Ausstellungen
Toulouse-Lautrec, Messalina in der Oper zu Bordeaux.
Impressionisten-Ausstellung bei Paul Cassirer, Berlin
er sich einrede, daß Malen ein
Vergnügen sei. Baschwitz ist Ma-
len ein Vergnügen. —
2. Weil das Niveau der Basch-
witzschen Bilder durchaus nicht
schlechter ist als das Niveau vie-
ler Berufsmaler.
3. Weil wir unendlich viele
Berufsmalerhaben, die von mor-
gens früh bis abends spät vor
ihren Leinwänden sitzen und
malen, während der General-
konsul Baschwitz von morgens
bis abends in seiner Fabrik ar-
beitet und von 6—8 Uhr in sei-
nem Atelier malt, und endlich,
weil davon das große Elend un-
ter den Künstlern kommt, deren
Niveau das Mittelmaß oft nicht
überschreitet, daß sie in ihrem
Künstlerwahn meinen, daß die
Kunsthändler, Sammler,Museen
verpflichtet seien, ihnen die
Sorge für das tägliche Brot abzu-
nehmen, anstatt einer lukrativen
Beschäftigung nachzugehen und
in den Mußestunden ihrer Lei-
denschaft zu fröhnen. Wenn dies
die allzuvielen Mal weih er und
Malmänner einsähen, und tags-
über sich einer produktiven Be-
schäftigunghingäben, dannwäre
ihnen viel wohler.
Die jüdischen Philosophen des Mittel-
alters waren im Zivilberuf Handwerker.
Paul Morand, einer der besten franzö-
sischen Dichter von heute, ist Beamter
im Auswärtigen Amt. Robert Delauney,
ein bekannter französischer Maler, ist
Buchhalter bei seiner Frau, der Modistin
Sonja Delaunay-Terk. Und Rubens war
Diplomat. Viele solcher Beispiele wären
zu nennen, und deshalb könnte die Basch-
witz-Ausstellung für Berufsmaler, die
nun gerade kein besonderes Talent haben,
ein lehrreiches Beispiel sein.
★
Ausstellung »Neue Sachlichkeit«
(Deutsche Malerei
seit dem Expressionismus)
in Mannhe im, Städt. Kunsthalle
Das Verdienst dieser anregenden Aus-
stellung ist dies, daß die verschiedensten
Künstler in dieser neuen Diskussion zu
Wort kommen, wobei sich herausstellt,
daß man auf die verschiedenste Weise
»Natur« malen könne, daß Gegenständ-
lichkeit noch keine Sachlichkeit, Sach-
lichkeit noch keine Kunst zu sein braucht,
und daß man ein guter Maler sein kann,
ohne ein guter Künstler zu sein. Das
Gemeinsame aller ist lediglich die Gegen-
ständlichkeit der Stoffe, denn die Inten-
sität der Anschauung und Darstellung
ist ebensowenig die gleiche wie die Tech-
nik. Impressionistische und expressio-
nistische, dekorative und infantile Na tur-
anschauung ist noch keine intensive Sach-
lichkeit, wie wir sie eigentlich nur bei
Scholz und Kanoldt finden, die mit
treuem Naturstudium auch gepflegte
logische Maltechnik verbinden. Kolo-
rieren, anstreichen, lackieren ist noch
Toulouse-Lautrec, Messalina in der Oper zu Bordeaux.
Impressionisten-Ausstellung bei Paul Cassirer, Berlin
er sich einrede, daß Malen ein
Vergnügen sei. Baschwitz ist Ma-
len ein Vergnügen. —
2. Weil das Niveau der Basch-
witzschen Bilder durchaus nicht
schlechter ist als das Niveau vie-
ler Berufsmaler.
3. Weil wir unendlich viele
Berufsmalerhaben, die von mor-
gens früh bis abends spät vor
ihren Leinwänden sitzen und
malen, während der General-
konsul Baschwitz von morgens
bis abends in seiner Fabrik ar-
beitet und von 6—8 Uhr in sei-
nem Atelier malt, und endlich,
weil davon das große Elend un-
ter den Künstlern kommt, deren
Niveau das Mittelmaß oft nicht
überschreitet, daß sie in ihrem
Künstlerwahn meinen, daß die
Kunsthändler, Sammler,Museen
verpflichtet seien, ihnen die
Sorge für das tägliche Brot abzu-
nehmen, anstatt einer lukrativen
Beschäftigung nachzugehen und
in den Mußestunden ihrer Lei-
denschaft zu fröhnen. Wenn dies
die allzuvielen Mal weih er und
Malmänner einsähen, und tags-
über sich einer produktiven Be-
schäftigunghingäben, dannwäre
ihnen viel wohler.
Die jüdischen Philosophen des Mittel-
alters waren im Zivilberuf Handwerker.
Paul Morand, einer der besten franzö-
sischen Dichter von heute, ist Beamter
im Auswärtigen Amt. Robert Delauney,
ein bekannter französischer Maler, ist
Buchhalter bei seiner Frau, der Modistin
Sonja Delaunay-Terk. Und Rubens war
Diplomat. Viele solcher Beispiele wären
zu nennen, und deshalb könnte die Basch-
witz-Ausstellung für Berufsmaler, die
nun gerade kein besonderes Talent haben,
ein lehrreiches Beispiel sein.
★
Ausstellung »Neue Sachlichkeit«
(Deutsche Malerei
seit dem Expressionismus)
in Mannhe im, Städt. Kunsthalle
Das Verdienst dieser anregenden Aus-
stellung ist dies, daß die verschiedensten
Künstler in dieser neuen Diskussion zu
Wort kommen, wobei sich herausstellt,
daß man auf die verschiedenste Weise
»Natur« malen könne, daß Gegenständ-
lichkeit noch keine Sachlichkeit, Sach-
lichkeit noch keine Kunst zu sein braucht,
und daß man ein guter Maler sein kann,
ohne ein guter Künstler zu sein. Das
Gemeinsame aller ist lediglich die Gegen-
ständlichkeit der Stoffe, denn die Inten-
sität der Anschauung und Darstellung
ist ebensowenig die gleiche wie die Tech-
nik. Impressionistische und expressio-
nistische, dekorative und infantile Na tur-
anschauung ist noch keine intensive Sach-
lichkeit, wie wir sie eigentlich nur bei
Scholz und Kanoldt finden, die mit
treuem Naturstudium auch gepflegte
logische Maltechnik verbinden. Kolo-
rieren, anstreichen, lackieren ist noch