Moderne Kunst in Rußland
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W. W. Meschkoff, Eisenwalzwerk
sehen Realismus und am wenigsten in den Formen des Genre-Naturalismus, wo jedes
Ereignis vor allem als Genre aufgefaßt wird, die entsprechende Gestaltung erhalten
können. Und doch sind alle Werke dieser Maler, die das Monumentale in der Kunst
anstreben, außer der Unbeholfenheit des Könnens, durch eine Genre-Auffassung der
Wirklichkeit gebunden. Selbst eine der talentvollsten Arbeiten der letzten Aus-
stellung »Partisanen« von S. Karpow zeichnet sich trotz ihres dynamischen Inhalts
•durch Zerspaltenheit der Komposition, Mangel an nötigem Pathos und daraus her-
vorgehendes Übergewicht der Einzelheiten über dem Ganzen aus. Was die anderen
Werke der »ACHRR« - Künstler anbetrifft, so sind sie noch unvollkommener und
zuweilen einfach unbeholfen.
Im ganzen muß gesagt werden, daß sich die Tätigkeit des »ACPIITR« im vierten
Existenz]ahre als bunt in Hinsicht auf Inhalt, und ungewiß in ihren Grenzen er-
wiesen hat. Denn, wenn Anfang 1922 das Losungswort »zeitgemäßes Thema»
noch einen revolutionären Klang hatte, so war es im Jahre 1925 schon eine all-
gemein anerkannte und verbreitete Auffassung: wenn das Losungswort »Realismus«,
das den Futuristen hingeworfen wurde, vor drei Jahren verwegen und fast heroisch
klang, so hat es jetzt seine Schärfe verloren. »ACHRR« hatte nur deshalb gesiegt,
weil seine Losungsworte den wirklichen Zeitbedürfnissen entsprachen. Aber als
diese Losungsworte verwirklicht werden sollten, da erwies es sich, daß die anderen
Maler, welche die ganze Zeit in einem feindlichen Lager waren, besser als »ACHITR«
selbst seine Losungsworte in die Tat umsetzen konnten. Einen glänzenden Beweis für
eine solche Sachlage lieferte eine Ausstellung des letzten Jahres, die von einer Gruppe
junger Künstler »Ost« (»Gesellschaft der Gemäldemaler«) veranstaltet wurde.
W enn man bedenkt, daß an den obengenannten Gruppen (»ACHRR« teilweise
nicht ausgeschlossen) hauptsächlich Vorkriegskünstler teilnahmen, so muß »Ost«
als einzige moderne Gruppierung in buchstäblichem Sinne des Wortes betrachtet
werden. Die Gruppe »Ost« besteht aus einer kleinen Anzahl sehr junger Maler, die
unlängst erst »Wchutemas« (»Höhere künstlerische Werkstätten in Moskau«) be-
endigt haben und die erst zum zweiten Male mit ihrer Ausstellung auftreten. In
den Jahren der Revolution auf gewachsen, haben sie eben erst auf der Schulbank
alle schweren Etappen des Futurismus, Kubismus und Suprematismus durch-
gemacht ; zum Schluß ihres schweren formalen Suchens gelangt (zugleich mit ihren
Lehrern P. Kontschalowski, J. Maschkow, Malewitsch u. a.), sind sie jetzt von den
vorübergehenden »Ismen« zu einem Realismus, der von reichen Erfahrungen der
künstlerischen Kultur befruchtet ist, von Gegenstandslosigkeit zur Widerspiegelung
der zeitgemäßen Wirklichkeit gekommen.
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W. W. Meschkoff, Eisenwalzwerk
sehen Realismus und am wenigsten in den Formen des Genre-Naturalismus, wo jedes
Ereignis vor allem als Genre aufgefaßt wird, die entsprechende Gestaltung erhalten
können. Und doch sind alle Werke dieser Maler, die das Monumentale in der Kunst
anstreben, außer der Unbeholfenheit des Könnens, durch eine Genre-Auffassung der
Wirklichkeit gebunden. Selbst eine der talentvollsten Arbeiten der letzten Aus-
stellung »Partisanen« von S. Karpow zeichnet sich trotz ihres dynamischen Inhalts
•durch Zerspaltenheit der Komposition, Mangel an nötigem Pathos und daraus her-
vorgehendes Übergewicht der Einzelheiten über dem Ganzen aus. Was die anderen
Werke der »ACHRR« - Künstler anbetrifft, so sind sie noch unvollkommener und
zuweilen einfach unbeholfen.
Im ganzen muß gesagt werden, daß sich die Tätigkeit des »ACPIITR« im vierten
Existenz]ahre als bunt in Hinsicht auf Inhalt, und ungewiß in ihren Grenzen er-
wiesen hat. Denn, wenn Anfang 1922 das Losungswort »zeitgemäßes Thema»
noch einen revolutionären Klang hatte, so war es im Jahre 1925 schon eine all-
gemein anerkannte und verbreitete Auffassung: wenn das Losungswort »Realismus«,
das den Futuristen hingeworfen wurde, vor drei Jahren verwegen und fast heroisch
klang, so hat es jetzt seine Schärfe verloren. »ACHRR« hatte nur deshalb gesiegt,
weil seine Losungsworte den wirklichen Zeitbedürfnissen entsprachen. Aber als
diese Losungsworte verwirklicht werden sollten, da erwies es sich, daß die anderen
Maler, welche die ganze Zeit in einem feindlichen Lager waren, besser als »ACHITR«
selbst seine Losungsworte in die Tat umsetzen konnten. Einen glänzenden Beweis für
eine solche Sachlage lieferte eine Ausstellung des letzten Jahres, die von einer Gruppe
junger Künstler »Ost« (»Gesellschaft der Gemäldemaler«) veranstaltet wurde.
W enn man bedenkt, daß an den obengenannten Gruppen (»ACHRR« teilweise
nicht ausgeschlossen) hauptsächlich Vorkriegskünstler teilnahmen, so muß »Ost«
als einzige moderne Gruppierung in buchstäblichem Sinne des Wortes betrachtet
werden. Die Gruppe »Ost« besteht aus einer kleinen Anzahl sehr junger Maler, die
unlängst erst »Wchutemas« (»Höhere künstlerische Werkstätten in Moskau«) be-
endigt haben und die erst zum zweiten Male mit ihrer Ausstellung auftreten. In
den Jahren der Revolution auf gewachsen, haben sie eben erst auf der Schulbank
alle schweren Etappen des Futurismus, Kubismus und Suprematismus durch-
gemacht ; zum Schluß ihres schweren formalen Suchens gelangt (zugleich mit ihren
Lehrern P. Kontschalowski, J. Maschkow, Malewitsch u. a.), sind sie jetzt von den
vorübergehenden »Ismen« zu einem Realismus, der von reichen Erfahrungen der
künstlerischen Kultur befruchtet ist, von Gegenstandslosigkeit zur Widerspiegelung
der zeitgemäßen Wirklichkeit gekommen.