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Vermischtes.
300
und Steinzeichnungen von Steinhausen, Süs und dem Eng-
länder Shannon bekannt machte. Zu ihnen kamen noch in
großer Auswahl die Bilderbücher von Walter Crane. Beide
Ausstellungen, die durch freundliches Entgegenkommen der
Kunsthandlungen von Arnold in Dresden und J. P. Schneider
in Frankfurt a. M. gefördert waren, sind von dem zweiten
Vorsitzenden des Vereins, Herrn Dr. Ostern) ayer, veranstaltet
worden. Das Publikum hat durch reichen Besuch und durch
Ankäufe einzelner Blätter sein Interesse für diese Unter-
nehmungen zu erkennen gegeben. Erweitert wurde die
Thätigkeit des Vereins im Winter durch Veranstaltung von
Vorträgen vor einem geladenen Publikum. Herr Dr. Rudolf
Kämmerer, Assistent im Kupferstichkabinett zu Berlin, sprach
im November 1896 über das Thema: „Die bildende Kunst
in Danzig". Im Januar 1897 folgte ein Vortrag des Herrn
Dr. Ostermayer über „Künstlerische Plakate". Die zahlreiche
Sammlung des Vortragenden von Plakaten aller Nationen
— man zählte über 300 Blätter — illustrirte den Vortrag
in lebendiger Weise. Im Februar dieses
Jahres sprach Herr Dr. Strehl über „Michel
Angelo und die Deckengemälde der Six-
tinischen Kapelle". Vermittels eines
Skioptikons wurden Einzel- und Gruppen-
bilder der Deckengemälde vorgeführt.
Ende März wird Herr Dr. Ostermayer
noch einen Vortrag halten über „Hans
Thoma und seine Bilder". Hans Thoma,
den der Verein zu seinen auswärtigen
Mitgliedern zählen darf, hat dem Vortra-
genden auf seine Bitte eine reiche Aus-
wahl von Handzeichnungen, Naturstudien,
Steindrucken, Photographieen und Photo-
gravüren nach Ölbildern und Aquarellen
zur Verfügung gestellt. 0.
VERMISCHTES.
*** Uber die weitere innere Aus-
schmückung des Eeichstagsgcbaudes liegen
folgende neue Nachrichten vor. Im Haupt-
sitzungssaal wird zunächst die Ergänzung
der Holzschnitzarbeiten vorgenommen. Mit
der Herstellung der dafür notwendigen
Modelle sind die Bildhauer Vogel und
Giesecke beschäftigt. Für den Sitzungssaal
des Bundesrates werden vier Eckfiguren
unter Baldachinen in Holz geschnitzt,
zu denen gleichfalls Bildhauer Vogel die Modelle gefertigt
hat. Mit den Vorarbeiten für die Ausmalung und Ver-
goldung der Decke dieses Raumes ist bereits begonnen
worden. Der zugehörige Vorsaal erhält in seinen großen
Wölbungen gleichfalls Malereien. Mit der Herstellung der für
diesen Zweck erforderlichen Kartons ist Prof. Stuek in
München beschäftigt. Auch erhält der Vorsaal an seiner
geschlossenen Stirnwand einen hohen Kamin aus istrischem
Stein, der mit Reliefs und Mosaikeinlagen reich geschmückt
ist. Der Schreib- und Lesesaal werden noch im Laufe dieses
Jahres ihren Gemäldeschmuck erhalten. Die Vorwürfe für
diese Gemälde sind deutsche Landschaften und Städte. Für
das Hauptfeld dos Schreibsaales malt Prof. Schönleber in
Karlsruhe „Straßburg mit dem Münster" und für zwei andere
Flächen Prof. K. Ludteig in Berlin „die Zugspitze" und „den
Wendelstein". Im Lesesaal malt für das Hauptfeld Prof.
Engen Bracht „das Kap Arkona" und für die Längswände
Prof. K. Ludwig „die Marienburg", L. Dill in München „die
Biinförmige Siegburger Vase,
(Sammlung Wirte.)
Wartburg", Prof. G. Kühl in Dresden „den Halen von Ham-
burg" und Prof. Preller in Dresden „die Kaiserstadt Speyer".
Für die vier Seiten der Galerie in der Kuppelhalle arbeiten
Prof. Hilgers in Rom die allegorischen Gestalten der
„Mäßigung", „Kraft", „Wohlthätigkeit" und „Vorsicht", Prof.
Schilling in Dresden die der „Liebe", „Gerechtigkeit",
„Forschung" und „Wahrhaftigkeit". Auf den Brüstungen der
zwischen den Kuppelpfeilern eingeordneten Brücken sind
vier allegorische Figuren aufgestellt worden, die nach den
Modellen des Prof. Widemann von Bildhauer Ilildebrand in
Marzanastein gemeißelt sind. Auf der einen Seite stehen
die „Weisheit", ein sinnender Greis, und die „Macht", eine
Frauengostalt mit Scepter und Reichsapfel, auf der anderen
Seite die „Begeisterung", eine Jünglingsgestalt mit erhobenem
Schwert, und der „Ruhm", eine Frauengestalt mit Schild und
Posaune.
0 Ein Gesctxentwitrf über die Vorarbeiten xur Er-
richtung einer Gedenkhalle zu Ehren der im Kriege von
1870/71 gefallenen oder schwerverwundeten
Krieger, die in Berlin errichtet werden
soll, war auf Grund eines einmütigen Be-
schlusses des Bundesrates durch den
Reichskanzler dem Reichstage vorgelegt
worden. Als Kosten für die Vorarbeiten
wurden 50000 M. gefordert. In der Be-
gründung war nur bemerkt worden, dass
im Innern der Gedenkhalle „die Namen
der im Feldzuge 1870/71 gebliebenen sowie
der in Folge der dort erhaltenen Wunden
verschiedenen oder dauerndem Siechtum
verfallenen Krieger verzeichnet werden
sollen", und dass die Gesamtkosten sich auf
etwa 2000000 M. belaufen würden. Über
den für dieses Bauwerk in Aussicht ge-
nommenen Platz war in der Begründung
nichts gesagt worden. Doch verlautete
später, dass ein Platz im Tiergarten zwi-
schen dem Brandenburger Thor und der
Siegesallee, etwa mit Überbrückung der
Charlottenburger Chaussee, bestimmt wor-
den wäre. Dieses Projekt stieß in der
Presse auf schwere Bedenken, zumeist aus
dem Grunde, weil der Gedanke, im Tnnern
der Halle auf einer Reihe von Tafeln über
hunderttausend Namen anzubringen, eine
künstlerische Gestaltung nicht zulässt.
Auch im Reichstag hat der Plan keine
günstige Aufnahme gefunden. Trotz der Befürwortung durch
den Reichskanzler wurde der Gesetzentwurf ohne jede Dis-
kussion an eine Kommission verwiesen, in deren Schoß er
vermutlich für geraume Zeit begraben bleiben wird.
Stipendium für deidsch-böhmische Künstler. Der Verein
deutscher Schriftsteller und Künstler in Böhmen „Concordia"
schreibt ein Stipendium im Betrage von 200 fl. ö. W. aus,
welches zur Förderung künstlerischer Ausbildung für in
Böhmen geborene oder daselbst lebende deutsche Vertreter
der bildenden Künste (Baukunst, Bildhauerei, Malerei) be-
stimmt ist. Die Bewerber um dieses Stipendium haben nebst
ihren Gesuchen den Nachweis ihrer selbständigen künstle-
rischen Thätigkeit, den Geburtsschein und einen Lebensabriss
beizubringen, sowie die Art und Weise der Verwendung des
Stipendiums bekannt zu geben und bei eventuellem Genüsse
desselben nach Verlauf eines Jahres über seine Verwendung
an den Verein Bericht zu erstatten. Die bezüglichen Gesuche
nebst Belegen sind an die Sektion für bildende Kunst der
*
Vermischtes.
300
und Steinzeichnungen von Steinhausen, Süs und dem Eng-
länder Shannon bekannt machte. Zu ihnen kamen noch in
großer Auswahl die Bilderbücher von Walter Crane. Beide
Ausstellungen, die durch freundliches Entgegenkommen der
Kunsthandlungen von Arnold in Dresden und J. P. Schneider
in Frankfurt a. M. gefördert waren, sind von dem zweiten
Vorsitzenden des Vereins, Herrn Dr. Ostern) ayer, veranstaltet
worden. Das Publikum hat durch reichen Besuch und durch
Ankäufe einzelner Blätter sein Interesse für diese Unter-
nehmungen zu erkennen gegeben. Erweitert wurde die
Thätigkeit des Vereins im Winter durch Veranstaltung von
Vorträgen vor einem geladenen Publikum. Herr Dr. Rudolf
Kämmerer, Assistent im Kupferstichkabinett zu Berlin, sprach
im November 1896 über das Thema: „Die bildende Kunst
in Danzig". Im Januar 1897 folgte ein Vortrag des Herrn
Dr. Ostermayer über „Künstlerische Plakate". Die zahlreiche
Sammlung des Vortragenden von Plakaten aller Nationen
— man zählte über 300 Blätter — illustrirte den Vortrag
in lebendiger Weise. Im Februar dieses
Jahres sprach Herr Dr. Strehl über „Michel
Angelo und die Deckengemälde der Six-
tinischen Kapelle". Vermittels eines
Skioptikons wurden Einzel- und Gruppen-
bilder der Deckengemälde vorgeführt.
Ende März wird Herr Dr. Ostermayer
noch einen Vortrag halten über „Hans
Thoma und seine Bilder". Hans Thoma,
den der Verein zu seinen auswärtigen
Mitgliedern zählen darf, hat dem Vortra-
genden auf seine Bitte eine reiche Aus-
wahl von Handzeichnungen, Naturstudien,
Steindrucken, Photographieen und Photo-
gravüren nach Ölbildern und Aquarellen
zur Verfügung gestellt. 0.
VERMISCHTES.
*** Uber die weitere innere Aus-
schmückung des Eeichstagsgcbaudes liegen
folgende neue Nachrichten vor. Im Haupt-
sitzungssaal wird zunächst die Ergänzung
der Holzschnitzarbeiten vorgenommen. Mit
der Herstellung der dafür notwendigen
Modelle sind die Bildhauer Vogel und
Giesecke beschäftigt. Für den Sitzungssaal
des Bundesrates werden vier Eckfiguren
unter Baldachinen in Holz geschnitzt,
zu denen gleichfalls Bildhauer Vogel die Modelle gefertigt
hat. Mit den Vorarbeiten für die Ausmalung und Ver-
goldung der Decke dieses Raumes ist bereits begonnen
worden. Der zugehörige Vorsaal erhält in seinen großen
Wölbungen gleichfalls Malereien. Mit der Herstellung der für
diesen Zweck erforderlichen Kartons ist Prof. Stuek in
München beschäftigt. Auch erhält der Vorsaal an seiner
geschlossenen Stirnwand einen hohen Kamin aus istrischem
Stein, der mit Reliefs und Mosaikeinlagen reich geschmückt
ist. Der Schreib- und Lesesaal werden noch im Laufe dieses
Jahres ihren Gemäldeschmuck erhalten. Die Vorwürfe für
diese Gemälde sind deutsche Landschaften und Städte. Für
das Hauptfeld dos Schreibsaales malt Prof. Schönleber in
Karlsruhe „Straßburg mit dem Münster" und für zwei andere
Flächen Prof. K. Ludteig in Berlin „die Zugspitze" und „den
Wendelstein". Im Lesesaal malt für das Hauptfeld Prof.
Engen Bracht „das Kap Arkona" und für die Längswände
Prof. K. Ludwig „die Marienburg", L. Dill in München „die
Biinförmige Siegburger Vase,
(Sammlung Wirte.)
Wartburg", Prof. G. Kühl in Dresden „den Halen von Ham-
burg" und Prof. Preller in Dresden „die Kaiserstadt Speyer".
Für die vier Seiten der Galerie in der Kuppelhalle arbeiten
Prof. Hilgers in Rom die allegorischen Gestalten der
„Mäßigung", „Kraft", „Wohlthätigkeit" und „Vorsicht", Prof.
Schilling in Dresden die der „Liebe", „Gerechtigkeit",
„Forschung" und „Wahrhaftigkeit". Auf den Brüstungen der
zwischen den Kuppelpfeilern eingeordneten Brücken sind
vier allegorische Figuren aufgestellt worden, die nach den
Modellen des Prof. Widemann von Bildhauer Ilildebrand in
Marzanastein gemeißelt sind. Auf der einen Seite stehen
die „Weisheit", ein sinnender Greis, und die „Macht", eine
Frauengostalt mit Scepter und Reichsapfel, auf der anderen
Seite die „Begeisterung", eine Jünglingsgestalt mit erhobenem
Schwert, und der „Ruhm", eine Frauengestalt mit Schild und
Posaune.
0 Ein Gesctxentwitrf über die Vorarbeiten xur Er-
richtung einer Gedenkhalle zu Ehren der im Kriege von
1870/71 gefallenen oder schwerverwundeten
Krieger, die in Berlin errichtet werden
soll, war auf Grund eines einmütigen Be-
schlusses des Bundesrates durch den
Reichskanzler dem Reichstage vorgelegt
worden. Als Kosten für die Vorarbeiten
wurden 50000 M. gefordert. In der Be-
gründung war nur bemerkt worden, dass
im Innern der Gedenkhalle „die Namen
der im Feldzuge 1870/71 gebliebenen sowie
der in Folge der dort erhaltenen Wunden
verschiedenen oder dauerndem Siechtum
verfallenen Krieger verzeichnet werden
sollen", und dass die Gesamtkosten sich auf
etwa 2000000 M. belaufen würden. Über
den für dieses Bauwerk in Aussicht ge-
nommenen Platz war in der Begründung
nichts gesagt worden. Doch verlautete
später, dass ein Platz im Tiergarten zwi-
schen dem Brandenburger Thor und der
Siegesallee, etwa mit Überbrückung der
Charlottenburger Chaussee, bestimmt wor-
den wäre. Dieses Projekt stieß in der
Presse auf schwere Bedenken, zumeist aus
dem Grunde, weil der Gedanke, im Tnnern
der Halle auf einer Reihe von Tafeln über
hunderttausend Namen anzubringen, eine
künstlerische Gestaltung nicht zulässt.
Auch im Reichstag hat der Plan keine
günstige Aufnahme gefunden. Trotz der Befürwortung durch
den Reichskanzler wurde der Gesetzentwurf ohne jede Dis-
kussion an eine Kommission verwiesen, in deren Schoß er
vermutlich für geraume Zeit begraben bleiben wird.
Stipendium für deidsch-böhmische Künstler. Der Verein
deutscher Schriftsteller und Künstler in Böhmen „Concordia"
schreibt ein Stipendium im Betrage von 200 fl. ö. W. aus,
welches zur Förderung künstlerischer Ausbildung für in
Böhmen geborene oder daselbst lebende deutsche Vertreter
der bildenden Künste (Baukunst, Bildhauerei, Malerei) be-
stimmt ist. Die Bewerber um dieses Stipendium haben nebst
ihren Gesuchen den Nachweis ihrer selbständigen künstle-
rischen Thätigkeit, den Geburtsschein und einen Lebensabriss
beizubringen, sowie die Art und Weise der Verwendung des
Stipendiums bekannt zu geben und bei eventuellem Genüsse
desselben nach Verlauf eines Jahres über seine Verwendung
an den Verein Bericht zu erstatten. Die bezüglichen Gesuche
nebst Belegen sind an die Sektion für bildende Kunst der
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