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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925/​1926 (Oktober-März)

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Nr. 27
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41232#0012

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442

Sammlungen


Emailfarben zu den bedeu-
tendsten Arbeiten spätmit-
telalterlicher Hafnerkera-
mik in Mitteleuropa gehört
(vgl.Walcker-Molthein,Die
bunte Hafnerkeramik der
Renaissance, Wien 1906,
S.84), Teile eines 1539 da-
tierten Ofens aus Brixen,
der aus der ehemaligen
Sammlung Miller-Aichholz
stammt und in der Litera-
tur eingehend gewürdigt
wurde (vgl. Stengel, Mit-
teilungendes germanischen
Museums, 1911), Salzbur-
ger Ofen-Kacheln aus der
Mitte des 16. Jahrhunderts,
die aus der Franzensburg
in Laxenburg überwiesen
wurden, das Jagdservice
der ehemaligenReichsabtei
St. Blasien, eine Wiener Ar-
beit aus der Zeit um 1740,
die das Stift St. Paul in
Kärnten veräußern mußte,
und eine reizvolle Wiener
Porzellangruppe (Die Ver-
lobung) nach einem Modell
des Anton Grassi. -—-

Cezanne, Mann mit untergeschlagencn Armen.
Impressionisten-Ausstellung bei Paul Cassirer, Berlin

gewinnt. Denn zur Erkenntnis eines
Entwicklungsvorganges wird nicht mehr
vor allem die logische Abfolge chrono-
logisch gereihter Glieder herangezogen,
vielmehr stützt sich die historische For-
schung auf das hervorragende Einzel-
werk, auf das Schaffen der fruchtbaren
Persönlichkeiten, umsoaus derVerknüp-
fung der Höhepunkte eine tiefere Vor-
stellung der Entwicklungsvorgänge zu
gewinnen.
Am reichhaltigsten sind, den Bestän-
den der Sammlung entsprechend, die Neu-
erwerbungen auf dem Gebiete der Kera-
mik: Der Oelberg aus dem Stift St.Florian,
der nicht nur als Werk der Plastik (Re-
pliken und verwandte Gruppen in un-
glasiertem Ton sind öfter, so auch auf
Burg Kreuzenstein (N.-Ö.j nachweisbar),
sondern durch den blendenden Glanz der

Am deutlichsten hat sich
die neue Rieh tungder Sam-
meltätigkeit auf dem Ge-
biete der Textilien durchgesetzt. Ein
schöner venezianischer Vespermantel der
Renaissance, roter Samt mit Granat-
apfelmuster und ein Antependium aus
der Kirche zu Mondsee, ein »veluto go-
tico«, der freilich mit Unrecht noch in
das 15. Jahrhundert gesetzt wird, lassen
die künstlerische Wirkung alter Stoffe
erkennen. Ähnliche — freilich auch noch
weit bedeutendere Stücke •— sah man
bis vor kurzem nur bei Privatsammmlern
und Kunsthändlern; die Kunstgewerbe-
sammlungen aber beschränkten sich auf
das Sammeln von Stoffleckchen, die bis-
weilen nicht einmal das ganze Muster
zeigen: der lehrhafte Zweck war bestim-
mend, ein Nachschlagematerial wurde
vereinigt.
Eine vornehmlich der eigenartigen
Techniken wegen interessannte email-
 
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