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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925/​1926 (Oktober-März)

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Nr. 27
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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Ausstellungen


Georg Scholz, Deutsche Landschaft. Ausstellung »Neue Sachlichkeit«, Mannheim

keine Malerei, auch wenn Sandbewurf
und Silberpapier benutzt sind, und vor
allem ist schlechte Zeichnung-kein Zeichen
von Sachlichkeit. Alle Arten des kubisti-
schen, geometrischen, veristischen Neo-
Naturalismus — der eigentlich ein rea-
listischer Klassizismus ist —• zeigen eine
seltsame Unsicherheit in dem Verhältnis
von Stoff, Format und Technik. Stoff
und Technik bedingen sich wechselseitig.
Vision, Ironie und Pamphlet sind Feinde
sachlicher Oeltechnik und großen For-
mates. Früher kannte man die Psycho-
Logik der Kunstmittel etwas besser. Der
geistreiche Schwind verglich einmal die
Ölmalerei mit dem Klavier, das die Musik
ruiniert habe, und scheint wirklich recht
zu behalten. Man erkennt gegenüber
dieser fleißigen, aber meist hilf-und geist-
losen Technik, daß man tatsächlich mit
dem ABC Schwierigkeiten hat und des-
halb den einfachsten Satz kaum schreiben
kann. Die neue Rückkehr zur Lasur-
malerei und zur Naturnähe, die gleich-
zeitig in Deutschland, Rußland, Frank-
reich und Italien zu verfolgen ist, hat
tiefere Gründe als sich alle Kunstschul-

weisheit träumen läßt und könnte eine
kunstfeindlicheMode werden, wenn nicht
immer der Künstler ein Künstler, der
Dilettant ein Dilettant wäre. Die Phan-
tasielosigkeit, die sich mit der Spezial-
aufnahme begnügt und in der Technik
ebenso langweilig ist wie in der Darstel-
lung, macht aus der Not eine Tugend
und beruft sich auf die entlastende Natur.
In der Kunst ist die Natur zwar oft ein
Vorwand, nie aber eine Entschuldigung.
Kunstnatur und Naturkunst sind zweier-
lei. Das Handwerk ist eine selbstver-
ständliche Vorbedingung, niemals der
Selbstzweck der Kunst. Doch wäre der
Sieg der Technik gern zu ertragen, wenn
die Technik wirklich musterhaft wäre,
wras sie mit wenigen Ausnahmen nicht
ist. Die kleinsten Maler des 19. Jahr-
hunderts sind im Vergleich zu den meisten
der Ausgestellten Meister der Technik.
Die alte wie die neue Sachlichkeit wird
immer nur Kunst sein, wenn sie von
Künstlern geschaffen ist. Sie ist auch
eine Art der Weltanschauung unter
vielen. Heute entdecken die von den
Negern und Exoten heimkehrenden
 
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