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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0181

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Vermischtes. —

Assisi den Vögeln predigend und Heinrich Heine's Schwester
im 90. Lebensjahr, und mit einem größeren Aquarell, geist-
liche Zöglinge beim Gottesdienst darstellend, gut vertreten.
Wie Roesler-Franz führt auch Giomi, der Unkel Thorwaldsen's
mit einer Reihe stimmungsvoll gemalter Bilder, die besonders
durch die Abstimmung des Grün wirken, in die trotz aller
Fremdenüberflutung noch so wenig gekannte Umgebung
Roms, während Bazzani in Pompeji vorzugsweise in dem
neu aufgedeckten Hause der Vettier dankbaren Darstellungs-
stoff findet und Cipriani Venedig schildert. Carlandi malt
augenblicklich in England an einer großen Serie von Aqua-
rellen für die Fine Arts Society, sendet aber doch drei kleinere
englische Landschaften. Von bekannteren Namen ist außer-
dem Pio Joris mit einem Corpus domini und Coleman mit
Vorwürfen aus römischer Kaiserzeil vertreten.

VERMISCHTES.

*#* Über ßie Boryia-Gemacher im Vatikan, die kürz-
lich zugänglich gemacht worden sind, teilt die „Frankf.
Ztg." folgende historischen Erinnerungen mit: „Die Borgia-
(iemächer liegen gegen das Belvedere unter den Stanzen des
Raffael, und man betritt sie von der ersten Loggia des
Giovanni da Udine. Es sind im ganzen sechs Säle, von denen
die beiden letzten als der Torrione Borgia bekannt sind.
Seit der Einnahme Roms durch den Connetable von Bourbon
waren die herrlichen Räume, die dessen Truppen als Quartier
gedient hatten, wovon noch Jahrhunderte hindurch Feuer-
spuren und rohe Inschriften an den Marmorsockeln Zeugnis
ablegten, lange verschlossen, da keiner der nachfolgenden
Päpste darin wohnen mochte. Nur einige Conclave's wurden
darin abgehalten. Pius VI. nahm die Räume wieder in Be-
nutzung, er ließ die Wandgemälde, trotzdem sie von Fintu-
ricchio stammen, grünlich übertünchen und brachte die
Vatikanische Gemäldesammlung hier unter. Nach einiger
Zeit wurden die Gemälde wieder fortgenommen und die
Biblioteca delle Consultazioni ersetzte sie, der sich später
nach 1870 die überflüssigen Waffen der päpstlichen Armee
zugesellten. Leo XUI., der als Kardinal Camerlengo di
Santa Chiesa war, und der, wie seine Biographen erzählen,
damals mit einem grollen Schlüsselbunde bewaffnet viele
Promenaden durch den Vatikanpalast machte, empfand es
mit Schmerz, dass der grolle Sohn seines Bischofssitzes
Perugia so sehr verschimpfirt worden, dass seine besten
Werke hinter einer grünen Tünche verborgen blieben, und
beschloss daher sofort nach seiner Thronbesteigung, Pintu-
ricchio und die von ihm geschmückten Säle wieder zu Ehren
zu bringen. Um dies durchzuführen, musste eigentlich alles
erneuert werden, es mussten alle Ein- und Umbauten beseitigt,
die Stuccatur, die Deckengemälde und Wandgemälde restaurirt,
und der bis auf wenige Reste verschwundene Majolika-Belag
neu geschaffen werden. Nur langsam ging das Erneuerungs-
werk von statten Besondere Mühe machte namentlich die
Frage des Fußbodenschmucks. Im Jahre 1889 fand zufällig
im Kunstpalast an der Via Nazionale eine Ausstellung von
Erzeugnissen der Keramik statt; die Kunstanstalt Cantagalli
glänzte darin durch ihre Imitationen und Reproduktionen
der Antike, und der damalige Maggiordomo des Vatikans,
Möns. Luigi Ruffo Scilla, trug sich schon mit dem Gedanken,
dieser Anstalt die Erneuerung des Bodenbelags anzuvertrauen,
als Don Gaetano Fildagieri, Fürst von Santriano. der Vor-
steher des Kunstgewerbemuseums von Neapel, ihn bat, eine
engere Konkurrenz zwischen diesem Museum und der An-
stalt Cantagalli anzuordnen. Im November stellten die beiden
Rivalen aus, und da Professor Giovane Tesorone vom Neapeler
Museum nach den gelieferten Proben des alten Belags

Vom Kunstmarkt. 35()

Majolikaplatten geschaffen hatte, die von den Urbildern nicht
zu unterscheiden waren, so wurden dem Museum die Arbeiten
für die vier größten Borgiagemächer übertragen, während
die Florentiner Konkurrenzanstalt den Torrione Borgia zu-
gewiesen erhielt. Zu gleicher Zeit begann Professor Ludwig
Seitz sein mühseliges Werk, das nun endlich dank seiner
Hingabe und der eifrigen Mitarbeit seiner Kollegen fertig ist."
Ober die Gemächer werden wir demnächst einen ausführ-
lichen Bericht veröffentlichen.

W. S. Die Gemälde der Blashiskapelle xu Katifbeuern
wurden kürzlich in München einer durchgreifenden Restau-
ration unterzogen. Künstlerisch eigentlich interessant ist
fast nur der spätgotische Flügelaltar. Er trägt zweimal die
Jahreszahl 1518, einmal im gotischen Holzgestänge vorn, das
andere Mal auf der Rückseite im Gemälde Christus am Kreuz.
Ks sind verschiedene Hände an dem Altare sichtbar, sowohl
in Plastik als in Malerei. Während die drei Heiligen Erasmus,
Blasius und Ulrich, welche das Centrum der Vorderseite
bilden, aus der Mitte des 15. Jahrhunderts zu stammen und
einem älteren Altar entnommen zu sein scheinen, datiren
die übrigen Skulpturen, abgesehen von zwei bei der Restau-
ration hinzugefügten Figürchen, aus der Zeit der Vollendung
des Altares. Ich freue mich, in dieser Beziehung mit Dr.
Fr. Haack übereinzustimmen. Dass die Gemälde auf den
Flügeln von der Hand des sogenannten „Apt" seien, darauf
hat mich Dr. Ed. Flechsig aufmerksam gemacht; diese
Meinung muss ich durchaus für richtig halten. Flechsig
zweifelt auch nicht an der niederländischen Abkunft dieses
Malers, den ich aus triftigen Gründen als den jungen in
Oberdeutschland arbeitenden Jan van Scorel bezeichnen muss.
Die Innenseiten der Flügel zeigen links oben die Anbetung
der Hirten, unten die Flucht nach Ägypten, rechts oben die
Anbetung der Könige, unten den Kindermord. Auf den
Außenseiten sieht man stehende Heilige, links Stephanus,
Laurentius, Valentin und Castulus, rechts Martinus, Nikolaus,
Antonius und Magnus. Leider musste die Restauration
ziemlich weit gehen, besonders waren die Außenseiten stark
mitgenommen. Abweichend von Scorel's sonstiger Manier
ist viel Blattgold verwandt, und auch die Luft ist golden,
was er selbstverständlich that, um mit den übrigen, reich
in Gold prangenden Teilen in Harmonie zu bleiben. Bei-
läufig bemerkt, gehört unserm Maler auch die Anbetung der
hl. drei Könige im Louvre an (Nr. 2739); die Verwandtschaft
mit dem Obervellacher Altar tritt hier besonders in den gegen-
seitigen Porträtköpfen erstaunlich hervor. Das „G. Gietlinger"
bezeichnete Bild bei Hoffmann in Augsburg ist bloß die Kopie
eines dortigen Künstlers, außerdem noch stark überschmiert.

VOM KUNSTMARKT.

V Auf dem Pariser Kimstmarkt hat die Ende März
erfolgte Versteigerung der Gemäldesammlung des bekannten
Kunstexperten Haro großes Interesse erregt. Die erzielten
Preise haben jedoch nicht den Erwartungen entsprochen.
Greuze's ,,Innocence" kam auf 25000 Frks., eine „Heilige
Veronika" von Memling (?) auf 8000 Frks., eine „Rast während
der Flucht nach Ägypten" von Rembrandt auf nur 9000 Frks.,
während 30000 Frks. gefordert worden waren. Es waren
(wohl berechtigte) Zweifel an der Echtheit aufgestiegen.
Die meisten Kenner entschieden sich für Nicolaus Maes. Zwei
dem Fragonard zugeschriebene Thürenornamente brachten
5600 Frks., „L'Atelier" von Courbet, ein Bild von sehr großem
Umfang, 2G500 Frks., die „Apotheose Homers" von Ingres
7600 Frks., die „Schlacht von Taillebourg" von Delacroix
10200 Frks., desselben „Sibylle" 5000 Frks,, „La Rosee" von
Carolus Duran 4500 Frks.
 
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