Literatur
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Bilder, Bronzen, Majoliken, Teppiche, zahlungsfähige Donatoren, einflußreiche
Gönner seiner Museen, Talente oder Sammler sammeln. Immer blieb es
sein Wille, der die Bälle kreisen ließ. Als etwas Elementares und darum
Unaufhaltsames empfindet man seine Art, Totes und Lebendiges in diese
Kreise zu bannen; durch die Wellen seiner Energie dies alles in flutendem
Gleicho-ewicht zu halten. Wer einmal in dieses Gravitationsfeld hinein-
O
gezogen wurde, dem wird zumute sein, wie Ranke, als er an Bismarck
schrieb: Der Historiker kann von Ihnen lernen, Durchlaucht.
Ein Rechner, weiß er alle Posten in seinen Kalkül einzustellen, sogar
Wissenschaft und Wissenschaftler. Auch die Klügsten und nichts als Klugen
sind diesem merkurischen Temperament für seine reineren, schöpferischen
Zwecke tributpflichtig geworden.
Mit bewunderndem Dank hat man eben erlebt, wie unser tiefgefährdetes
Florentiner Institut durch alle Klippen und Strudel hindurchgeleitet worden
ist, wie es uns — internationalisiert — erhalten blieb. Es will etwas bedeuten,
mit solchem Kontrahenten in seiner eigensten Spezialität zu konkurrieren,
den Frieden zu gewinnen. Fast möchte man nachträglich bedauern, daß
die Behörde dem jungen braunschweigischen Juristen den Urlaub für Kunst-
studien erteilt und ihn nicht wieder angefordert hat. Was hätte aus dieser
Laufbahn im Alter der Reife und Ernte, noch zur Zeit des Abbaus, werden
können? Und welche Betätigung hätte sich in der Politik dafür gefunden!
Kaum widersteht man heute der Versuchung, sich diesen Kopf und
diesen Schritt in dem internationalen Gemisch von Versailles bis Locarno
vorzustellen. An welche Vertretung hätte sich das Ausland gewöhnen sollen!
Denn wo immer er sich hinzuwenden pflegt, es ist der Sinn für ein
Ganzes, der ihn leitet; mit weniger hat sich Wilhelm von Bode noch nie
zufrieden gegeben. F.
LITERATUR
Neue spanische Kunstliteratur
Das Zentrum kunsthistorischer For-
schung in Madrid hat endlich den langge-
hegtenPlan, eine eigeneZei tschriftheraus-
zugeben, verwirklicht. Es ist das »Ar-
chiv o Espafiol de Arte y Arqueolo-
gia«, eine \ierteljahresschrift, herausge-
geben vomCentro de Estudios IJistoricos
unter der Leitung von M. Gomez Moreno
und E. Tormo (Madrid, Almagro 26).
Der Abonnementspreis für das Ausland
beträgt 35 Peseten. Es liegen bereits die
beiden ersten Hefte vor mit wichtigen
Nr. 36/37. 5./12. XII. 25
Untersuchungen von Gomez Moreno,
Sänchez Cantön und Angulo Iniguez. Die
Zeitschrift enthält nicht nur Untersu-
chungen über spanische Kunst sondern
auch wichtige Beiträge zur italienischen
und niederländischen; so veröffentlicht
Iniguez ein in s einer wirklichenB edeutung
bisher noch nicht erkanntesWerk des Mei-
stersderVirgo intervirgines aus demBesitz
des Herzogs von Alba. Die Abbildungs-
tafeln wünschte man sich etwas besser
gedruckt, etwa von der Klarheit, wie sie
die Reproduktionen in der neuen, seit
1924 erscheinenden katalanischen Zeit-
schrift »Gaseta de lesArts« auszeich-
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Bilder, Bronzen, Majoliken, Teppiche, zahlungsfähige Donatoren, einflußreiche
Gönner seiner Museen, Talente oder Sammler sammeln. Immer blieb es
sein Wille, der die Bälle kreisen ließ. Als etwas Elementares und darum
Unaufhaltsames empfindet man seine Art, Totes und Lebendiges in diese
Kreise zu bannen; durch die Wellen seiner Energie dies alles in flutendem
Gleicho-ewicht zu halten. Wer einmal in dieses Gravitationsfeld hinein-
O
gezogen wurde, dem wird zumute sein, wie Ranke, als er an Bismarck
schrieb: Der Historiker kann von Ihnen lernen, Durchlaucht.
Ein Rechner, weiß er alle Posten in seinen Kalkül einzustellen, sogar
Wissenschaft und Wissenschaftler. Auch die Klügsten und nichts als Klugen
sind diesem merkurischen Temperament für seine reineren, schöpferischen
Zwecke tributpflichtig geworden.
Mit bewunderndem Dank hat man eben erlebt, wie unser tiefgefährdetes
Florentiner Institut durch alle Klippen und Strudel hindurchgeleitet worden
ist, wie es uns — internationalisiert — erhalten blieb. Es will etwas bedeuten,
mit solchem Kontrahenten in seiner eigensten Spezialität zu konkurrieren,
den Frieden zu gewinnen. Fast möchte man nachträglich bedauern, daß
die Behörde dem jungen braunschweigischen Juristen den Urlaub für Kunst-
studien erteilt und ihn nicht wieder angefordert hat. Was hätte aus dieser
Laufbahn im Alter der Reife und Ernte, noch zur Zeit des Abbaus, werden
können? Und welche Betätigung hätte sich in der Politik dafür gefunden!
Kaum widersteht man heute der Versuchung, sich diesen Kopf und
diesen Schritt in dem internationalen Gemisch von Versailles bis Locarno
vorzustellen. An welche Vertretung hätte sich das Ausland gewöhnen sollen!
Denn wo immer er sich hinzuwenden pflegt, es ist der Sinn für ein
Ganzes, der ihn leitet; mit weniger hat sich Wilhelm von Bode noch nie
zufrieden gegeben. F.
LITERATUR
Neue spanische Kunstliteratur
Das Zentrum kunsthistorischer For-
schung in Madrid hat endlich den langge-
hegtenPlan, eine eigeneZei tschriftheraus-
zugeben, verwirklicht. Es ist das »Ar-
chiv o Espafiol de Arte y Arqueolo-
gia«, eine \ierteljahresschrift, herausge-
geben vomCentro de Estudios IJistoricos
unter der Leitung von M. Gomez Moreno
und E. Tormo (Madrid, Almagro 26).
Der Abonnementspreis für das Ausland
beträgt 35 Peseten. Es liegen bereits die
beiden ersten Hefte vor mit wichtigen
Nr. 36/37. 5./12. XII. 25
Untersuchungen von Gomez Moreno,
Sänchez Cantön und Angulo Iniguez. Die
Zeitschrift enthält nicht nur Untersu-
chungen über spanische Kunst sondern
auch wichtige Beiträge zur italienischen
und niederländischen; so veröffentlicht
Iniguez ein in s einer wirklichenB edeutung
bisher noch nicht erkanntesWerk des Mei-
stersderVirgo intervirgines aus demBesitz
des Herzogs von Alba. Die Abbildungs-
tafeln wünschte man sich etwas besser
gedruckt, etwa von der Klarheit, wie sie
die Reproduktionen in der neuen, seit
1924 erscheinenden katalanischen Zeit-
schrift »Gaseta de lesArts« auszeich-