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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925/​1926 (Oktober-März)

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Nr. 48/49
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41232#0307

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Ausstellungen

737

öffnet, il große Säle wurden frei gemacht
für diese Veranstaltung, deren Titel nur
andeutend das bunte Material bezeich-
net. Der Name ist, wie das erläuternde
Flugblatt von Direktor Dr. Hartlaub
durchblicken läßt, gewählt worden, um
von vornherein den ganzen Komplex
kulturgeschichtlicher und volkskund-
licher Fragen auszuschalten, der sich mit
dem Begriff der Fastnacht verbindet.
Nur eine kleine Gruppe volkskundlich
interessanter Gegenstände hat im Rah-
men des Ganzen ihren Platz gefunden,
und auch die nur, soweit sie künstlerisch
irgendwie bedeutsam sind. Das ist die
Abteilung, die die alten Fastnachts-
bräuche veranschaulicht, wie sie sich im
badisch-alemannischen Schwarzwald (be-
sonders Villingen, Donaueschingen, El-
zach), in der Schweiz (Sarganserland,
Wallis) und im Werdenfelser Land er-
halten haben. Aus Museen und aus Privat-
besitz ist eine Menge der schönsten ge-
schnitzten Masken zusammengebracht,
unter denen besonders eine wundervoll
zarte Frauenmaske aus dem Züricher
Landesmuseum auffällt (Ahb. 1). Im üb-
rigen ist alles Volkskundliche bewußt
ausgeschaltet worden, da es in rein künst-
lerischer Flinsicht meist ziemlich belang-
los ist. —- Die ältesten künstlerischen
Denkmale vom Fastnachtstreiben, die
die Ausstellung aufweist, stammen aus
dem ausgehenden Mittelalter. Es sind die
sog. Schembartbücher, die als Andenken
an das berühmte Nürnberger Schembart-
laufen angelegt wurden und in chronik-
artiger Folge die Kostüme der Idaupt-
leute dieser Umzüge, besondere Gruppen
aus den Zügen und die Tänze bildlich
f'esthalten. Etwa ein Drittel sämtlicher
erhaltenen Schembartbücher ist im Ori-
ginal ausgelegt. Eines der wichtigsten,
das sich in der HamburgerStadtbibliothek
befindet, ist vor einigen Jahren in Fak-
similereproduktion hcrausgegeben wor-
den. Diese Nachbildung ist aufgelöst und
in allen Tafeln sichtbar gemacht worden.
Ein paar alte Originalmasken aus dem
Germanischen Nationalmuseum in Nürn-
berg und aus dem Bayrischen National-
museum in München ergänzen diese Ab-
teilung. — Als Gegenstück zu diesem spe-


Abb. 1. Fastnachtsmaske um 1800.
Besitzer: Landesmuseum, Zürich. Ausstell.:
Fastnacht in der Kunst in Mannheim
zieh deutschen Brauch sind die Karne-
valsfeste in Venedig anzusehen, deren
älteste Darstellungen schon die Keime
der italienischen Komödie in sichtragen,
wie sie in denBalli di Sfesania von Callot
und dann in den Bildern von Watteau
ihren reinsten künstlerischen Ausdruck
fanden. Photographien und Stiche nach
Bildern von Longhi und Guardi vervoll-
ständigen diese italienische Abteilung. —
In den Niederlanden ist der Fasching
stets ein großes Volksfest gewesen. Be-
kannt ist das schöne Bild von Brueghel
»Der Kampf des Faschings mit dem Fa-
sten«, auf dem der feiste Fasching mit
eingelegter Lanze auf einem Faß gegen
die dürre, aschgraue Gestalt des Fastens
in die Schranken reitet. Von Brueghel ist
auch der bekannte Holzschnitt zu be-
wundern, der eine Szene ous einem Fast-
nachtsspiel darstellt (Le Bl. 5). Aus dem
weiteren Verlauf des 16. und aus dem
17. Jahrh. haben sich in den Niederlanden
besonders inKalenderstichen Fastnachts-
darstellungen erhalten. Der Februar ist
 
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