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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925/​1926 (Oktober-März)

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Nr. 48/49
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41232#0296

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726

Literatur

Abgesehen von dem noch recht un-
klaren Ausgang, erfreut das Buch und
erfüllt uns mit Genugtuung über die auf-
bauende Arbeit, die der stilkritischen
Bemühung an dieser Stelle gelungen ist.
Max J. Friedländer
*
Paolo d’Ancona, La Miniature 11 a -
lienne des X. au XV I. siede. Paris
und Brüssel 1925.
Auf dreiundneunzig Quartseiten Text
versucht Paolo d’Ancona der bekannte
Kenner italienischer Miniaturmalerei,
einen Überblick über sein Forschungsge-
biet zu geben. Daß bei so knapp bemes-
senem Kaum eine erschöpfende Darstel-
lung des umfangreichenStoffes nicht mög-
lich war, ist von vornherein klar. So be-
schränkt sich der Verfasser darauf, die
Resultate der von ihm und anderen er-
arbeiteten Einzeluntersuchungen zu ord-
nen, sie nach Möglichkeit in Zusammen-
hang zu bringen und sie dort zu berich-
tigen, wo aus der Übersicht sich ergebende
Erkenntnis es forderte. D’Ancona sagt
im Vorwort, daß der Augenblick, die Ge-
schichte der italienischenMiniaturmalerei
abschließend zu behandeln, noch nicht
gekommen sei, da manches Teilgebiet
kaum erforscht wurde, die Fülle geord-
neten Materials, die allein vollständige
Klarheit ergeben könnte, nicht vorliegt.
Um so mehr ist der Mut zu bewundern,
mit dem er es unternimmt, aus verein-
zelten Bausteinen wenigstens einen
Grundriß zu erstellen.
Paolo d’Ancona beginnt seine Darstel-
lungmitdem 10. Jahrhundert, betrachtet
aber die Zeit bis zum Beginn des 12. als
eine Vorbereitungszeit, in der sich ein
nationaler Charakter in den Arbeiten
italienischer Buchmaler nicht zeige, viel-
mehr so verschiedene Einflüsse aus Osten,
Norden und Westen sich kreuzten, daß
man Einheitlichkeit des Stils nirgends
feststellen könne. Auch bei den Arbeiten
des 12. Jahrhunderts will zusammenfas-
sende Stilbestimmung nicht gelingen.
Erst in der bolognesischen Miniatoren-
schule des 13. Jahrhunderts, die eine sehr
eigenartige Verarbeitung französischer
Einflüsse zeigt, ergibt sich ein geschlos-
senes Bild. Beicher wird es bei der Be-

handlung des 14. Jahrhunderts, in dem
sich die Schulen der Lombardei, Bolognas,
Florenz’, Sienasund Neapels scheidenund
mit schönen Beispielen vorführen lassen.
Den Höhepunkt erblickt der Verfasser
in den Arbeiten des 15. Jahrhunderts, die
er gegen den Vorwurf, sie bedeuteten in-
folge der Durchbrechung der strengen
Form bereits einen Abstieg, erfolgreich
in Schutz nimmt. Stärker noch als heim
14. sieht er sich hier gezwungen, nur ein-
zelne besonders glänzende Beispiele her-
auszuheben. In der Hauptsache handelt
es sich um die beherrschenden Zentren
Mailand, Ferrara, Verona, Florenz und um
die wichtigsten Werke der bedeutendsten
Meister; die kleineren Zentren, die ge-
ringeren Meister sind nur ganz kurz er-
wähnt. Es kommt geographische Ord-
nung und Aneinanderreihung biographi-
scher Daten und kurzer Beschreibungen
zustande, und es bleibt nur wenig Raum
für die Kennzeichnung des jeweiligen
Miniaturenstils und die Darstellung des
Entwicklungsganges. Man hätte ge-
wünscht, durchlaufende Linien hervor-
gehoben, beherrschende Gesichtspunkte
stärker betont zu sehn.
Dem Text sind ein Verzeichnis der be-
handelten Manuskripte und ein Index der
Miniatoren angehängt. Anmerkungen
unter dem Text weisen die benützte, weit
verstreute und oft entlegene Literatur
nach und enthalten einzelne kritische Be-
merkungen und Hinweise auf manches
wenig beachtete Manuskript. An der
Hand dieser Hilfsmittel kann das Werk
demFor scher wertvolleünterstützung bei
Orientierung über die bislang geleistete
Arbeit bieten. Fast möchte man sagen,
der Hauptwert des Buches liege in diesen
von größter Gelehrsamkeit und umfassen-
dem Wissen zeugenden Anmerkungen,
wenn sie nicht eben doch im Text das
Gerippe hätten, das ihnen Halt verleiht.
Siebenundneunzig Tafeln in Licht-
druck, worunter vier farbige, mit nicht
weniger als 126 Abbildungen führen Pro-
ben aus den wichtigsten Manuskripten
vor. Sie sind so gut ausgeführt, daß man
aus ihnen klare Vorstellung von Stil und
künstlerischer Bedeutung dieser Arbeiten
gewinnen kann. Auch Druck und Papier
 
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