Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925/​1926 (Oktober-März)

DOI issue:
Nr. 33/34
DOI article:
Kuhn, Alfred: Zur Frage der Kunstausstellungen im Auslande: Überlegungen anlässlich der französischen Kollektion auf der Berliner Sezession
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41232#0107

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER ALFRED KUHN
NR.33/34 14/21. NOVEMBER 1925

ZUR FRAGE DER KUNSTAUSSTELLUNGEN
IM AUSLANDE.
ÜBERLEGUNGEN ANLÄSSLICH DER FRANZÖSISCHEN KOLLEKTION
AUF DER BERLINER [SEZESSION
Zum ersten Male seit 1914 stellen französische Künstler im Rahmen der
Herbstausstellung zusammen mit denen der Berliner Sezession in den
Räumen am Kurfürstendamm aus. Der Gedanke war an und für sich
durchaus glücklich. Das Geistige ist es, das die Völker verbindet, das Un-
geistige, das Materielle, trennt sie. Die Verwirklichung der Idee jedoch,
dies darf nicht verschwiegen werden, ist als nicht geglückt zu bezeichnen.
Welche Gründe dafür vorliegen, das zu untersuchen, kann nicht unsere
Aufgabe sein. Wir müssen nur feststellen, daß das, was in’ der Berliner
Sezession als französische Kunst der Gegenwart gezeigt wird, durchaus nicht
den Eindruck dessen wiedergibt, was tatsächlich in Paris vor sich geht.
Man wird wohl nicht behaupten können, daß die vier kümmerlichen Bilder
von Derain die Stellung dieses bedeutenden Meisters repräsentieren, eben-
sowenig, wie man solches von dem sagen kann, was von Othon Eriesz,
was von Matisse, was von Picasso, was von Leger gezeigt wird. Der naive
Beschauer, der keine Gelegenheit hatte, sich jenseits des Rheins, selbst um-
zusehen, erhält den Eindruck, als ob dort überhaupt nur noch Belangloses
gemacht werde und als ob man in Berlin bestimmt weit überlegen sei.
Es muß leider auch ausgesprochen werden, daß die Art der Aufstellung
der französischen Bilder die Gerechtigkeit und die Forderung der Gast-
freundschaft nicht befriedigen kann. Ein Teil hängt im Vorraum, durch den
man hindurchstürmt, und im Hauptsaal wird die französische linke Wand,
die aus kleinen Bildern zusammengesetzt ist, totgeschlagen von den großen
Werken Lovis Corinths, die an der gegenüberliegenden Wand hängen. Es
braucht hier nicht auseinandergesetzt zu werden, wie hoch der Schreiber
dieses persönlich das Genie Corinths verehrt. Aber es wäre richtiger ge-
wesen, die Werke des verstorbenen Löwen dem Wettbewerb überhaupt zu
entziehen und sie konkurrenzlos in einem Kabinett für sich zu vereinigen.
Die Berliner Sezession hat durch diese Ausstellung zweifellos eine dan-
kenswerte Initiative gezeigt; es ist doch dringend notwendig, zu einer Frage
Stellung zu nehmen; die über kurz oder lang aktuell werden wird, die der
reziproke n Ausstellung der deutschen Künstler in Paris im Rahmen
 
Annotationen