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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925/​1926 (Oktober-März)

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Nr. 48/49
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41232#0308

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Ausstellungen

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ja der Karnevalsmonat und von alters
her gehört fast symbolhaft zu ihm die
Darstellung von Maskierten. Daneben
aber ist besonders wertvoll ein schönes
Bild von Sebastian Vrancx (Kunsthand-
lung Dr. Benedict, Berlin; Abb. 2), das
eine Fastnachtsszene in Antwerpen wie-
dergibt, die die vielen anderen nieder-
ländischen Darstellungen an künstleri-
scher Qualität weit überragt. — Schon
seit den Zeiten Maximilians I. (Freydal,

Weiskunig)sind diehöfischen Fastnachts-
belustigungen besonders gern gezeichnet
und gemalt worden. Aus der Zeit des
reifen Barock und des Rokoko sind viele
Beispiele davon in der Ausstellung:
prachtvolle Originalhandschriften, eine
Menge Stiche und daneben die sehr schö-
nen Faksimilereproduktionen der Mas-
chere von Burnaccini, die Piper kürzlich
in den Denkmälern des Theaters neu
herausgegeben hat. — »Um 1800« folgen
—- um nur das Wichtigste zu nennen —-
die Stiche von Rowlandson und Pinelli,
die reizenden Originalaquarelle von Stür-
mer (Theatermuseum München) und die
Illustrationen zu Goethes römischem
Karneval. Die Maskenbälle hei Hofe,
denen man gern ein literarisches Thema
zugrunde gelegt hat (Lalla Rough, Quen-

tin Durward), die Subskriptionsbälle,
dann die großen bürgerlichen Fastnacht s-
züge.das alles ist bis zurMitte deslO. Jahrh.
in zahlreichen, künstlerisch sehr feinen
Darstellungen festgehalten.Dann nehmen
besonders in den Akademiestädten Düs-
seldorf und München die Künstlerfeste
die Tradition auf und setzen sie bis zur
Gegenwart fort. Von Schwind, Spitz-
weg, Kaulbach und Neureuther bis zu
Slevogt und darüber hinaus ist eine Reihe
guter Beispiele für Ge-
legenheitsgraphik und
Saaldekorationen an-
läßlich solcher Feste zu-
sammengebracht wor-
den. Ergänzend fügt
sich in diese geschicht-
liche Folge eine Sonder-
abteilung ein, die zahl-
reiche Proben derChari-
vari-Künstler gibt: Dau-
mier an der Spitze und
neben ihm besonders
Gavarni. — Dieser Ab-
teilung steht eine zweite
gegenüber, der man die
Überschrift »Die Kunst
im Fasching« geben
könnte. Hier sind Ori-
ginaldekorationen für
moderne Künstlerfeste
(besonders der Nürn-
berger Kunstgewerbe-
schule) und Entwürfe fürMaskenkostüme
zusammengestellt. Die Kunsthalle hatte
einen großen Wettbewerb für Kostüm-
entwürfe ausgeschrieben. Aus dem sehr
reichen eingelieferten Material ist etwa
der dritte Teil zur Ausstellung gelangt,
an dem man ausgezeichnet studieren
kann, wie die Mode sich künstlerischer
Probleme bemächtigt, sie spielend aus-
nutzt und phantastisch umwertet zu gro-
tesken oder launischen Kostümen. So
bietet die Ausstellung, die bis Ende
März geöffnet bleiben soll, Anregungen
mannigfachster Art für den Forscher wie
für den genießenden Beobachter. Str.
x-
AusstellungneuerdeutscherGra-
phik in Barcelona. Eine Ausstellung-
deutscher Graphik unserer Zeit wird


Abb. 2. Sebastian Vrancx, Karnevalsszene.
Besitzer: Kunsthandlung Dr. Benedikt & Co., Berlin.
Ausstellung: Fastnacht in der Kunst in Mannheim
 
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