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Vom Kunstmarkt. — Zeitschriften.
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Inschriften, gold auf blauem Grunde, in den Seitenreihen
Rosetten und andere Ornamente, ebenfalls gold auf blau.
=tt. München. — Die hiesige evangelische Gemeinde,
welche ihre erste Pfarrkirche zu Sankt Matthäus in den
Jahren 1817—1833 durch Ober-Baurat Pertsch als Rotunde
an der Sonnenstraße erbauen ließ, erhielt ihre zweite Pfarr-
kirche zu Sankt Markus in den Jahren 1874—1878 durch
Baurat Professor Rudolf Gottgetreu und Architekt Eberlein-
Nürnberg als gotische gewölbte Hallenkirche, und in der
Zeit von 1893—1896 wurde die dritte Pfarrkirche zu Sankt
Lukas auf dem am Isarquai von der Stadtgemeinde ge-
schenkten Mariannen-Platze nach den Plänen von Professor
Albert Schmidt errichtet, welche eben jetzt dem gottes-
dienstlichen Gebrauch übergeben wurde. Es ist ein ge-
wölbter Centraibau, der sich in seinen Hauptmotiven an die
wohlbekannte Marienkirche der Stadt Gelnhausen in Hessen
anschließt. Die zwei ah der Hauptfassade übereck stehend
errichteten Glockentürme finden ihr Vorbild in der gotischen
Liebfrauenkirche zu Ingolstadt an der Donau, wie denn
auch Friedrich Freiherr von Schmidt bei seiner in Wien er-
bauten Fünfhauser Kuppelkirche die gleiche Plandisposition
bereits vor dreißig Jahren zur Ausführung gebracht hat.
VOM KUNSTMARKT.
Leipzig. — Am 1, März d. J. und den folgenden Tagen
gelangt durch das Auktionsinstitut von List & Franke die
zweite Abteilung der Autographen-Sammlung des f Herrn
Wilhelm Künzel zur Versteigerung. Dieselbe enthält in drei
Unterabteilungen Autographen von bildenden Künstlern, Kom-
ponisten und Virtuosen und Bühnenkünstlern. Die erste
Abteilung, die uns allein interessirt, umfasst gerade 1000
Nummern, unter denen wohl alle hervorragenden Maler,
Radirer, Bildhauer, Architekten und Kunstschriftsteller des
19. Jahrhunderts, die Jungen ausgenommen, vertreten sind;
aber auch zahlreiche Künstler früherer Jahrhunderte finden
sich; den Schluss bilden eine größere Anzahl von Auto-
graphen-Konvoluten, die nach Ländern geordnet zahlreiche
bekannte und unbekannte Namen aufweisen, unter denen sich
sicher der eine oder andere interessante und wertvolle Bei-
trag finden wird. — Der Katalog ist soeben erschienen und
wird Interessenten auf Verlangen von genanntem Institut
zugesandt.
Amsterdam. — Am 9. Februar findet im Hotel de Brakke
Grond die Versteigerung einer trefflichen Sammlung von
modernen Gemälden und Aquarellen aus dem Besitze des
Herrn W. E. Piek durch das Institut von Frederic Muller & Co.
statt. Der soben erschienene Katalog, der 52 Nummern auf-
weist, ist mit trefflichen Lichtdrucken geschmückt und wird
Interessenten von Herren F. Muller & Co. gern zur Verfügung
gestellt.
London. Die Auktionssaison hat bei Christie, bei Ro-
binsen & Fischer, und Sotheby begonnen. Allem Anschein
nach verspricht dieselbe eine sehr rege zu werden. Das
60jährige Jubiläum der Königin Victoria, welches im näch-
sten Frühjahr glanzvolle und große Festlichkeiten hervor-
ruft, wird nicht nur aus den Provinzen, sondern auch aus
den Kolonieen einen ungeheuren und zwar sehr kaufkräf-
tigen Menschenstrom nach London lenken. Aus diesem
Anlass haben die Besitzer von wertvollen Kunstsammlungen,
welche dieselben aus irgend welchen Gründen verkaufen
wollen oder müssen, möglichst bis zu dem jetzigen Termin
gewartet. Es kommen daher ebenso zahlreiche wie vor-
zügliche Kunstobjekte zum Verkauf. Trotzdem kann man
mit Sicherheit behaupten, dass die Preise hoch bleiben wer-
den und dass den Käufern sich eine seltene Auswahl jeden
Genres, wenn gleich zu nicht geringen Preisen, darbietet.
So ist es unter anderm bereits bekannt, dass die Bibliothek
des kürzlich verstorbenen Mr. Morris, der Kunstmäcen und
Künstler in einer Person war, verkauft werden soll. Nach
dem Wortlaute des Testaments finden zunächst Versuche
statt, die Sammlung ungeteilt zu veräußern. Falls dies
jedoch nicht gelingt, muss eine öffentliche Versteigerung
anberaumt werden. Die gedachte Sammlung ist in ihren
Specialitäten eine der eigenartigsten in der ganzen Welt.
Mr. Morris ließ sich in der Regel nur vom künstlerischen
Standpunkt sowie von gleichartigen Erwägungen leiten und
kaufte nur, was er schön fand, nicht etwa was nur selten
war. Von Specialitäten hebe ich folgendes hervor: Aus
dem 12. Jahrhundert befinden sich in der Kollektion etwa
100 verschiedene Werke, und zwar sind diese Manuskripte
sämtlich hervorragend schön illuminirt. Diese Serie bildet
jedenfalls die wertvollste Abteilung in der gesamten
Bibliothek. Das schönste Werk ist ein Kirchenbuch aus
dem Jahre 1187, mit Inschrift seines damaligen Besitzers,
englische Arbeit mit 106 Miniaturen. Der „Huntingfield
Psalter" aus derselben Zeit enthält eine längere Reihe
biblischer Sujets auf Goldgrund gemalt. In einem andern
Psalter findet sich das prachtvoll farbig ausgeführte
Wappen der Plantagenets. Gebetbücher aus dem 13. Jahr-
hundert sind nur etwa sechs mit Miniaturen vorhanden.
Dagegen war Mr. Morris Specialsammler für illuminirte
Bibeln aus dem 13. Jahrhundert. Unter letzteren ist be-
sonders ein französisches Manuskript in drei Bänden mit
historischen Initialen hervorzuheben. Eine Bibel, die von
Philipp dem Guten von Burgund einem Kloster in der
Nähe von Lille geschenkt wurde, ist gleichfalls sehr schön
illuminirt. Ein neues Testament, Mitte des 12. Jahrhun-
derts, zeichnet sich aus durch wunderbare Schrift und
prachtvolles Pergament. Sowohl dieses wie der daneben ste-
hende Josephus gehörten ehemals einem Kloster in Dijon.
Aus dem 13. Jahrhundert stammt ferner das berühmte
Sarum-Missale, ehemals in dem Besitz der Familie Sher-
brooke. Ein Missale von 600 Seiten, Folio, enthält auf je-
dem Blatt historische Initialen nebst reichen Randver-
zierungen. Ausser ornamentirten Andachts- und Devotions-
büchern umfasst die Sammlung Wiegendrucke und die
frühesten Ausgaben der griechischen und römischen Klas-
siker. — Aus der bei Sotheby kürzlich begonnenen Auktion
der Bibliothek Delme sind nachstehende Preise zu er-
wähnen: Explicatio Exodi, Manuskript auf Velin, 1440, in
Farben auf Goldgrund illuminirt, 21 £ (Karslake). „Our
Ladyes Mirroure", illuminirte Initialen, 23' £ (Quaritch).
„Antoine Watteau, Figures de differentes Caracteres de
Paysage et d'Etudes, dessines d'apres Nature", 1735, 315 £
(Quaritch). — v. SCHLEINITZ.
ZEITSCHRIFTEN.
Die Kunst für Alle. 1896/97. Heft 8 u. 9.
Wechselwirkungen zwischen Litteratur und bildender Kunst um
die Wende des vorigen Jahrhunderts. Von Dr. H. Schmidkunz.
(Schluss.) — Die Worpswedes Von P. Schultze-Naumburg.
— Der gute Eat. Ein Zwiegespräch. Von B. Becker. — Niculae
Jon Grigoresco. Von W. Ritter. — Die Düsseldorfer St. Lukas-
ausstellung 1896. Von W. v. O tt in gen. — Herbstausstellung in
der Academy of Design in New-York. Von P. Hann.
Kataloge: List & Francke, Leipzig: Nr. 283. Kunst; Kunst-
geschichte; Kunstdenkmäler; Architektur; Kunst-
gewerbe.
„ O. Hess & Co., München: Nr. XII. Architektur,
Kunstgewerbe, Ornamentik.
Vom Kunstmarkt. — Zeitschriften.
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Inschriften, gold auf blauem Grunde, in den Seitenreihen
Rosetten und andere Ornamente, ebenfalls gold auf blau.
=tt. München. — Die hiesige evangelische Gemeinde,
welche ihre erste Pfarrkirche zu Sankt Matthäus in den
Jahren 1817—1833 durch Ober-Baurat Pertsch als Rotunde
an der Sonnenstraße erbauen ließ, erhielt ihre zweite Pfarr-
kirche zu Sankt Markus in den Jahren 1874—1878 durch
Baurat Professor Rudolf Gottgetreu und Architekt Eberlein-
Nürnberg als gotische gewölbte Hallenkirche, und in der
Zeit von 1893—1896 wurde die dritte Pfarrkirche zu Sankt
Lukas auf dem am Isarquai von der Stadtgemeinde ge-
schenkten Mariannen-Platze nach den Plänen von Professor
Albert Schmidt errichtet, welche eben jetzt dem gottes-
dienstlichen Gebrauch übergeben wurde. Es ist ein ge-
wölbter Centraibau, der sich in seinen Hauptmotiven an die
wohlbekannte Marienkirche der Stadt Gelnhausen in Hessen
anschließt. Die zwei ah der Hauptfassade übereck stehend
errichteten Glockentürme finden ihr Vorbild in der gotischen
Liebfrauenkirche zu Ingolstadt an der Donau, wie denn
auch Friedrich Freiherr von Schmidt bei seiner in Wien er-
bauten Fünfhauser Kuppelkirche die gleiche Plandisposition
bereits vor dreißig Jahren zur Ausführung gebracht hat.
VOM KUNSTMARKT.
Leipzig. — Am 1, März d. J. und den folgenden Tagen
gelangt durch das Auktionsinstitut von List & Franke die
zweite Abteilung der Autographen-Sammlung des f Herrn
Wilhelm Künzel zur Versteigerung. Dieselbe enthält in drei
Unterabteilungen Autographen von bildenden Künstlern, Kom-
ponisten und Virtuosen und Bühnenkünstlern. Die erste
Abteilung, die uns allein interessirt, umfasst gerade 1000
Nummern, unter denen wohl alle hervorragenden Maler,
Radirer, Bildhauer, Architekten und Kunstschriftsteller des
19. Jahrhunderts, die Jungen ausgenommen, vertreten sind;
aber auch zahlreiche Künstler früherer Jahrhunderte finden
sich; den Schluss bilden eine größere Anzahl von Auto-
graphen-Konvoluten, die nach Ländern geordnet zahlreiche
bekannte und unbekannte Namen aufweisen, unter denen sich
sicher der eine oder andere interessante und wertvolle Bei-
trag finden wird. — Der Katalog ist soeben erschienen und
wird Interessenten auf Verlangen von genanntem Institut
zugesandt.
Amsterdam. — Am 9. Februar findet im Hotel de Brakke
Grond die Versteigerung einer trefflichen Sammlung von
modernen Gemälden und Aquarellen aus dem Besitze des
Herrn W. E. Piek durch das Institut von Frederic Muller & Co.
statt. Der soben erschienene Katalog, der 52 Nummern auf-
weist, ist mit trefflichen Lichtdrucken geschmückt und wird
Interessenten von Herren F. Muller & Co. gern zur Verfügung
gestellt.
London. Die Auktionssaison hat bei Christie, bei Ro-
binsen & Fischer, und Sotheby begonnen. Allem Anschein
nach verspricht dieselbe eine sehr rege zu werden. Das
60jährige Jubiläum der Königin Victoria, welches im näch-
sten Frühjahr glanzvolle und große Festlichkeiten hervor-
ruft, wird nicht nur aus den Provinzen, sondern auch aus
den Kolonieen einen ungeheuren und zwar sehr kaufkräf-
tigen Menschenstrom nach London lenken. Aus diesem
Anlass haben die Besitzer von wertvollen Kunstsammlungen,
welche dieselben aus irgend welchen Gründen verkaufen
wollen oder müssen, möglichst bis zu dem jetzigen Termin
gewartet. Es kommen daher ebenso zahlreiche wie vor-
zügliche Kunstobjekte zum Verkauf. Trotzdem kann man
mit Sicherheit behaupten, dass die Preise hoch bleiben wer-
den und dass den Käufern sich eine seltene Auswahl jeden
Genres, wenn gleich zu nicht geringen Preisen, darbietet.
So ist es unter anderm bereits bekannt, dass die Bibliothek
des kürzlich verstorbenen Mr. Morris, der Kunstmäcen und
Künstler in einer Person war, verkauft werden soll. Nach
dem Wortlaute des Testaments finden zunächst Versuche
statt, die Sammlung ungeteilt zu veräußern. Falls dies
jedoch nicht gelingt, muss eine öffentliche Versteigerung
anberaumt werden. Die gedachte Sammlung ist in ihren
Specialitäten eine der eigenartigsten in der ganzen Welt.
Mr. Morris ließ sich in der Regel nur vom künstlerischen
Standpunkt sowie von gleichartigen Erwägungen leiten und
kaufte nur, was er schön fand, nicht etwa was nur selten
war. Von Specialitäten hebe ich folgendes hervor: Aus
dem 12. Jahrhundert befinden sich in der Kollektion etwa
100 verschiedene Werke, und zwar sind diese Manuskripte
sämtlich hervorragend schön illuminirt. Diese Serie bildet
jedenfalls die wertvollste Abteilung in der gesamten
Bibliothek. Das schönste Werk ist ein Kirchenbuch aus
dem Jahre 1187, mit Inschrift seines damaligen Besitzers,
englische Arbeit mit 106 Miniaturen. Der „Huntingfield
Psalter" aus derselben Zeit enthält eine längere Reihe
biblischer Sujets auf Goldgrund gemalt. In einem andern
Psalter findet sich das prachtvoll farbig ausgeführte
Wappen der Plantagenets. Gebetbücher aus dem 13. Jahr-
hundert sind nur etwa sechs mit Miniaturen vorhanden.
Dagegen war Mr. Morris Specialsammler für illuminirte
Bibeln aus dem 13. Jahrhundert. Unter letzteren ist be-
sonders ein französisches Manuskript in drei Bänden mit
historischen Initialen hervorzuheben. Eine Bibel, die von
Philipp dem Guten von Burgund einem Kloster in der
Nähe von Lille geschenkt wurde, ist gleichfalls sehr schön
illuminirt. Ein neues Testament, Mitte des 12. Jahrhun-
derts, zeichnet sich aus durch wunderbare Schrift und
prachtvolles Pergament. Sowohl dieses wie der daneben ste-
hende Josephus gehörten ehemals einem Kloster in Dijon.
Aus dem 13. Jahrhundert stammt ferner das berühmte
Sarum-Missale, ehemals in dem Besitz der Familie Sher-
brooke. Ein Missale von 600 Seiten, Folio, enthält auf je-
dem Blatt historische Initialen nebst reichen Randver-
zierungen. Ausser ornamentirten Andachts- und Devotions-
büchern umfasst die Sammlung Wiegendrucke und die
frühesten Ausgaben der griechischen und römischen Klas-
siker. — Aus der bei Sotheby kürzlich begonnenen Auktion
der Bibliothek Delme sind nachstehende Preise zu er-
wähnen: Explicatio Exodi, Manuskript auf Velin, 1440, in
Farben auf Goldgrund illuminirt, 21 £ (Karslake). „Our
Ladyes Mirroure", illuminirte Initialen, 23' £ (Quaritch).
„Antoine Watteau, Figures de differentes Caracteres de
Paysage et d'Etudes, dessines d'apres Nature", 1735, 315 £
(Quaritch). — v. SCHLEINITZ.
ZEITSCHRIFTEN.
Die Kunst für Alle. 1896/97. Heft 8 u. 9.
Wechselwirkungen zwischen Litteratur und bildender Kunst um
die Wende des vorigen Jahrhunderts. Von Dr. H. Schmidkunz.
(Schluss.) — Die Worpswedes Von P. Schultze-Naumburg.
— Der gute Eat. Ein Zwiegespräch. Von B. Becker. — Niculae
Jon Grigoresco. Von W. Ritter. — Die Düsseldorfer St. Lukas-
ausstellung 1896. Von W. v. O tt in gen. — Herbstausstellung in
der Academy of Design in New-York. Von P. Hann.
Kataloge: List & Francke, Leipzig: Nr. 283. Kunst; Kunst-
geschichte; Kunstdenkmäler; Architektur; Kunst-
gewerbe.
„ O. Hess & Co., München: Nr. XII. Architektur,
Kunstgewerbe, Ornamentik.