Lileratur
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Darstellung des römischen Stadtbauproblems (in: Preußische Jahrbücher,
ed. Delbrück, 1914, S. 70 ff.), auf welchem Punkt die Dinge kurz vor dem
Kriege standen, so muß man heute freudig bekennen, daß die städtebau-
liche Entwicklung Roms zu besseren Hoffnungen Anlaß gibt. Jedoch be-
darf es auch jetzt' noch gerade bei der zustimmenden Haltung der Be-
hörden der Unterstützung aller Freunde der Kunst, um der Kultur, der
Vernunft und dem künstlerischen Ethos zum endgültigen Siege zu verhelfen.
LITERATUR
Beiträge zur Geschichte der deut-
schen Kunst, herausgegeben von
E. Büchner und K. Feuchtmayr.
I. Band: Oberdeutsche Kunst der Spät-
gotik und Reformationszeit. Augsburg,
B. Filser & Co.
Verlegerischer Wagemut der Nach-
kriegszeit hat in diesem Bande ein Werk
Gestalt gewinnen lassen, das vor dem
Kriege nicht möglich gewesen wäre. Das
Buch ist in größtem Quartformat auf
bestem gekreideten Papier (323 Seiten)
gedruckt und mit über 170 vorzüglichen
Abbildungen häufig größten Formates
ausgestattet. Ein solches Buch, das sich
auf die oberdeutsche Kunst eines eng-
begrenzten Zeitabschnittes und auf
Buchbesprechungen beschränkt, hatte
ehemals kein aufnahmefähiges Publi-
kum. In irgendeiner Form war bei allen
ähnlichen Unternehmungen, auch wenn
sie sehr viel bescheidener in der Ausstat-
tung oder weit umfassender in ihrem
Programm auftraten, die Drucklegung
durch irgendwelche Zuschüsse erleich-
tert. Ob seitdem das Interesse an alt-
deutscher Kunst so zugenommen hat,
daß die Reihe nach dem Muster des vor-
liegenden Bandes fortgesetzt werden
kann? Die Frage wäre unangebracht,
wenn es nicht um ein bedingungslos an-
zuerkennendes Werk ginge, das hier ge-
leistet worden ist. Wie bei allen ausge-
zeichneten Leistungen ist der Freude
über das Gelingen ein wenig Sorge um
den Bestand beigemischt. Mögen sich
diese »Beiträge« als das durchsetzen, was
sie tatsächlich sind, als ein textlich wie
technisch vortreffliches Jahrbuch der
süddeutschen Kunst!
Bei der Fülle anregender Aufsätze fällt
Nr. 44/45. 6./13. II. 26
die Wahl schwer. Es ist den Heraus-
gebern gelungen, zumal jüngere Gelehrte
um sich zu scharen, die durchweg lesens-
werte, teils sogar sehr interessante Bei-
träge geliefert haben. Das Gebiet, dem
der Band gewidmet ist, zeigt sich der stil-
kritischen Gruppierung der Kunstwerke
besonders zugänglich, und neben E.
Büchner, der aus einer erstaunlich um-
fassenden Kenntnis des Stoffes umtauft
und umgruppiert, arbeitet eine ganze
Reihe anderer Forscher in gleicher Rich-
tung. Büchner erweitert die Gruppe um
die Heiligkreuzer Tafeln, die B. Kurth
kürzlich behandelt hat, um schöneWerke
desgleichen die mittelrheinische Malerei
der Jahrhundertmitte und das Werk
Baidungs und packt das interessante
Thema der deutschen Schlachten- und
Historienbilder an. Im Eifer des Be-
weisenwollens scheint er mir zuweilen die
Grenzen des Beweisbaren zu verkennen,
da er aber anziehend persönlich schreibt,
mag man ihm Übergriffe, die in seinen
Beiträgen dieses Bandes nur vereinzelt
zu spüren sind, als Folgeerscheinungen
eines drängenden Mitteilungsbedürfnis-
ses zugute halten. Sein Mitherausgeber
Feuchtmayr ist nur mit einem beschei-
denen Beitrag vertreten, durch den dem
entzückenden Untermenzinger Altär-
chen im Nationalmuseum köstliche Figu-
ren aus St. Jörgen am Peißenberg zu-
gesellt werden. Den Löwenanteil an dem
Bande hat neben Büchner in der Malerei
W. Hugelshofer mit mehreren aufschluß-
reichen Aufsätzen, in der Skulptur
K. Gröber mit einem umfangreichen Bei-
trag über das plastische Werk H. Mult-
schers. Der erstere vereinigt eine weit
versprengte Schar früher Tafelbilder,
unter denen ein so schönes Bild wie der
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Darstellung des römischen Stadtbauproblems (in: Preußische Jahrbücher,
ed. Delbrück, 1914, S. 70 ff.), auf welchem Punkt die Dinge kurz vor dem
Kriege standen, so muß man heute freudig bekennen, daß die städtebau-
liche Entwicklung Roms zu besseren Hoffnungen Anlaß gibt. Jedoch be-
darf es auch jetzt' noch gerade bei der zustimmenden Haltung der Be-
hörden der Unterstützung aller Freunde der Kunst, um der Kultur, der
Vernunft und dem künstlerischen Ethos zum endgültigen Siege zu verhelfen.
LITERATUR
Beiträge zur Geschichte der deut-
schen Kunst, herausgegeben von
E. Büchner und K. Feuchtmayr.
I. Band: Oberdeutsche Kunst der Spät-
gotik und Reformationszeit. Augsburg,
B. Filser & Co.
Verlegerischer Wagemut der Nach-
kriegszeit hat in diesem Bande ein Werk
Gestalt gewinnen lassen, das vor dem
Kriege nicht möglich gewesen wäre. Das
Buch ist in größtem Quartformat auf
bestem gekreideten Papier (323 Seiten)
gedruckt und mit über 170 vorzüglichen
Abbildungen häufig größten Formates
ausgestattet. Ein solches Buch, das sich
auf die oberdeutsche Kunst eines eng-
begrenzten Zeitabschnittes und auf
Buchbesprechungen beschränkt, hatte
ehemals kein aufnahmefähiges Publi-
kum. In irgendeiner Form war bei allen
ähnlichen Unternehmungen, auch wenn
sie sehr viel bescheidener in der Ausstat-
tung oder weit umfassender in ihrem
Programm auftraten, die Drucklegung
durch irgendwelche Zuschüsse erleich-
tert. Ob seitdem das Interesse an alt-
deutscher Kunst so zugenommen hat,
daß die Reihe nach dem Muster des vor-
liegenden Bandes fortgesetzt werden
kann? Die Frage wäre unangebracht,
wenn es nicht um ein bedingungslos an-
zuerkennendes Werk ginge, das hier ge-
leistet worden ist. Wie bei allen ausge-
zeichneten Leistungen ist der Freude
über das Gelingen ein wenig Sorge um
den Bestand beigemischt. Mögen sich
diese »Beiträge« als das durchsetzen, was
sie tatsächlich sind, als ein textlich wie
technisch vortreffliches Jahrbuch der
süddeutschen Kunst!
Bei der Fülle anregender Aufsätze fällt
Nr. 44/45. 6./13. II. 26
die Wahl schwer. Es ist den Heraus-
gebern gelungen, zumal jüngere Gelehrte
um sich zu scharen, die durchweg lesens-
werte, teils sogar sehr interessante Bei-
träge geliefert haben. Das Gebiet, dem
der Band gewidmet ist, zeigt sich der stil-
kritischen Gruppierung der Kunstwerke
besonders zugänglich, und neben E.
Büchner, der aus einer erstaunlich um-
fassenden Kenntnis des Stoffes umtauft
und umgruppiert, arbeitet eine ganze
Reihe anderer Forscher in gleicher Rich-
tung. Büchner erweitert die Gruppe um
die Heiligkreuzer Tafeln, die B. Kurth
kürzlich behandelt hat, um schöneWerke
desgleichen die mittelrheinische Malerei
der Jahrhundertmitte und das Werk
Baidungs und packt das interessante
Thema der deutschen Schlachten- und
Historienbilder an. Im Eifer des Be-
weisenwollens scheint er mir zuweilen die
Grenzen des Beweisbaren zu verkennen,
da er aber anziehend persönlich schreibt,
mag man ihm Übergriffe, die in seinen
Beiträgen dieses Bandes nur vereinzelt
zu spüren sind, als Folgeerscheinungen
eines drängenden Mitteilungsbedürfnis-
ses zugute halten. Sein Mitherausgeber
Feuchtmayr ist nur mit einem beschei-
denen Beitrag vertreten, durch den dem
entzückenden Untermenzinger Altär-
chen im Nationalmuseum köstliche Figu-
ren aus St. Jörgen am Peißenberg zu-
gesellt werden. Den Löwenanteil an dem
Bande hat neben Büchner in der Malerei
W. Hugelshofer mit mehreren aufschluß-
reichen Aufsätzen, in der Skulptur
K. Gröber mit einem umfangreichen Bei-
trag über das plastische Werk H. Mult-
schers. Der erstere vereinigt eine weit
versprengte Schar früher Tafelbilder,
unter denen ein so schönes Bild wie der