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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Bücherschau.

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sammenfasst. So finden wir lombardisch -venetianische,
emilianische, toskanische und umhrische Rahmen. Ein Blick
auf das Verzeichnis der Besitzer und ihrer Wohnorte lehrt,
wie verstreut die Umrahmungen, die ihre Wiedergabe in den
Werken gefunden haben, in der Welt sind; gleichzeitig wird
man aber finden, dass viel gute Stücke unpublizirt geblieben
sind, wogegen andere, minderwertige getrost hätten fehlen
dürfen. In Mailand und Umgebung hätten z. B. manche
Kirchen wertvolle Muster echt lombardischen Charakters
liefern können, ferner gedenken wir hier der Rahmen in der
Galerie von Parma, die deren Direktor für die Bilder von
Correggio und Mazzola aus den Kirchen erhalten hat; durch
Anderson sind sie photographisch aufgenommen und so der
Welt bereits zugänglich gemacht worden. Nicht minder gute
Werke der Art finden sich in Bologna und den umliegenden
Orten, der schöne Hochrenaissancerahmen der hl. Cäcilie von
Raffael verdient hier besondere Erwähnung. Wenn ich nicht
irre, ist auch in Piaoenza in San Sisto ein Rahmen vor-
handen, der das andere berühmte Original des Urbinaten
umgab. In Toscana und Umbrien wäre für eine Nachlese
noch viel Stoff, aber auch im Auslande wäre gar viel sehr
Gutes noch zu erlangen. Das kleine Rundbild der Madonna
Connestabile in St. Petersburg hat z. B. einen Rahmen, der
schon von der Firma Braun vollständig aufgenommen worden
ist. Gewiss ist, dass in der Sammlung Guggenheim viel
Gutes und Unedirtes veröffentlicht ist. Ein Mangel scheint
uns das Fehlen der Angaben über die Farben, die wenig-
stens, wenn sie nicht in der Wiedergabe selbst, doch in der
Unterschrift oder sonst im Text hätte angedeutet werden
können. Als Vorlagen sind die Maße der Aufnahmen zu
klein und die Details zu undeutlich; wenn Herr Guggen-
heim nur die Hälfte der Aufnahmen in größerem Maßstabe
und in der wünschenswerten Schärfe gegeben hätte, so würden
wir seine Publikation noch freudiger begrüßt haben. Dass
der Verfasser alle Rahmen leer giebt, kann ihm insofern
nicht verargt werden, als viele der aufgenommenen Stücke
in der That ohne Bild sind und in Rahmensammlungen vor-
kommen. Nach unserer Meinung hätte in den Fällen, wo
der Rahmen ein Bild umsehließt, das dazu passt, letzteres
mit aufgenommen werden können. Denn so gewiss es ist,
dass der Rahmen das Bild hebt, so gewiss ist auch das Gegen-
teil der Fall; die vollkommenste Publikation von Rahmen
wäre unserer Meinung nach die, bei der zugleich die Bilder
mitgegeben werden, weil beide Elemente aufeinander wirken
und sich gegenseitig beleben, GUSTAV FRIZZONI.

Charles Eastlake, Picttires in the National Gallery Lon-
don with descriptive text written (unofficially) by Charles
L. Eastlake, Keeper & Secretary N. G. München, Hanf-
staengl. Lfg. I—IV.
Diese treffliche Publikation ist bis zur 4. Lieferung ge-
diehen. Nachdem er die Toskaner in der zweiten abge-
schlossen hat, bespricht Eastlake die Sieneser in der dritten
und die Umbrier in der vierten. Sein knapper, anspruchs-
loser Text eignet sich vorzüglich zur orientirenden Begleitung,
die Lichtdrucke und Photogravüren lassen nichts zu wünschen
übrig, so dass die Veröffentlichung in der That die lang ge-
fühlte Lücke eines Bilderatlases der schönsten Galerie
Europas würdig ausfüllt. Dieser Ehrentitel droht übrigens
der Londoner Galerie zu schwinden. Dass sich die Regierung
immer noch nicht entschließen kann, die Leitung einem sach-
verständigen Gelehrten anzuvertrauen, sondern sie einem
wenn auch noch so angesehenen Maler überlässt, hat schlimme

Folgen, wie die Ankäufe der letzten Jahre beweisen; sie
tragen kaum dazu bei, das künstlerische Gesamtniveau der
Sammlung zu steigern. Gegenwärtige Publikation bietet
120 Vollbilder und etwa ebensoviele Textabbildungen, für
die sie ja nur unter wirklichen Meisterwerken die Auswahl
zu treffen brauchte. Es kann uns mit Genugthuung erfüllen,
dass ein immerhin so wichtiges Werk von deutscher Seite
verlegt wird.

Die Galerie der Königin Christine von Schweden.1)

Als die Schweden unter General Königsmark am 16. August 1648
Prag einnahmen, fanden sie in dem Schlosse am Hradschin
die Kunstkammer reich besetzt und gefüllt mit den herrlich-
sten Gemälden und unschätzbaren Kostbarkeiten. Vor dem
Einfalle der Sachsen, im Jahre 1631, hatten die kaiserlichen
Inspektoren vieles geborgen und gerettet, aber inzwischen
waren all die Schätze wieder zurückgebracht und die von
den Sachsen geraubten durch andere Objekte aus Graz und
Wien ersetzt worden. Der größte Teil rührte aus der Kunst-
kammer Kaiser Rudolfs H. her, einem der leidenschaftlichsten
Sammler, die es überhaupt je gegeben. Die Schweden frag-
ten aber wenig nach der Provenienz, sondern sie nahmen mit
sich alles, dessen sie habhaft werden konnten. In Anbetracht
der höchst dürftigen Inventare jener Zeit ist es schwer fest-
zustellen, welche Gemälde und welche Kleinode es gewesen,
die als gute Kriegsbeute damals nach Schweden wanderten.
Ein großer Teil ging in den Besitz der Königin Christine
von Schweden über, welche, als sie Stockholm verließ, als
ihr Eigentum mit sich nahm, was ihr des Mitnehmens wert
schien. Immerhin blieb ein großer Teil der ehemals Rudol-
finischen Schätze in Schweden zurück, und nicht wenige der
Gemälde des Nationalmuseums in Stockholm rühren aus der
Prager Beute her, obwohl diese Thatsache vielfach geleugnet
wird. Ks handelt sich aber hier keineswegs, eine Restitu-
tion anzustreben, sondern lediglich historische Thatsachen
zu konstatiren. Jedermann, der mit dem alten Bestände der
Kais. Wiener Museen vertraut ist, wird bei einem Besuche des
Stockholmer Museums auf das heimlichste angemutet, denn
überall sieht er alte, wohlbekannte Meister, die ihre intime
Zugehörigkeit zu den Gemälden der Wiener Museen nicht
verleugnen können. Dies sind zumeist alte Niederländer des
16. Jahrh. und deutsche Maler, Meister, die zur Zeit Kaiser
Rudolfs geschätzt und gesucht waren. Ganz gewiss aber
stammen aus Prag: das Porträt Kaiser Ferdinands I. von
Oeorg Pencx; Karl V. und Joh. Friedrich von Sachsen auf
der Jagd von L. Cranach d. j.; die Ehebrecherin, eine Lu-
cretia und eine Venus mit Cupido von L. Cranach d. ä.;
mehrere /. Beuklaer und vor allem der große Merkur von
Jacopo t/c Barbari; abgesehen von vielen anderen Gemälden,
die sich in schwedischen öffentlichen und Privatgalerieen
zerstreut finden. Die schwedischen Berichte selbst schätzten
damals die in Prag gemachte Beute auf 7 Millionen Thaler.
Von den 760 Gemälden, die sich vor dem Einfalle der
Schweden in Prag befanden, blieben nur 10 — sage zehn —
zurück! Nach dem Inventar von 1652 lassen sich mehr als
2000 Kunstobjekte und Kleinode der Prager Kunstkammer im
Besitz Christinens, nachweisen. Diese Thatsachen sind dem
Kunsthistoriker ziemlich bekannt, denn es ist hinreichendes
Quellenmaterial darüber veröffentlicht worden. Der Ver-

1) Olof Granberg. La Galerie de tableaux de la Reine
Christine de Suide ayant appartenu auparavant a l'Empereur
Rudolphe [f. plus tard aux Ducs d' Orleans. Stockholm, 1897.
Mit 50 Lichtdrucken. . .
 
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