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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925/​1926 (Oktober-März)

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Nr. 35
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Literatur / [Notizen] / Antiquariat / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41232#0139

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Sammlungen — Ausstellungen

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monumentalen und dekorativen Form
der Jugend den Weg gewiesen hat. r.
*
Danzig. Die Kunstforschende Gesell-
schaft zeigt z. Z. in den Ausstellungsräu-
men des Stadtmuseums eine Ausstellung
»Das schöne Schiff im Wandel der
Zeit«. Im graphischen Ausstellungsraum
des Stadtmuseums sind die Neuerwer-
bungen des Kupferstichkabinetts
aus letzter Zeit ausgestellt : Blätter von
Barlach, Corinth, Erhard, Heckei, Hofer,
Kollwitz,Liebermann, Marc, Meid, Nolde,
Picasso, Slevogt, sowie Aquarelle und
Zeichnungen des Danzigers Johann Carl
Schultz (1801—1873). A.
AUSSTELLUNGEN
Stuttgarter Kunstbericht
Der Herbst schenkte noch manch be-
achtenswerte Dreingabe zum »Stutt-
garter Kunstsommer«. Im Kunstsalon
Schaller zunächst eine Ausstellung des
Bildhauers Schießler, den seine B egabung
vor allem an das Porträt verweist, und
der in seinen zahlreichen Zeichnungen
mit bedenklichem Geschick alte Meister
heraufbeschwört, sowie des Gmünder
Malers Sohn, der, mit einer Flächen-
rhythmik eigener Prägung ein feines,
persönliches Farbempfinden verbindend,
die jüngsten Eindrücke eines Berliner
Studienaufenthalts erst in sich selbst
verarbeiten muß, aber nach wie vor
zu den berechtigtsten Hoffnungen des
Stuttgarter Sezessions - Nachwuchses
zählt. Sodann einen Überblick über die
»Neue Sachlichkeit«, der erfreulich viel
sorgfältig ausgesuchte Werke aufweist,
die nicht auf der umfassenden Mann-
heimer Ausstellung zu sehen waren.
Selbstverständlich mußte sich der Kunst-
salon Schaller auf wenige Künstler be-
schränken: Er wählte Mense, Godron,
Schrimpf, Scholz, Hubbuch und Schnar-
renberger. Manchen von ihnen lernt
man erst auf dieser intimen, im Gesamt-
eindruck guten Veranstaltung richtig
kennen, so Godron durch seine an Beiz
die (Ölgemälde noch übertreffenden Aqua-
relle, Hubbuch durch die freche Satire
seiner raffinierten Graphik, Schnarren-
berger durch Ölbilder großen Formats,

deren harmonischstes die »Frau am
Meere« ist. — Das Kunstkabinett am
Friedrichsplatz ließ auf eine anspre-
chende Ausstellung des Dresdners Cassel,
der aus der Farbe heraus arbeitet, die
bisher vollständigste Übersicht über Öl-
und Aquarellmalereien des Dichters
Ringelnatz folgen, der sich auch über
den Erfolg seines Stuttgarter Vortrags-
debuts nicht zu beklagen braucht. Daß
man diesen Arbeiten das Autodidakten-
tum anmerkt, und daß sie sehr viel mehr
Künstlertum als Können verraten, ist
nur ein Reiz mehr. Erzeugnisse ange-
borenen Instinkts für malerische Werte,
nicht der bewußten Überlegung, explo-
siv entstanden und so je nach Glück der
Stunde ungleichmäßig, stellen sie durch-
weg innere Erlebnisse dar, die höchst
persönlich, phantasievoll sind und oft
bezeugen, daß Ringelnatz mehr als geist-
reichen Witz, daß er Humor besitzt. —
DurchumfassencleUmbauten ist nun auch
der Kunstsalon Hirrlinger in die
Reihe der Stuttgarter Unternehmungen
eingetreten, die sich mit Ernst der mo-
dernen Kunst annehmen. Ein Haupt-
raum bleibt ständig schwäbischen Künst-
lern der Gegenwart und des 19. Jahr-
hunderts gewidmet: Er beherbergt z. Z.
vornehmlich unbekannte und vielfach
vortrefflicheArbeitenFr.Kellers,Pleuers,
Landenbergers usw. Der zweite gehört
wechselnden Ausstellungen auch auswär-
tiger Künstler. Auf die sehr geschlossene,
doch stark von Kanoldt beeinflußte
Gruppe der jungen Darmstädter folgte
eine durch manche Einzelleistung inter-
essierende Schau über die heutige kirch-
liche Kunst in Württemberg und endlich
eine Doppelausstellung Erich Erlers und
Julius Seylers. Neben dem dekorativen
Naturalismus Erlers wirkt Seylers ro-
buste, von sehr viel Können erzählende
und bewußt die Überlieferung des
19. Jahrhunderts weiterführende Frei-
lichtmalerei wesentlich echter und er-
frischend. — Der Kunstverein zeigt drei
Gedächtnisausstellungen: Für Georgi,
für Robert Weise, dessen menschlich
liebenswürdige Persönlichkeit hier in
freundlicher Erinnerung geblieben ist,
und, als ungleich stärkste, für den Bas-
 
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