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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925/​1926 (Oktober-März)

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Nr. 38-39
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Bode, Wilhelm von: Aus den Anfängen und dem Ende der ersten großen Sammlung alter Kunst in Berlin, der Sammlung Oskar Hainauer
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https://doi.org/10.11588/diglit.41232#0171

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER ALFRED KUHN
NR. 38/39 19./26. DEZEMBER 1925

AUS DEN ANFÄNGEN UND DEM ENDE DER
ERSTEN GROSSEN SAMMLUNG ALTER KUNST IN BERLIN,
DER SAMMLUNG OSKAR IIAINAUER
VON WILHELM VON BODE
Schon im Jahr nach Abschluß des Krieges gegen Frankreich hatte Berlin
seine erste größere Ausstellung alter Kunst. Sie fand im Herbst 1872
im Kgl. Zeughaus statt. Die Anregung hatte namentlich der Prinz Karl ge-
geben, der seine wertvolle, später dem Kaiser vermachte und von diesem
dem Zeughaus überwiesene Waffensammlung öffentlich zeigen wollte. Die
Schätze der alten Kunstkammer, die nach Ledebuhrs Tode keinen Direktor
hatte, waren zur Ausstellung mit herangezogen, weil die »Gesellschaft zur
Förderung des Kunstgewerbes« unter dem Protektorat des Kronprinzenpaares
darauf hinarbeitete, die größten Teile der Kunstkammer mit der kleinen
Sammlung der Gesellschaft zu vereinigen und zu einem Kgl. Kunstgewerbe-
museum, nach Muster des South Kensington Museums, auszubauen. Dagegen
war in der Ausstellung die hohe Kunst bis auf eine Anzahl trefflicher Re-
naissancebronzen aus dem Besitz des Grafen William Pourtales nicht ver-
treten. Berlin hatte damals in der Tat nur ein paar Galerien vornehmer
alter Familien, in denen aber hervorragende Gemälde nur vereinzelt, mittel-
alterliche oder spätere Plastik überhaupt nicht vertreten war.
Unter den Ausstellern im Zeughaus befand sich auch ein junger Berliner
Bankier Oskar IJainauer. Das etwa 2 m große Buchsrelief nach Raffaels
Konstantinsschlacht, das er zur Ausstellung geliehen hatte, bewies nicht
gerade besonderen Geschmack, da es das Kunststück eines mäßigen Barock-
künstlers war, der eine Miniaturkunst ins Kolossale zu übersetzen gesucht
hatte, zudem nach einem fremden Gemälde. Auch was IJainauer damals an
Porzellanfiguren und ähnlicher Kleinkunst in Berlin sammelte, war keines-
wegs von besonderer Qualität. Erst der Bau eines eigenen Plauses, das er
1874 bezog und mit Werken alter Kunst zu dekorieren wünschte, führte
ihn dazu, sich nach klassischen Vorbildern umzusehen. Er fand sie in den
Häusern der Pariser Rothschilds, zu deren Vertretern in Berlin er damals
gehörte, und in den Sammlungen ihres großen Lieferanten Friedrich Spitzer.
Diese Vorbilder und Spitzers Hilfe bestimmten ihn zunächst, fast nur Werke
der Kleinkunst zu sammeln, und wie jene bestrebt zu sein, von jeder Gattung
eine Anzahl Stücke zusammenzubringen.
 
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