spielt, der wird erstaunt
sein über die Schärfe
und litterarische Ge-
wandtheit, mit der hier
ein kunstgewerblicher
Arbeiter seine Interessen
gegenüber dem Kapital
und dem damit verbün-
deten Altertümerhandel
vertritt. G. Geffroy hatte
vorgeschlagen, zu Gun-
sten der kunstgewerb-
lichen Arbeiter ein Mu-
seum in der Art des Ken-
sington - Museums anzu-
legen und dasselbe abends
offen zu halten. Baffier
bezeichnet die Museen
als das „Hotel des Inva-
lides de l'art (moderne)".
Je mehr Museen, Kunst-
schulen und Ausstellun-
gen, um so geringer die
Möglichkeit, dass die mo-
derne französische Kunst
frei, selbständig und groß
wird. Aber der Fehler

liegt, nach Baffier, darin, dass die besitzenden Klassen in Frank-
reich gar kein Interesse an einer neuen, eigenartigen, freien
Kunst haben. Für altes Gerümpel, für Fälschungen, — Baffier
nennt die Arbeiter, welche für die Sammlungen Rothschild,
Spitzer, Basilewski gefälscht haben, — werden horrende
Summen verausgabt. Um ihren Wert zu steigern, muss die
Leidenschaft für Altertümer durch Museen, Ausstellungen etc.
ständig wach gehalten werden, muss das moderne Möbel
immer die Formen der alten Stücke wiederholen, muss ver-
hindert werden, dass das Publikum sich einer neuen, unab-
hängigen Kunst zuwendet. Das Kapital hat auch gar kein
Interesse an einem freien, produktiven Arbeiterstande. Es
will menschliche Maschinen, Massenarbeit und damit Massen-

Der Dom zu Mainz. Aus Ebe: Deutsche Eigenart in der bildenden Kunst.
Verlag von J. J. Weber, Leipzig.

verdienst, daher stete Wiederholung alter Muster, Pflege der
„alten Kunst". Errichtung immer neuer Museen, angeblich
zur Pflege der Kunst, in Wahrheit zur Knechtung des Ar-
beiters, zur Befestigung und Mehrung des Kapitals. Soweit
Herr Baffier. Seine Ausführungen enthalten viel Wahres
und Beachtenswertes. JC SCH.

DENKMÄLER.

Breslau. — Dem Schöpfer des allgemeinen preußischen
Landrechts, K. O. Suarex, hat man hier 150 Jahre nach

seiner Geburt ein Denk-
mal errichtet, dessen
Kosten hauptsächlich die
schlesische Juristenwelt
aufgebracht hat. Es steht
vor dem Gebäude des kgl.
Oberlandesgerichts, eines
alten Prämonstratenser-
klosters, dessen schöne
Barockfassade einen wirk-
samen Hintergrund für
dasselbe bildet. Geschaf-
fen wurde es von dem
jetzt in Berlin lebenden
Bildhauer Peter Breiter,
von welchem letzthin auf
der internationalen Ber-
liner Kunstausstellung

eine Marmorgruppe,
„Adam und Eva", zu
sehen war, die mit vol-
lem Recht weitgehende
Anerkennung fand. Sua-
rez, dessen Vater seinen

deutschen Namen
„Schwarz" der Gelehrten-
sitte der Zeit entsprechend
so zu hispanisiren für
gut fand, stammt aus
Schweidnitz und hat in
Breslau seine Studien-
jahre und die erste Zeit
seines stillen, aber ar-
beitsreichen und bedeut-
samen Wirkens ver-
bracht, bis er nach Berlin
berufen wurde, wo er
1798 starb, Grund genug,
diesem hervorragenden
Staatsmanne und Juristen
ein Denkmal in der schle-
sischen Hauptstadt zu setzen, war also vorhanden. Indes
ist von seinem Aussehen nichts überliefert, nur ein Schatten-
n*8 seines Kopfes liegt vor. Aus diesem die ganze Figur
eines Mannes zu konstruiren, war jedenfalls sehr gewagt.
Man hätte sich mit einem Reliefmedaillonporträt be-
gnügen sollen. Vielleicht fürchtete man aber, dieses durch
eine allegorische, das Lebenswerk des Mannes kenn-
zeichnende Figur ergänzen zu müssen und dadurch sich
von dem Verständis des Volkes, welchem der Herr mit
dem exotischen Namen ein Unbekannter ist, noch mehr
zu entfernen. Und schließlich hat man doch nur eine alle-
gorische Bronzefigur auf dem Sockel stehen, einen sinnen-
den Denker mit leichtgeneigtem Kopf, einBuch in der Rechten,
 
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