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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925/​1926 (Oktober-März)

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Nr. 32
DOI article:
Kuhn, Alfred: Zur Kunstpolitik der Stadt Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.41232#0094

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524

Zur Kunstpolitik der Stadt Berlin

Lage sich erhalten und es wird gut sein, diese weiter zu pflegen. Wenn die
Galerie der Reichshauptstadt es unternommen hat, einen zusammenfassenden
Überblick über die großen deutschen Kunstrichtungen zu geben, wiewohl
sie gar kein Reichsinstitut ist, sondern ein preußisches, so ist dies berech-
tigt und zu begrüßen. Die neue Berliner Galerie jedoch muß einen rein
Berliner Charakter tragen. Es wird die Aufgabe ihres Direktors sein,
in Vergangenheit und Gegenwart die großen künstlerischen Potenzen, sei
es, die von Geburt Berliner, sei es, die ihr Leben in Berlin verbracht und
in Berlin ihre Persönlichkeit geformt und hinwiederum dadurch der Berliner
Kunst ihre Wesensart aufgeprägt haben, zu sammeln. Man wäre an Namen
nicht verlegen, es brauchen aus der Vergangenheit nur Männer wie Rauch,
Bläser, Schadow, Drake, aus der neueren Zeit Gaul, Kolbe, was die Plastiker
betrifft, genannt zu werden, was die Malerei angeht, Persönlichkeiten wie
Gärtner, Blechen, Krüger, Menzel, Liebermann, Leistikow, Zille, um nur
diese hervorzuheben. Durch ein solches Institut würde die Nationalgalerie
in ihren universellen Bestrebungen außerordentlich entlastet werden, ebenso
wie das Kupferstichkabinett, das die besondere Pflege der Berliner Graphik
ebenfalls an das neue Berliner Institut abgeben könnte. Will man sich un-
gefähr eine Vorstellung von diesen vereinigten städtischen Galerien machen,
so wird man sich ein Institut zu denken liaben, das, aufbauend auf der
kulturgeschichtlichen Grundlage des Märkischen Museums, dieses durch Er-
Werbungen aus Berliner Privatbesitz — gerade die heutige Zeit, in der so
viele alte Familien ihren Besitz verkaufen müssen, ist für ein solches Museum
so günstig, wie nie — künstlerisch ergänzt und ausbaut, das systematisch
die Berliner Graphik der Vergangenheit und Gegenwart pflegt und weiter
sich intensiv mit Berliner Plastik und Malerei der Vergangenheit und Gegen-
wart beschäftigt. Ein solcher Direktor, dem natürlich ein nicht zu eng be-
messener Stab von sachkundigen Assistenten zur Verfügung stehen muß, hat
mit dieser Aufgabe reichlich zu tun, so daß er in keiner Weise das Amt eines
Stadtkunstwarts übernehmen könnte. Die Erwerbungen für öffentliche Plätze,
für öffentliche Gebäude, die Ausschmückung von städtischen Anstalten sind nicht
seine Angelegenheit und sollen auch an dieser Stelle vollständig außerhalb der
Diskussion bleiben. Man hört so oft von Städten, daß sie das Gehalt eines
Direktors sparen wollen, um dafür lieber die Summe für Kunstzwecke zu
verwenden. Es ist immer wieder darauf hingewiesen worden, daß ein solcher
Standpunkt von beispielloser Kurzsichtigkeit ist, da nur wirklich sachver-
ständige Männer gute Ankäufe machen können und ein einziger Fund eines
Museumsdirektors sein Gehalt für mehrere Jahre wieder einbringt. Kulm
 
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