572
Öffentliche Kunstpflege — Bauwesen
und gute Lage bietet, oder aber die Über-
führung des Museums in das »Kastell«,
die alte Zitadelle Frederikshavn, die
noch in militärischer Benutzung steht
und für den neuen Zweck gründlich um-
gebaut werden müßte. Zwischen Wall-
anlagen und Hafen eingebettet würde
diese schöne, in der zweiten Idälfte des
17. Jahrhunderts von dem Holländer
Henrik Rüse (Rysensteen) geschaffene
Anlage ein landschaftlich, architekto-
nisch und geschichtlich besonders stim-
mungsvolles Heim für das Nationalmu-
seum abgeben. Aber beide Möglichkeiten
fordern beträchtlichen Aufwand. Der
Carlsberg-Fond hat 200000 Kronen be-
reitgestellt unter der Voraussetzung, daß
der Rest der Bausumme durch die Opfer-
willigkeit der Nation beschafft wird. Seit
geraumer Zeit wird nun mit allen Kräf-
ten und unter Anwendung der verschie-
densten Werbemittel gesammelt, Anfang
Oktober wurde in Kopenhagen ein eigener
»Museumstag« veranstaltet, der etwa
90000 Kronen erbrachte, und im ganzen
sind auf diesem Wege bisher gegen
900000 Kronen zusammengebracht wor-
den, allein noch immer bleiben einige
Hunderttausend zu beschaffen.
Das dritte Museum, das dringend der
Fürsorge bedarf, ist bei uns nicht so be-
kannt, wie es verdiente. Es ist das durch
die Tatkraft von Dr. Bernhard Olsen ge-
schaffene »Baumuseum«. Dies Museum
hat eine »Freilandabteilung«, die zu
Lyngby bei Kopenhagen trefflich unter-
gebracht ist. Sie bildet ein Volksmuseum
nach dem Muster von Skansen in Stock-
holm ; eine stetig sich mehrende Zahl von
Baulichkeiten vermittelt dort ein ganz
ausgezeichnetes Bild der Siedlungs-, Bau-
und Wohnungsformen des dänischen
Bauerntums. Dr. Olsen hat aber auch
eine reiche Sammlung zur Kultur und
Kunst des dänischen Bürgertums ge-
schaffen, und diese Schätze sind in Kopen-
hagen zur Zeit mehr aufgestapelt als auf-
gestellt. Auch hier gilt es also würdige
Unterkunft zu schaffen, aber diese Frage
wird wohl erst nach der Entscheidung
über die Zukunft des Nationalmuseums
ihre Lösung finden können. r.
*
Rom. Am Sonnabend den 31. Okto-
ber, dem Tag des festlich begangenen
»Marcia su Roma« wurden die Um- und
Anbauten des Konservatorenpalastes
und die im ehemaligen Sitz der deutschen
Botschaft, dem Palazzo Caffarelli — jetzt
Benito Mussolini — eingerichtete Gal-
leria d’Arte Moderna in Anwesenheit
Mussolinis feierlich eingeweiht. Die
Antiken des an der Passeggiata archeo-
logica gelegenen Antiquarium sind in die
erweiterten Räume des Konservatoren-
palastes überführt worden, während der
ehemalige Pal. Caffarelli in ersterLinie die
auf den römischen Biennalen gemachten
Ankäufe der Stadt aufnimmt. Die Samm-
lungen, über die später ausführlicher zu
berichten sein wird, sind heute dem Pu-
blikum noch nicht freigegeben. R. ]V.
BAUWESEN
Der Lindenwettbewerb
Berlin. Ein Unternehmen des Archi-
tekturverlags Wa smuth, mit 5000 M.
gut dotiert, doch nicht gut genug, um die
immer mehr wachsende Abneigung gegen
das Idazardspiel des Wettbewerbs zu
überwinden. So sind für diese schöne Auf-
gabe nur 33 Lösungen eingegangen, und
der begabte junge Holländer van Eesteren
hatte keine sehr bedeutende Konkurrenz
zu schlagen. Wenn übrigens hinterher
die an die Presse ergangene Notiz die auf-
reizende Überschrift erhielt: »Ausländer
siegen im Lindenwettbewerb«, so ist das
wenig freundlich genug. Man hat schließ-
lich allen Anlaß, den ausländischen Kol-
legen (der Prager Wondracek bringt
nichts Besonderes, der russische Emi-
grant Klein ist indiskutabel, beide er-
hielten dritte Preise) für ihr Interesse
und ein — bei uns im eigenen Lande
nicht so großes — Vertrauen zu danken.
Die Linden sind nicht mehr die Reprä-
sentationsstraße der regierenden Macht.
Das Schloß, auf das sie zuführen, ist
heute Museum. Dennoch haben sie eine
einzigartige Bedeutung durch die Schön-
heit ihrer räumlichen Abmessungen und
als die Promenade der eleganten Welt.
Dieser Charakter der »guten Stube« Ber-
lins darf nicht im Chaos des sich über-
steigernden Verkehrs untergehen. Die
Öffentliche Kunstpflege — Bauwesen
und gute Lage bietet, oder aber die Über-
führung des Museums in das »Kastell«,
die alte Zitadelle Frederikshavn, die
noch in militärischer Benutzung steht
und für den neuen Zweck gründlich um-
gebaut werden müßte. Zwischen Wall-
anlagen und Hafen eingebettet würde
diese schöne, in der zweiten Idälfte des
17. Jahrhunderts von dem Holländer
Henrik Rüse (Rysensteen) geschaffene
Anlage ein landschaftlich, architekto-
nisch und geschichtlich besonders stim-
mungsvolles Heim für das Nationalmu-
seum abgeben. Aber beide Möglichkeiten
fordern beträchtlichen Aufwand. Der
Carlsberg-Fond hat 200000 Kronen be-
reitgestellt unter der Voraussetzung, daß
der Rest der Bausumme durch die Opfer-
willigkeit der Nation beschafft wird. Seit
geraumer Zeit wird nun mit allen Kräf-
ten und unter Anwendung der verschie-
densten Werbemittel gesammelt, Anfang
Oktober wurde in Kopenhagen ein eigener
»Museumstag« veranstaltet, der etwa
90000 Kronen erbrachte, und im ganzen
sind auf diesem Wege bisher gegen
900000 Kronen zusammengebracht wor-
den, allein noch immer bleiben einige
Hunderttausend zu beschaffen.
Das dritte Museum, das dringend der
Fürsorge bedarf, ist bei uns nicht so be-
kannt, wie es verdiente. Es ist das durch
die Tatkraft von Dr. Bernhard Olsen ge-
schaffene »Baumuseum«. Dies Museum
hat eine »Freilandabteilung«, die zu
Lyngby bei Kopenhagen trefflich unter-
gebracht ist. Sie bildet ein Volksmuseum
nach dem Muster von Skansen in Stock-
holm ; eine stetig sich mehrende Zahl von
Baulichkeiten vermittelt dort ein ganz
ausgezeichnetes Bild der Siedlungs-, Bau-
und Wohnungsformen des dänischen
Bauerntums. Dr. Olsen hat aber auch
eine reiche Sammlung zur Kultur und
Kunst des dänischen Bürgertums ge-
schaffen, und diese Schätze sind in Kopen-
hagen zur Zeit mehr aufgestapelt als auf-
gestellt. Auch hier gilt es also würdige
Unterkunft zu schaffen, aber diese Frage
wird wohl erst nach der Entscheidung
über die Zukunft des Nationalmuseums
ihre Lösung finden können. r.
*
Rom. Am Sonnabend den 31. Okto-
ber, dem Tag des festlich begangenen
»Marcia su Roma« wurden die Um- und
Anbauten des Konservatorenpalastes
und die im ehemaligen Sitz der deutschen
Botschaft, dem Palazzo Caffarelli — jetzt
Benito Mussolini — eingerichtete Gal-
leria d’Arte Moderna in Anwesenheit
Mussolinis feierlich eingeweiht. Die
Antiken des an der Passeggiata archeo-
logica gelegenen Antiquarium sind in die
erweiterten Räume des Konservatoren-
palastes überführt worden, während der
ehemalige Pal. Caffarelli in ersterLinie die
auf den römischen Biennalen gemachten
Ankäufe der Stadt aufnimmt. Die Samm-
lungen, über die später ausführlicher zu
berichten sein wird, sind heute dem Pu-
blikum noch nicht freigegeben. R. ]V.
BAUWESEN
Der Lindenwettbewerb
Berlin. Ein Unternehmen des Archi-
tekturverlags Wa smuth, mit 5000 M.
gut dotiert, doch nicht gut genug, um die
immer mehr wachsende Abneigung gegen
das Idazardspiel des Wettbewerbs zu
überwinden. So sind für diese schöne Auf-
gabe nur 33 Lösungen eingegangen, und
der begabte junge Holländer van Eesteren
hatte keine sehr bedeutende Konkurrenz
zu schlagen. Wenn übrigens hinterher
die an die Presse ergangene Notiz die auf-
reizende Überschrift erhielt: »Ausländer
siegen im Lindenwettbewerb«, so ist das
wenig freundlich genug. Man hat schließ-
lich allen Anlaß, den ausländischen Kol-
legen (der Prager Wondracek bringt
nichts Besonderes, der russische Emi-
grant Klein ist indiskutabel, beide er-
hielten dritte Preise) für ihr Interesse
und ein — bei uns im eigenen Lande
nicht so großes — Vertrauen zu danken.
Die Linden sind nicht mehr die Reprä-
sentationsstraße der regierenden Macht.
Das Schloß, auf das sie zuführen, ist
heute Museum. Dennoch haben sie eine
einzigartige Bedeutung durch die Schön-
heit ihrer räumlichen Abmessungen und
als die Promenade der eleganten Welt.
Dieser Charakter der »guten Stube« Ber-
lins darf nicht im Chaos des sich über-
steigernden Verkehrs untergehen. Die