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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925/​1926 (Oktober-März)

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Nr. 42/43
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41232#0229

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Mies van der Rohe, Landhaus in Neubabelsberg.
Architekturausstellung in der Städtischen Kunsthalle in Mannheim

gehemmt das Neue noch nicht so ein-
deutig und klar verarbeiten, wie die
Bauten der Hauptausstellung. Die zweite
Abteilung enthält Arbeiten von hollän-
dischen Architekten wie J. J. P. Oud,
dem Strengsten der Neuerer, oder Du-
dok und van Loghen. Diese Gruppe hat
im Rahmen der sonst auf deutsche Bau-
künstler beschränkten Ausstellung ihre
volle Berechtigung. Die Beziehungen
von und nach Holland sind so mannig-
fach, daß die Holländer am engsten
von allen Fremden mit Deutschland ver-
bunden erscheinen. Der Hauptteil der
Ausstellung endlich, der sich nach Typen
aufbaut, zeigt deutlich, auf welchen Ge-
bieten das Hauptgewicht des neuen bau-
künstlerischen Schaffens liegt. Auffallen-
derweise nimmt nicht der Wohnungsbau
den größten Raum ein. Nur zwei kleine
Kojen vereinigen Miethäuser und Sie-
de lungen, und zwei andere ebenso
kleine Räume enthalten Beispiele mo-
dernen \ illenbaues. Auf diesem Ge-
biet herrscht im großen und ganzen das
Alte noch vor. Mögen es Wünsche der
Bauherrn sein, die die Architekten nicht
frei schalten lassen, mag eine gewisse
Angst und Unsicherheit davor zurück-
schrecken, mit dem Alten, das uns über-
all in unseren Behausungen umgibt, zu
brechen: nur ganz wenige entschlossene
Architekten wandeln hier die neuen
Wege, indem sie auf alles schmückende
Beiwerk, aul alles l nnötige verzichten

und durch freie Gruppierung der Massen,
durch eindeutigeRechtwinkligkeit, durch
strenge Betonung der Horizontalen jenen
eigentümlichen Rhythmus auf das Bau-
werk übertragen, der uns aus den besten
Werken der Ingenieure längst bekannt
ist. Mendelsohn an der Spitze, Mies van
der R.ohe, Bruno Taut, dann Hilbers-
heimer, Gutkind und Riphahn seien hier
nur genannt. — Weitaus die größte
Gruppe umfaßt Industriebauten (Fa-
briken, Lagerhallen usw.), und fast eben-
so bedeutsam steht daneben die Gruppe
der Handelsbauten (Bürohäuser, Ver-
waltungsgebäude, Messebauten u. ä.). Es
ist nicht allein der Zweck dieser Bauten,
der die neue Form bedingt. Ohne einen
ausgesprochenen Willen zur reinen
Form kommen auch hier romantisierende
Gebilde zustande, die mit Fabrik und
Maschine, mit Büro und trockenem Ver-
waltungskram nichts zu tun haben. Die
Auswahl aus dem überreichen Material
ist aber so getroffen, daß alles Zweideu-
tige, Unklare verbannt ist. Es ergibt
sich eine gerade Linie von den Bauten,
die Gropius für die Werkbundausstellung
1914 errichtet hat, und von dem Aus-
stellungspavillon des Stahlwerksverban-
des, den Bruno Taut 1913 auf der Bau-
fachausstellung in Leipzig erstellt hat,
bis zu den Plänen und Entwürfen von
Mendelsohn, Mies van der Rohe und
Arthur Korn. Bürohäuser von Fahren-
kamp, Alfred Fischer, Max Taut und
 
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