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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0180

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Kunstblätter. — Nekrologe. — Sammlungen und Ausstellungen.

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photographischen Aufnahme zurückzuführen ist. Wir hoffen,
dass sich bei einer Neuauflage dieses wahrscheinlich besonders
vielbegehrten Blattes dem besagten Cbelstande abhelfen
lassen wird, durch dessen Behebung der Gesichtsausdruck
des Laokoon selbst und die künstlerische Konception der
ganzen Gruppe ungleich besser zur Geltung gelangen wird;
die uns zu Gesicht gekommene, durch einen Fehler leider
unbrauchbar gewordene erste Aufnahme der Gruppe hatte
den Vorzug, dass das Licht von oben nach unten allmählich
schwächer wurde. — So können wir in dieser Erscheinung
einen neuen Pfadebner und Bahnbrecher für die Einführung
der notwendigsten kunstgeschichtlichen Kenntnisse an der
Mittelschule begrüßen, der segensreich und anregend weiter-
wirken wird. RUDOLF BÜCK.

KUNSTBLÄTTER.

Die Firma Julius Schmidt in Floren», welche sich durch
Veröffentlichung vortrefflicher Farbenholzschnitte und guter
Heliogravüren bekannt gemacht hat, hat kürzlich fünf von
den Säuglingsdarstellungen am Findelhaus in Florenz, von
Andrea della Iiohbia herrührend, nachbilden lassen und in
einer äußerlich sehr ansprechenden Ausstattung heraus-
gegeben. Die Darstellungen sind in Autotypie hergestellt,
mit bräunlicher Grundfarbe gedruckt und durch aufgedruckte
Töne, hellblau, carmin und einen hellgrauen Grund wirkungs-
voll gehoben Die zierlichen Blätter haben ein Format von
16:20 cm und sind in einem eleganten Umschlage vereinigt
(Preis 2 M.).

NEKROLOGE.

0 Professor Dr. Hans Müller, der erste ständige Se-
kretär der kgl. Akademie der Künste in Berlin, ist am
11. April im 43. Lebensjahre an den Folgen der Influenza
gestorben. Er war am 1. Oktober 1893 mit der Vertretung
des erkrankten Robert Dohme beauftragt und am 2. April 1894
definitiv zu dessen Nachfolger ernannt worden, hat also nur
drei Jahre seines Amtes gewaltet. Trotzdem hat er sich
durch die Anordnung der von der Akademie im Gebäude
„Unter den Linden" veranstalteten Ausstellungen, durch die
Herausgabe der dazu gehörigen Kataloge und der Jahres-
chroniken der Akademie, vornehmlich aber durch eine „Ge-
schichte der Akademie", die im vorigen Jahre als Festschrift
zum Jubiläum erschienen ist, große Anerkennung erworben.
Es ist bisher davon nur der erste Band ausgegeben worden,
der das erste Jahrhundert der Akademie bis zum Tode des
großen Königs umfasst. Auch eine Biographie Wilhelm von
Kaulbach's, von der 1892 der erste Band erschien, lässt der
Verstorbene unvollendet zurück.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

*„* Von der internationale)/ Kunshmsstellumj in München.
Die Luitpoldgruppe der Künstlergenossenschaft hat ihre Jury
gewählt. Sie hat sich folgendermaßen konstituirt: a) Maler-
Jury: 1. Vorsitzender: v. Canal, 2. Vorsitzender: Professor
Echtler, 1. Schriftführer: Löwith, 2. Schriftführer: Grässl.
Prof. Firle, Prof. llarburger, Erdtelt, Bios, Prof. Willroider.
b) Bildhauer-Jury: Lang, Wünsche, Bernauer, c) Graphiker-
Jury: M. Dasio.

v. Gr. Ausstellungen in Born. Die Rom-Ausstellung des
staatlichen Kupferstichkabinetts, welche in Nr. 14 eingehen-
der behandelt wurde, hat im geschichtlichen Sinne eine sehr
schätzenswerte Fortsetzung erfahren. Im Teatro drammatico
nazionale hat der Aquarellmaler Roesler-Franz die zweite

und dritte Serie seiner „Roma pittoresca, memorie di un' era
che passa" ausgestellt. Diese Voiführung bildet den Ab-
schluss eines Lebenswerkes von 22 Jahren des Sammeins,
Skizzirens und Malens des trotz seines deutsch-österreichischen
Namens durchaus römischen Künstlers, der es sich zur Auf-
gabe gestellt hat, das Rom der jüngsten Vergangenheit, das
päpstliche Rom, welches Schritt für Schritt von der modernen
Entwicklung der Stadt in den Hintergrund gedrängt oder
sogar meist vernichtet wird, künstlerisch, malerisch, aber
auch gleichzeitig mit der Gewissenhaftigkeit des Historikers
festzuhalten. 40 Bilder der ersten Serie, deren Schöpfung
der Regulirung der Tiber und der vollkommenen Umge-
staltung ihrer Uferpartieen vorausgingen oder sie begleiteten,
sind im Jahre 1883 durch die Stadt Rom angekauft worden.
Jetzt führen die beiden weiteren Serien von je 40 Aquarellen
großen Formats weitere Gegenden der Tiberufer, diejenige des
Portikus der Octavia und des Ghetto, der Piazza Montanara,
von Trastevere, am Ponte Rotto und eine Reihe von Einzel-
aufnahmen vor, die entweder schon der Fluss- oder Straßen-
regulirung oder der Anlage neuer Viertel (Quartier Ludovisi)
zum Opfer gefallen sind oder deren Verschwinden droht;
nur wenige der malerischen Ansichten kann man mit dem
beruhigenden Gedanken betrachten, dass sie uns erhalten
bleiben werden. Gregorovius hat die Entstehung und das ■
Fortschreiten dieses künstlerisch-geschichtlichen Monumental-
werkes der ewigen Stadt mit dem regsten Interesse verfolgt:
bei seiner herbstlichen Rückkehr nach Rom galt einer seiner
ersten Ausgänge stets dem Atelier des unermüdlichen Malers.
Vorläufig scheint keine Aussicht vorhanden zu sein, dass das
Interesse, welches die Stadt Rom vor 14 Jahren unter des
Sindaco Prinzipe Torlonia Leitung der ersten Abteilung des
Riesenwerkes entgegenbrachte, sich wieder bethätigt, ob-
gleich die malerische Kraft und Wärme der Ausführung
dieser beiden letzten Serien der ersten wahrlich nicht nach-
steht. Auch von anderer autoritativer Seite ist bisher die
Absicht noch nicht kundgegeben worden, die Sammlung für
Rom zu retten. Wird sie in den Besitz des Auslandes über-
gehen oder, was noch undenkbarer erscheint, zerstückelt
werden? Es wäre im schlimmsten Sinne bezeichnend für das
künstlerische Leben des heutigen Rom. Jedenfalls erscheint es
uns dringend wünschenswert, wenn für die große Gemeinde der
Roiukenner und Romverehrer in der ganzen Welt eine künst-
lerische Vervielfältigung der Rösler'schen Aquarelle veran-
staltet werden könnte. — Die Bilder sind, um den Gesamt-
eindruck der Sammlung nicht zu beeinträchtigen, trotz aller
Abwechslung in der Beleuchtung, Stimmung, Tageszeit,
Staffage u. s. w. doch in einem gewissen ruhigen, einheitlichen
Ton gehalten; starke Effekte des einen Bildes auf Kosten des
anderen sind vermieden. — Von solcher künstlerischen Selbst-
beschränkung frei zeigt Roesler-Franz seine volle Beherrschung
von Farben-, Licht- und Schattenwirkungen, von malerischen
Gegensätzen in verschiedenen Darbietungen, welche wie
namentlich die „Wasserleitungsruinen bei Tivoli" und eine
„Partie der Villa d'Este" den Hauptanziehungspunkt der
Ausstellung der römischen Aquarellisten bilden. Trotz der
geringen Zahl der Bilder ((30), welche durch die Beschickung
der Ausstellungen von Berlin und Kopenhagen erklärt wird,
legt die Veranstaltung von dem in Rom von jeher hei-
mischen Können auf diesem Gebiet der Malerei Zeugnis ab.
Neben Roesler-Franz steht Fritz Brandt mit einem Forums-
bild, dem Kreuzgang von Monreale bei Palermo und dem
Theater von Taormina durch Kraft und Anschaulichkeit
entschieden im Vordergrund. Von deutschen Künstlern ist
noch Charlotte Popert mit einer Reihe von Porträt- und
Studienköpfen in Radirmanier, darunter ein Franz von
 
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